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Bildung

Hausaufgaben-Streik in Spanien

3. November 2016

Keine Hausaufgaben, weil die Eltern es so wollen. Klingt wie ein Schüler-Traum. Doch dahinter steckt die Tatsache, dass viele Kinder die Hausaufgaben als Albtraum erleben. Und darunter leiden auch die Familien.

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Spanien Schulklasse in Burgos
Bild: Getty Images/AFP/C. Manso

Schon immer haben Schüler über zu viele Hausaufgaben geklagt. Doch in Spanien erhalten sie jetzt ungewohnte Unterstützung von ihren Eltern: Die haben nämlich angekündigt, dass ihre Sprösslinge während des Monats November an den Wochenenden die Hausaufgaben "bestreiken" würden.

Der Dachverband der Familien mit Kindern an öffentlichen Schulen (CEAPA) will mit der Kampagne auf lange Sicht die komplette Abschaffung der Hausaufgaben erreichen. Mit dieser noch nie dagewesenen Aktion wolle man zum Ausdruck bringen, dass Hausaufgaben für Kinder abträglich seien, sagte Verbandspräsident José Luis Pazos in Madrid. Und sollte die Protestaktion an den kommenden Wochenenden keine Wirkung zeigen, werde man den Streik im nächsten Jahr auf alle Wochentage ausweiten.

Spanien ist Hausaufgaben-Spitzenreiter

Nach einer Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2012 benötigen 15-Jährige in den OECD-Mitgliedsländern für die Erledigung der Hausarbeiten in der Woche im Schnitt 4,8 Stunden. In Deutschland sind es 4,7 - in Spanien dagegen 6,8 Stunden. Von insgesamt 38 überprüften Ländern lagen nur Russland, Italien, Irland und Polen vor den Spaniern.

Nach Angaben der CEAPA müssen spanische Kinder sogar oft mehr als zehn Stunden wöchentlich zu Hause büffeln. Und sogar Vorschüler bekämen schon häufig Hausaufgaben. Das stehe im völligen Kontrast zu Finnland und Südkorea - zwei der bei PISA-Studien am besten abschneidenden Länder. Dort liege die Belastung durch Hausaufgaben bei lediglich drei Stunden pro Woche.

Schädlich für das Familienleben

Der Elternverband weist außerdem darauf hin, dass unter dem zunehmenden Hausaufgaben-Volumen das Familienleben auch an den Wochenenden leide. Kinder hätten nur noch selten Zeit zum Spielen, betonte CEAPA, der mehr als 12.000 spanische Elternvereinigungen vertritt. Somit werde in Spanien Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention verletzt, wonach Kinder ein Recht auf Ruhe, Freizeit und Spiel haben.

CEAPA-Chef Pazos sagte, in Spanien werde Bildung immer noch zu stark durch das traditionelle Auswendiglernen vermittelt. Angesichts der Verfügbarkeit von Informationen in der heutigen Gesellschaft müsse man "Kindern beibringen, dass Auswendiglernen nicht alles ist, sondern dass sie Informationen richtig verwerten, kritisch sind und unterscheiden lernen zwischen Wichtigem und Unwichtigem". Denn nur so könne dem Wandel in der Gesellschaft Rechnung getragen werden, der "im Klassenraum noch nicht angekommen" sei, so Pazos.

mak/qu (dpa, afp)