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Spiele zwischen Meer und Himmel

2. Juli 2003

Die kanadische Hafenstadt Vancouver ist der große Sieger, Salzburg der große Verlierer im olympischen Dreikampf um die XXI. Olympischen Winterspiele 2010.

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Jetzt auch Olympia-Stadt: VancouverBild: Tourism Vancouver

Die Olympischen Winterspiele 2010 finden in Vancouver statt. Die 115. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kürte am Mittwoch (2.7.) in Prag den Favoriten zum Sieger und setzte Pyeongchang (Südkorea) auf den ehrenvollen zweiten Platz. Kanada ist damit nach Calgary 1988 zum zweiten Mal Schauplatz des bedeutendsten Wintersport-Ereignisses und zusammen mit den Sommerspielen in Montreal 1976 zum dritten Mal Olympia-Gastgeber.

Die Entscheidung in einem dramatischen Wahlfinale fiel im zweiten Durchgang, in dem sich Vancouver unerwartet knapp mit 56:53 Stimmen gegen Pyeongchang durchsetzte. Salzburg war mit 16 Stimmen bereits in der ersten Runde gescheitert, in der Pyeongchang (51) überraschend mehr Stimmen erhielt als Vancouver (40).

Trauer auch im Berchtesgadener Land

IOC-Präsident Jacques Rogge löste bei der Verkündung des Siegers um 17.42 Uhr im Kongress-Saal des Prager Hilton-Hotels lauten Jubel der von Premierminister Jean Chretien angeführten kanadischen Abordnung aus. Tiefe Betroffenheit herrschte bei der 300-köpfigen Delegation aus Österreich. Mit Salzburg, das von dem Kitzbühel-Einwohner Franz Beckenbauer und der deutschen Rodel-Legende Georg Hackl vergeblich unterstützt worden war, scheiterte nach Graz (2002) und Klagenfurt (2006) die dritte Bewerbung des Alpenlandes hintereinander. So bleibt es bei der zweimaligen Gastgeberrolle von Innsbruck (1964, 1976). Bei einem Sieg Salzburgs wären die Bob- und Rodelwettbewerbe im bayerischen Königssee ausgetragen worden.

Jean Chretien Vancouver Olympische Winterspiele 2010
Die kanadische Delegation freut sichBild: AP

Gegen Salzburgs hochklassige Bewerbung, die besonders die Kultur mit einbezog, hat sich der "Europa-Faktor" mit voller Wucht gewandt. Zum einen finden bereits die Winterspiele 2006 in Turin und damit in Europa statt. Zum anderen haben eine ganze Reihe europäischer Olympier die Nicht-Europa-Kandidaten gewählt, um die Chancen des alten Kontinents auf die Sommerspiele 2012 zu verstärken. So haben bei der Prager Wahl auch Leipzig und die übrigen überaus starken europäischen Bewerber wie Paris, London, Moskau und Madrid mit gesiegt.

Gretzky kontra Mozart und Maier

Mit Vancouver setzte sich jene Stadt durch, die von den IOC-Prüfern die besten Noten erhalten hatte: "Sie bietet für die Athleten die besten Voraussetzungen", heißt es in dem Evaluierungsbericht. Die Wettbewerbe auf Eis sollen in der 500.000-Einwohnerstadt am Pazifik ausgetragen werden, die Ski-Konkurrenzen im 125 km entfernten Whistler. Wegen der Entfernung, die in der Bewerbung den einzigen kritischen Punkt bildete, wird es zwei Olympische Dörfer geben. Vancouver will die Spiele für 874 Millionen US-Dollar organisieren und 845 Millionen in die Infrastruktur stecken.

Als besonderes Pfund für Vancouver erwies sich Kanadas Eishockey-Heros Wayne Gretzky, der ein eindrucksvolles Plädoyer für sein Land hielt. "Vertrauen sie uns die Spiele an, und wir versprechen, dass sie stolz sein werden." Gretzky stach damit in einem indirekten Duell Salzburgs Ski-Herminator Hermann Maier aus, dessen "Traum, die Spiele nach Salzburg zu holen", unerfüllt blieb.

Salzburg hatte bei der Präsentation vor allem mit Mozart und Maier geworben, Pyeongchang auf die politische Karte gesetzt. Doch am Ende siegte Vancouvers Vision von den "Spielen zwischen Meer und Himmel". (dpa)