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Sprechen nur noch die Waffen?

20. Januar 2015

In der Ostukraine gehen die Kämpfe weiter. Bei Gefechten am Flughafen von Donezk entstanden nach Angaben der Regierung in Kiew schwere Schäden. Die Pläne für einen Krisengipfel drohen unterdessen zu scheitern.

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Panzer der ukrainischen Armee in der Stadt Volnovakha (Foto: Reuters/Alexander Ermochenko)
Bild: REUTERS/Alexander Ermochenko

Die tagelangen heftigen Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine haben auch am Montag angedauert. Dabei gab es erneut mehrere Tote und Verletzte.

Nach Regierungsangaben fügten die Separatisten dem Flughafen der Rebellenhochburg Donezk schwere Schäden zu. Viele Soldaten seien verletzt worden, als im ersten Stockwerk des Terminals eine Decke eingestürzt sei, erklärte ein Berater von Präsident Petro Poroschenko. Die Separatisten hätten diese "in die Luft gesprengt".

Um den Flughafen war in den vergangenen Tagen heftig gekämpft worden. Unter wessen Kontrolle er zu welchem Zeitpunkt stand, war unklar. Am Sonntag hatte die Armee angegeben, sie habe den Großteil des Flughafens gesichert. Bei den Kämpfen um den Airport wurden mindestens zehn Zivilisten getötet.

Raketeneinschlag, Artilleriefeuer, Explosion

Zu neuer Gewalt kam es auch außerhalb des Flughafens. In ein Krankenhaus im Zentrum von Donezk schlug eine Rakete ein. Die Frontseite des Gebäudes wurde beschädigt, Fenster gingen zu Bruch. Nach Angaben der Separatisten wurden fünf Patienten und ein Mediziner verletzt.

Krankenhaus in Donezk nach dem Raketeneinschlag (Foto: picture alliance/dpa)
Das Krankenhaus in Donezk nach dem RaketeneinschlagBild: picture-alliance/dpa/M. Parhomenko

In Delbazewe, rund 60 Kilometer nördlich von Donezk, wurden nach offiziellen Angaben drei Menschen durch Artilleriefeuer getötet und zwölf weitere verletzt. Binnen 24 Stunden seien in der Ostukraine zudem drei Soldaten getötet und 66 weitere verletzt worden, teilte die ukrainische Armee mit.

In der Stadt Charkiv wurden durch eine Explosion zwölf Menschen verletzt, mindestens zwei von ihnen schwer. Laut Augenzeugen ereignete sich die Explosion, als der prowestliche Aktivist Michailo Sokolow ein Gerichtsgebäude verließ. In den vergangenen Monaten waren in Charkiv häufiger Sprengsätze detoniert, gekämpft wird dort aber nicht.

Erneute Vorwürfe an Moskau

Das Militär hatte am Samstag trotz der Anfang Dezember mit den Rebellen vereinbarten Waffenruhe eine massive Gegenoffensive unter anderem mit Artillerie und Panzern gestartet. In dem Konflikt in der Ukraine starben seit April vergangenen Jahres mehr als 4800 Menschen, Hunderttausende wurden vertrieben.

Die Regierung in Kiew warf Russland vor, am Montag etwa 700 Soldaten zur Unterstützung der Separatisten über die Grenze geschickt zu haben. Die Ukraine und der Westen werfen Moskau immer wieder vor, die Rebellen mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen.

Minsker Abkommen kommt nicht voran

Die Pläne für einen Ukraine-Krisengipfel im kasachischen Astana drohen derweil endgültig zu scheitern. "Wir sind in der Situation, in der sich alle Seiten täglich auf die Minsker Vereinbarung beziehen. Allein bei der Umsetzung kommen wir nicht genügend schnell - in manchen Bereichen gar nicht - vorwärts", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Rande des EU-Außenministertreffens in Brüssel. Derzeit werde geprüft, ob es in dieser Woche von Seiten Russlands, der Separatisten und der Ukraine größere Bereitschaft gebe, zu einem Kompromiss beizutragen, fügte Steinmeier hinzu.

Wichtig sei vor allem Bewegung bei den Verhandlungen über eine mögliche Waffenstillstandslinie. "Ich kann nur sagen, es ist und bleibt ein mühsames Geschäft", ergänze Steinmeier. Aktuell sei nicht einmal klar, ob es in dieser Woche ein neues Außenministertreffen geben könne und erst recht nicht, ob der von vielen erhoffte Gipfel in Astana stattfinden könne.

Das Spitzentreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Präsidenten aus der Ukraine, Russland und Frankreich hatte eigentlich bereits in der vergangenen Woche stattfinden sollen. Angesichts der Differenzen zwischen den Konfliktparteien kam es allerdings nicht zustande.

gri/wl (afp, dpa)