Weltgrößte Spielemesse
23. Oktober 2008Spielen ausdrücklich erlaubt - so lautet das Motto der Internationalen Spieltage. Ob Brettspiele für Kinder oder Erwachsene, Neuheiten der Strategie, Abenteuer- oder Fantasy-Sparte, oder eben doch Klassiker wie Schach oder Doppelkopf: In Essen ist alles dabei, was Spaß macht. 735 Aussteller aus aller Welt präsentieren bis Sonntag (26.10.2008) in den Essener Messehallen ihre Neuheiten - auf einer Gesamtfläche von 44.100 Quadratmetern. An jedem Stand können sich die Besucher hinsetzen und mitspielen, Neuheiten ausprobieren und kaufen.
Test vor dem Weihnachtsgeschäft
Seit 25 Jahren trifft sich einmal im Jahr die gesamte internationale Spieleszene in Essen. Bei der größten Publikumsmesse von Gesellschaftsspielen tauschen sich Autoren, Hersteller, Spiele-Kritiker und Pädagogen aus und stellen ihre Ideen des Jahres vor. Axel Meffert, Geschäftsführer des Kosmo-Verlages, bezeichnete die "SPIEL" in Essen als "unverzichtbares Forum für die Markteinführung eines neuen Spiels".
Die Spielmesse gilt als Test für neue Spiele, die danach in das wichtige Weihnachtsgeschäft starten sollen. "Trotz der Wirtschaftskrise hoffen wir auch in diesem Jahr auf einen stabilen Umsatz von rund 400 Millionen Euro mit Gesellschaftsspielen und Puzzles", sagte Michael Hopf vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie. Die Kunden könnten mit stabilen Preisen für Gesellschaftsspiele rechnen.
Literatur ist in
In diesem Jahr verzeichnet die "SPIEL" einen absoluten Rekord an Neuheiten: 550 Spiele werden erstmals vorgestellt. "Die Mischung ist so bunt wie nie zuvor", sagt Dominique Metzler, Sprecherin der Internationalen Spieltage. "Das geht vom einfachen Kartenspiel bis zum richtig aufwendigen und teuren Brettspiel."
Trotz der Vielfalt sind allerdings auf der diesjährigen Messe deutliche Trends zu erkennen. So spiele das Thema Literatur eine große Rolle, sagte SPIEL-Sprecherin Metzler. Bestseller wie Umberto Ecos "Der Name der Rose" oder Frank Schätzings "Der Schwarm" wurden zu anspruchvollen Gesellschaftsspielen weiterentwickelt. "Damit erschließt sich der Spielemarkt automatisch eine neue Zielgruppe", erklärt Metzler. "Diese Spiele lassen sich später optimal in Buchläden verkaufen."
Intim-Piercing und Koch-Tricks
Auch Quiz- und Party-Spiele liegen nach wie vor im Trend. Ein bekannter Meisterkoch hat ein Kochquiz entwickelt und lässt die Spieler Tricks und Kniffs seiner Kochkunst erraten. In einer anderen Neuheit wird es intim: Die Spieler müssen erraten, ob einer der Kollegen schon mal die Füße geküsst bekommen hat – oder wer in der Runde ein Intim-Piercing trägt.
Im Trend liegt, modernste Elektronik bei Gesellschaftsspielen einzusetzen. So ging der Deutsche Spielpreis 2008 in der Kategorie Kinderspiel an ein elektronisch gestütztes Brettspiel. Auf dem Spielplan steht ein Minicomputer in Form einer alten Truhe. Diese spricht zu den Kindern mit unterschiedlichen Stimmen und gibt ihnen Tipps, wie sie einen Schatz finden können.
Moderne Technik in eine alte Optik zu integrieren, sei diesem Spiel außergewöhnlich gut gelungen, findet Sprecherin Metzler und betont: "Wichtig ist bei Gesellschaftsspielen immer, dass die Elektronik nicht aufgesetzt wirkt und gut zu bedienen ist." Das Spiel müsse durch die Technik effektiv gewinnen, so Metzler. "Deswegen werden auch niemals alle Gesellschaftsspiele elektronisch sein, trotz aller technischen Fortschritte."
"The German Games"
Deutschland sei Weltmeister im Gesellschaftsspielbereich, sagt Metzler. Nirgends auf der Welt gebe es so viele Spiele-Verlage, -Neuheiten und -Autoren wie in Deutschland. Dadurch haben sich die deutschen Gesellschaftsspiele international bereits einen Namen gemacht. "Wenn ausländische Händler von gut gemachten und liebevoll gestalteten Strategiespielen sprechen, nennen sie diese allgemein nur "The German Games", sagt Metzler. Kassenschlager wie "Die Siedler von Catan" wurden weltweit exportiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Denn der Spielemarkt im Ausland boomt. 31 Nationen sind auf der Spielemesse in Essen vertreten. Fast die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Ausland. Einen besonders großen Zuwachs beobachtet Metzler beim Spielemarkt in Asien. "Der ganze asiatische Raum entdeckt die Gellschaftsspiele", sagt sie. Korea zum Beispiel war vor vier Jahren noch absoluter Spiele-Neuling. Jetzt haben die Koreaner einen eigenen, von der Regierung finanzierten Pavillon auf der Messe.
Auch Osteuropa fängt zunehmend an zu spielen. "Der Markt in Polen und Tschechien boomt", so Metzler. Doch bei allen Neuheiten bleibe vor allem ein Spiel weltweit die Nummer eins - passend zur Finanzkrise: "Monopoly". (ako)