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Musikermedizin

18. Januar 2010

Eckart Altenmüller leitet das Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin in Hannover. 1994 hat er die erste Ambulanz eröffnet. DW-WOLRD.DE hat Prof. Altenmüller in seinem Institut getroffen.

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Prof. Eckart Altenmüller, Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin Hannover
Eckart AltenmüllerBild: IMMM Hannover

DW-WORLD.DE: Herr Prof. Altenmüller: Sie haben parallel zu Ihrem Medizinstudium Musik studiert. Haben Sie Ihren Traumberuf gefunden?

Prof. Eckart Altenmüller: Ja, das kann ich sagen. Ich konnte mich schon in meiner Jugend nicht entscheiden. Dem Rat meiner Eltern folgend habe ich zunächst die Sicherheit, also das Medizinstudium gewählt. Aber Musik war schon immer wichtig für mich. So habe ich dann nach drei Jahren auch das Musikstudium begonnen und erfolgreich abgeschlossen.

Sie haben in Hannover die erste Ambulanz für Musiker mit Berufskrankheiten in Deutschland eröffnet. Wie kam es dazu?

Das Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin ist die älteste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Mein Vorgänger hatte jedoch nicht mit Patienten gearbeitet. Ich dagegen kam als Oberarzt von einer neurologischen Klinik und wollte weiterhin klinisch arbeiten. Also habe ich Anträge gestellt, fand überall offene Ohren und Unterstützung für mein Anliegen und konnte die Ambulanz 1994 eröffnen. Seitdem kommen Musiker aus ganz Deutschland und dem Ausland zu uns. Denn in vielen Ländern ist die Musikermedizin noch nicht so weit entwickelt. In Österreich etwa wurde erst im letzten Jahr ein Institut dafür gegründet.

Wird die Ambulanz gut angenommen?

Ja, wird haben viele Patienten. Da wir hier am Institut auch Forschung und Lehre betreiben, können jedoch wir nur 15-20 Patienten pro Woche behandeln. Es sind Berufs- und passionierte Freizeitmusiker, die in der Regel mit Bewegungsstörungen und chronischen Schmerzen zu uns kommen.

Was sind die typischen Leiden?

Vor allem chronische Schmerzen, besonders die Schulter. Bratscher oder Geiger etwa müssen drei Stunden ihr Instrument halten und das kann im Alter zu Beschwerden führen. Wenn dann nicht vorbeugend gehandelt wird und die Musiker freigestellt werden können, werden die Schmerzen chronisch. Und das nistet sich im Schmerzgedächtnis ein.

Wie helfen Sie Ihren Patienten?

Unsere Therapie beinhaltet immer eine neuroIogische, eine orthopädische und eine instrumentspezifische Untersuchung. Oft hilft den Patienten bereits die Erklärung, dass es keine irreparablen Schäden sind. Dann geht es um ein vorsichtiges, aber lustbetontes Neuanfangen des Spielens. Ganz wichtig ist, dass der Musiker einen Weg findet, um die Spannungen am eigenen Körper zu kontrollieren.

Prof. Eckart Altenmüller, Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin Hannover
Institut für Musikphysiologie und MusikermedizinBild: IMMM Hannover

Wie steht es um die Heilungschancen?

Mit unseren umfassenden, stets auf die spezifischen Leiden konzentrierten Ansätzen können wir vielen Musikern helfen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass von 170 Patienten etwa 80% wieder nahezu beschwerdefrei musizieren können. Und auch die restlichen 20% sagten, dass sich ihre Leiden deutlich gebessert haben.

Das Interview führte Gerd Mörsch.
Redaktion: Gudrun Stegen