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Sommergrippe für die Wirtschaft?

7. August 2014

Bis vor kurzem waren Konjunkturexperten von einem mehrjährigen Aufschwung in Deutschland ausgegangen. Nun könnte die deutsche Wirtschaft auf ihren ersten Einbruch seit rund zwei Jahren zusteuern.

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Krähne einer Baustelle
Bild: picture alliance/chromorange

"Die deutsche Wirtschaft leidet unter einer Sommergrippe", diagnostiziert Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner. Für das zweite Quartal dieses Jahres rechnet er mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung Deutschlands um 0,1 Prozent - das wäre es das erste Jahresviertel mit einem Minus seit dem Schlussquartal 2012.

Zu Jahresanfang hatte die Wirtschaft noch kräftig um 0,8 Prozent zugelegt. Die Daten galten bei Fachleuten aber als verzerrt, da das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen des milden Winters vom boomenden Bau profitierte. Von Mai bis Juni konnte das Verarbeitende Gewerbe seine Produktion nur noch um lediglich 0,3 Prozent steigern, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Das war deutlich weniger als Bankvolkswirte mit plus 1,2 Prozent erwartet hatten. Im gesamten zweiten Quartal lag die Herstellung 1,5 Prozent niedriger als im ersten Vierteljahr, wie das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mitteilte.

Ukraine-Krise bremst Wachstum aus

Die Deutsche Bundesbank hatte zuletzt mit einer stagnierenden Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gerechnet. Da es aber zurzeit vor allem in der Industrie nicht rund läuft, befürchtet nicht nur Commerzbank-Volkswirt Wagner ein Schrumpfen - auch Christian Schulz von der Berenberg Bank warnt: "Nach den heutigen Daten ist das Risiko groß, dass das Bruttoinlandsprodukt leicht gesunken ist." Am kommenden Donnerstag (14.08.2014) wird das Statistische Bundesamt die offiziellen Zahlen bekannt geben.

Auch für das laufende Quartal gibt es wegen der Ukraine-Krise bereits dunkle Schatten: "Wir rechnen zwar mit einer Rückkehr zu leichtem Wachstum, der Konflikt mit Russland droht sich jedoch wie Mehltau über die Wirtschaft zu legen", sagte Christian Lips von der NordLB. "Unsere Wachstumsprognose von 2,0 Prozent für 2014 werden wir daher wohl oder übel entsprechend anpassen müssen." Ähnliches kündigten andere Experten an.

hmf/gri (dpa, rtr)