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Die Nachfolger

Monika Lohmüller5. Oktober 2012

Deutschlands Unternehmenstöchter und -söhne sind selbstbewusste Erben. Sie wollen Verantwortung übernehmen, aber es muss nicht immer in der Firma der Familie sein.

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Business - Team in einem Büro © Kzenon #40870872 Weibliche Führungskraft - Team
Weibliche Führungskraft TeamBild: Fotolia

Es gibt wohl kaum eine Gruppe, die in den nächsten Jahren so viel Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft haben wird, wie Deutschlands Unternehmerkinder – und die doch so unbekannt in der Öffentlichkeit ist. Die Ergebnisse einer Studie der Friedrichshafener Zeppelin-Universität, die gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin "impluse" und der Stiftung Familienunternehmen herausgegeben wurde, bringen die künftige Führungsgeneration nun doch etwas näher.

235 Nachfolger zwischen 16 und 35 Jahren wurden anonym nach ihren Einstellungen und Werten befragt. Danach sind die Zeiten der geborenen "Thronfolger" passé. Die jungen Männer und Frauen haben Bedürfnisse und Ansprüche, denen sie nachgehen wollen, sie folgen nicht mehr bedingungslos den Vorgaben der "Patriarchen".

Der Studie zufolge interessiert das Thema Politik die meisten Unternehmerkinder in Deutschland zwar stark, selbst einbringen will sich aber nur eine Minderheit. Über ein Drittel vertritt sogar die Meinung, dass Politiker sich doch nur für Macht, Einfluss und Geld interessieren. Nur 15 Prozent können sich vorstellen, Politik später einmal zu ihrem Beruf zu machen. Die jungen Unternehmenssöhne und –töchter wählen durchweg bürgerlich-konservativ. Von der FDP, die sich selbst als Partei für den Mittelstand bezeichnet, sind in den letzten Jahren immer mehr abgerückt.

Verantwortung im elterlichen Betrieb

60 Prozent der Befragten planen in absehbarer Zeit Nachfolger im eigenen Familienunternehmen zu werden, nur 13 Prozent haben andere Pläne. Noch keine Entscheidung getroffen hat ein Viertel der Befragten. Als Karriere-Alternative zur Nachfolge bevorzugen über 80 Prozent die eigene Selbstständigkeit oder eine Anstellung in einem mittelständischen Unternehmen. Unternehmerkinder haben klare, strategische Prioritäten, sagt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Reinhard Prügl. Er ist Professor am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF) der Zeppelin Universität: "Als Nachfolger setzen sie auf Wachstum, auf Innovation. Und die neue Generation setzt auf einen sehr stark teamorientierten Führungsstil."

Professor Reinhard Prügl, von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Copyright: Zeppelin-Universität/ZU
Reinhard Prügl: Nachfolger setzen auf Wachstum und InnovationBild: Zeppelin-Universität

Dass der Nachfolger in der Geschäftsleitung aus der Familie stammen sollte, dafür spricht sich eine Mehrheit der Befragten aus. Doch die neue Generation zeige sich zugleich auch offen für externe Manager, sagt Professor Prügl: "Vor allem auch deshalb,  weil man sich Führung, auch in Teams, sehr gut vorstellen kann." Auf der anderen Seite seien die Junioren davon überzeugt, dass das Unternehmen stärker ist, wenn die Familie aktiv mitarbeitet.

Die Nachfolgergeneration spricht sich auch für eine freie Berufswahl aus. 60 Prozent sind dagegen, dass ihre Ausbildung an den Bedürfnissen der Firma ausgerichtet wird. Und falle die Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, dann erwarteten die Töchter und Söhne vollstes Verständnis von ihrer Familie, so Prügl: "Viel wichtiger ist den Eltern, dass man einen Beruf findet, der einem Spaß macht. Das kann natürlich die Nachfolge im eigenen Unternehmen sein, dass kann aber auch ein eigenes Start-up-Unternehmen sein."

Eigenverantwortlich leben und handeln

Eigenverantwortlich leben und handeln, einen Partner haben, dem man vertrauen kann und gute Freunde, die einen anerkennen und akzeptieren: Das sind für Unternehmerkinder die wichtigsten Werte. Fleißig und ehrgeizig sein sowie Fantasie und Kreatitivät werden ebenfalls ganz groß geschrieben.

Doch wie lassen sich Unternehmensführung und Familie vereinbaren? An der Befragung nahmen 60 Prozent männliche und 40 Prozent weibliche Nachfolger teil. Gut vereinbaren, das sagen 57 Prozent. 34 Prozent räumen ein, dass bei der Verbindung Familie und Beruf immer eine Seite zu kurz kommt. 60 Prozent meinen: Wenn die Familie es erfordert, muss man berufliche Dinge hintanstellen. Und 47 Prozent sind davon überzeugt, dass die Anforderungen des Berufs sich negativ auf das Familienleben auswirken.