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Gegen eine Kultur der Gewalt

21. Juli 2015

Schusswaffen sind in Afghanistan allgegenwärtig. Um den Gewehr tragenden Erwachsenen nachzueifern, spielen viele Jungen mit Kalaschnikows aus Plastik. Dem will die Regierung nun einen Riegel vorschieben.

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Afghanische Kinder mit Spielzeugwaffen (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/N. Shizada

Die afghanische Regierung will nicht weiter hinnehmen, dass die weit verbreitete Kultur der Gewalt und des Waffentragens bereits im Kindesalter beginnt. Innenminister Nur al-Hak Ulumi wies die Polizeikräfte an, alle Spielzeugwaffen zu beschlagnahmen, "die zu physischen oder psychischen Schäden unter den Menschen führen können". Das Innenministerium in Kabul verwies außerdem auf die Verletzungsgefahr durch Pistolen- und Gewehrimitationen, die Plastik- oder Gummikugeln verschießen.

Viele Afghanen sehen einen Zusammenhang zwischen den Kriegsspielen der Kinder und der Gewalt unter Erwachsenen. Im Internet wurde das Verbot der Waffen-Nachbildungen begrüßt, wobei einige Nutzer eine Ausweitung auch auf echte Waffen forderten. "Dies ist ein positiver Schritt, der Kinder davon abhalten wird, echte Waffen zu ergreifen, wenn sie aufwachsen", schrieb der Internetsurfer Abdul Schahid bei Facebook. "Kriegsgeist und Krieg haben eine brutale Kultur der Gewalt in unserer Gesellschaft befördert, die Kinder beeinflusst", kritisierte er.

Mehr als hunderte Verletzte

Jungen kaufen sich oft Spielzeugwaffen von dem Geld, das sie zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan geschenkt bekommen. Am vergangenen Sonntag ging das dreitägige Fest zum Abschluss des Fastenmonats zu Ende. Wie üblich tobten viele Kinder mit Kalaschnikows oder Pistolen aus Plastik herum. Dabei verletzten sich nach Behördenangaben mindestens 116 Kinder.

Die meisten Verletzungen - vor allem im Gesicht und den Augen - stammten von den Plastikgeschossen, sagte ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums. Die Krankenhäuser hätten an den drei Feiertagen dreimal so viele Kinder wie üblich aufgenommen. Allerdings habe es keine schweren Verletzungen gegeben. "Mein Sohn hat mit Freunden gespielt, als ihn ein Geschoss aus dem Spielzeuggewehr eines Nachbarjungen im Auge traf", sagte etwa Ali Mohammed Haschem. "Zum Glück gab es keinen bleibenden Schaden."

ago/rb (afp, dpa)