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Spiegel des Weltkinos

5. Februar 2002

Die 52. Berlinale beginnt. 12 Tage lang dreht sich in Berlin alles um den deutschen und internationalen Film. In diesem Jahr werden rund 800 Filme gezeigt.

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Seit ihrer Gründung im Jahr 1951 gehören die Internationalen Filmfestspiele Berlin neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Events der Filmwelt. Ziel der Berlinale ist es, eine bessere Zusammenarbeit und Verständigung zwischen den Kulturen zu fördern, indem sie innovative und wertvolle Filme präsentiert. Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung der goldenen und silbernen Bären.

Neuer Chef: Dieter Kosslick

PK mit Berlinale-Chef Dieter Kosslick
German Dieter Kosslick, the director of the Berlin film festival "Berlinale" stands in front of a "Berlinale" poster during a news conference in Berlin on Tuesday, Jan. 29, 2002. This year's Berlin film festival is the first under new director Kosslick and takes place from Feb. 2 to Feb. 17, 2002. Twenty-three movies from 20 countries will compete for the "Golden Bear" trophy. (AP Photo/Herbert Knosowski)Bild: AP

Um den 11. September waren der neue Berlinale-Chef Dieter Kosslick und die Leiter der Sektionen Panorama und Internationales Forum, Wieland Speck und Christoph Terhechte, auf Auswahlreisen für das Berliner Filmfestival. So verwundert es nicht, dass die Wahl unter den politischen Eindrücken und weltpolitischen Veränderungen dieser Zeit stattfand und davon auch die 52. Berlinale beeinflusst wird.

In welchem Ausmaß, lässt sich schwer sagen, denn Filme zum Thema gibt es noch nicht, sie sind späteren Festivals vorbehalten. Wenn am 6. Februar die Internationalen Filmfestspiele mit "Heaven" (Himmel) des deutschen Regisseurs Tom Tykwer eröffnet werden, gilt Sicherheitsstufe Nummer 1. Die Eröffnungsveranstaltung wird "mit Sicherheit ein Ereignis", meinte Dieter Kosslick vor Journalisten.

Die Festivals der ersten Jahre, darauf wies Kosslick hin, wollten mit den ausgewählten Filmen fremde Religionen und Philosophien, andere Lebensarten und unbekannte Riten und Mythen mit dem Blick der Filmemacher zeigen. Dieses Werben für Toleranz und Verständigung zwischen Menschen und Völkern habe eine ganz aktuelle Bedeutung. Die Berlinale begreift sich auch unter ihrem neuen Direktor als Spiegel des Weltkinos; so will er bewusst an die Tradition von Alfred Bauer, Wolf Donner, Moritz de Hadeln und Ulrich Gregor anknüpfen.

Einige Neuerungen zu erwarten

Kosslick will das Festival "nicht auf den Kopf stellen, sondern das moderne Festivalkonstrukt beibehalten". Dennoch wird es einige Neuerungen geben. Neben den Goldenen und Silbernen Bären gibt es diesmal auch einen Preis für Filmmusik, die Sektion "Perspektive Deutsches Kino", einen Preis für den besten Erstlingsfilm sowie den "Berlin Talent Campus" als Treffpunkt der jungen Filmgeneration aus den Teilnehmerländern.

Auffallend stark vertreten im Wettbewerbsprogramm ist Europas Kino - Deutschland allein mit vier Werken, darunter Tom Tykwers "Heaven", der nach dem letzten Drehbuch des vor fünf Jahren verstorbenen Regisseurs Krzystof Kieslowski entstand und sich als Mischung aus Thriller, Lovestory und moralischem Drama versteht. In "8 femmes" des französischen Regisseurs Francois Ozon mit Catherine Deneuve geht es um Verdacht und Schuld.

Rolf Hochhuths Aufsehen erregendes Theaterstück "Der Stellvertreter" liegt als Vorlage dem gleichnamigen Film von Constantin Costa-Gavras zu Grunde: das Konkordat zwischen katholischer Kirche und Nazi-Regime als filmische Weltpremiere. Als Sondervorführungen werden, in Anwesentheit der Chaplin-Familie, eine neue Kopie von Charles Chaplins "Der große Diktator" sowie Wim Wenders neuester Dokumentarfilm "Viel passiert - Der BAP Film" über die berühmte Kölner Rockgruppe gezeigt.

Internationales Forum des jungen Films

Auch Christoph Terhechte, der neue Leiter des "Internationalen Forums des jungen Films" will an die Arbeit seines Vorgängers Ulrich Gregor anknüpfen. Filme, die ungewöhnliche Wege gehen, die sonst chancenlos sind, haben auch weiterhin hier ihr Forum. Unter den sozial engagierten, persönlich gefärbten und ästhetisch eigenwilligen Werken sind mehr als ein Drittel Debüts. Unter den 57 Filmen aus 27 Ländern dominiert das asiatische Kino, besonders stark vertreten ist das Filmland China. Doch auch Filmemacher früherer Jahre sind mit neuen Produktionen dabei, darunter die deutschen Dokumentaristen Volker Koepp ("Uckermark") und Barbara und Winfried Junge mit "Jochen – ein Golzower aus Philadelphia".

Panorama

Themen, die weltweit in der Luft liegen, spiegeln sich im Programm der Sektion "Panorama". In allein acht Filmen geht es um Migration, eine Erfahrung, die von immer mehr Menschen weltweit geteilt wird. Weitere Themenschwerpunkte sind das Lebensgefühl in den 70er Jahren sowie die heutige Jugendkultur mit ihren Kommunikationsproblemen. Es sind vor allem Filmemacher der jüngeren Generation, die sich mit einer starken Bildsprache und wenig Dialog, dieser Stoffe annehmen. Sektionsleiter Wieland Speck wies noch auf ein weiteres Phänomen hin: Musik wird bei immer mehr Produktionen vom Neben- zum Hauptthema.

Als Gäste haben sich zahlreiche Weltstars wie Cate Blanchett, Catherine Deneuve, Harvey Keitel und Russell Crowe angekündigt. "Ich glaube nicht, dass der Star- und Sternenhimmel zu dunkel wird", sagte Dieter Kosslick. Er erwartet mit 420.000 Zuschauern einen Besucherrekord. Karten können ab dem 4. Februar auch per Internet über www.berlinale.de gekauft werden.

Bundeskanzler Gerhard Schröder soll die Berlinale vor rund 2500 Ehrengästen eröffnen. Die Gala im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz wird von Schauspielerin Corinna Harfouch moderiert. (fro)