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"Spiegel Online" muss Korrespondenten abziehen

17. März 2016

Der Spiegel-Verlag hat seinen Istanbuler Korrespondenten wegen Problemen mit den Behörden zurückgerufen und die Verletzung der Pressefreiheit kritisiert. Hasnain Kazim soll jedoch weiter über die Türkei berichten.

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Türkei Journalist Hasnain Kazim in Istanbul
Bild: picture-alliance/dpa/C. Merey

Trotz monatelanger Bemühungen hat Hasnain Kazim (Artikelbild), Korrespondent der Nachrichtenseite "Spiegel Online" von den türkischen Behörden keine Verlängerung seiner Presse-Akkreditierung erhalten. Dies teilte der Internet-Ableger des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" mit. Da für ausländische Journalisten die Aufenthaltsgenehmigung an die Akkreditierung gekoppelt sei, könne Kazim nicht mehr frei im Land arbeiten.

Kazim habe fair, aber kritisch Missstände und Fehler der türkischen Regierung beleuchtet, erklärte "Spiegel-Online"-Chefredakteur Florian Harms. "Das Verhalten der türkischen Behörden lässt für uns keinen anderen Schluss zu, als dass unser Korrespondent aufgrund seiner journalistischen Berichterstattung vor Ort nicht mehr erwünscht ist." Dieses Verhalten gegenüber Kazim, dem "Spiegel" und "Spiegel Online" sei nicht tolerabel und verletze die Pressefreiheit.

Wasserwerfer gehen nach der Zwangsverwaltung der Zeitung Zaman gegen Demonstranten vor (Foto: AFP)
Wasserwerfer gehen nach der Zwangsverwaltung der Zeitung Zaman gegen Demonstranten vorBild: Getty Images/AFP/O. Kose

Nach Einschätzung von Hendrik Zörner vom Deutschen Journalistenverband (DJV) zeigt die Angelegenheit erneut die ernsten Folgen der "pressefeindlichen Politik der türkischen Regierung". Kazim sei nicht der erste ausländische Journalist, der das Land verlassen habe, schrieb Zörner in einem Blogbeitrag auf der DJV-Homepage. Auch Berichterstatter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der norwegischen Zeitung "Aftonbladet" seien ausgereist. Weitere Journalisten dürften darüber nachdenken.

Die türkische Regierung steht derzeit wegen ihres Umgangs mit kritischen Journalisten und Oppositionellen heftig in der Kritik. Unter anderem hatte sie regierungskritische inländische Medien wie die Tageszeitung "Zaman" unter Zwangsverwaltung gestellt und Journalisten mit Klagen unter Druck gesetzt. Kritiker sehen die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei bedroht.

tu/rb (afp, dpa, epd, rtr)