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So schön wird Urlaub in Deutschland 2015

Frederike Müller30. Dezember 2014

Die Besucherzahlen in Deutschland sind hoch wie nie zuvor. Insbesondere Touristen aus dem Ausland interessieren sich für die deutsche Kultur. Wir verraten, welche Veranstaltungen das kommende Jahr bestimmen.

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Feierlichkeiten am Brandenburger Tor zum Jubiläum 25 Jahre Mauerfall, Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch
Bild: REUTERS/F. Bensch

"Mit 43 Prozent war der Anteil an internationalen Übernachtungsgästen in Berlin im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie zuvor", erläutert Katharina Zierenberg von Visit Berlin und belegt damit eindrucksvoll die Beliebtheit der deutschen Hauptstadt im Ausland. Kein Wunder: Historische Baudenkmäler, spezielle Stadttouren, einzigartige Atmosphäre.

Selbst der britische Reiseveranstalter Thomas Cook, der Deutschland früher nicht im Programm hatte, bietet inzwischen Berlinreisen mit Flug und Übernachtung an. Da können Hotelbetten in der Hauptstadt schon mal knapp werden, wie zuletzt im Herbst 2014 beim Mauerfalljubiläum. Schon 2015 könnte das wieder der Fall sein, denn dann zieht das nächste Vierteljahrhundertjubiläum Besucher aus aller Welt nach Berlin.

25 Jahre Deutsche Einheit und weitere Jubiläen

Ausstellungen, Musik- und Kabarettshows würdigen die Wiedervereinigung von Ost und West vor 25 Jahren. Im Ostseebad Binz etwa sollen Ostalgie-Touren, bei denen Touristen selbst einen Trabbi fahren können, einen Hauch von DDR-Lebensgefühl vermitteln. In Berlin wird die Jubiläumsparty vermutlich kleiner ausfallen als 2014, denn der offizielle Festakt zur Wiedervereinigung (2. bis 4.10.) mit Gottesdienst und Bürgerfest findet in Frankfurt am Main statt.

Darüber hinaus stehen zahlreiche Stadtjubiläen an. Der Reisende hat die Qual der Wahl: 300 Jahre Karlsruhe feiern, beim großen Fest im Schloss (20.6.)? Zum 125-jährigen Geburtstag des Ulmer Münsters auf den höchsten Kirchturm der Welt steigen? Oder doch lieber im Norden Deutschlands Hildesheim besuchen? Dort hat pünktlich zum 1200. Stadtgeburtstag der berühmte Dom wiedereröffnet, der gemeinsam mit der St. Michaelis-Kirche zum UNESCO-Welterbe zählt.

1000 Jahre Leipzig

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck feiert Leipzig sein Stadtjubiläum. Anlass ist die erste schriftliche Erwähnung der sächsischen Handelsstadt vor 1000 Jahren. Die Verantwortlichen bündeln erfolgreiche Dauerbrenner wie Bachfest, Wave-Gotik-Festival oder Fête de la Musique mit Sonderveranstaltungen. Ein Höhepunkt ist das Festkonzert des Gewandhausorchesters (6.6.). Und wie bei einer Matroschka-Puppe verbergen sich im Leipziger Stadtjubiläum weitere kleinere Jubiläen: 850 Jahre Leipziger Messe ebenso wie 850 Jahre Nikolaikirche, die durch die Friedensbewegung 1989 weltberühmt wurde.

Innenraum der Leipziger Nikolaikirche bei einem Friedensgebet, Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Ein Friedensgebet ist eine von vielen Veranstaltungen in der Leipziger Nikolaikirche zum StadtjubiläumBild: picture-alliance/dpa

In der Nachbarstadt Dresden gehört noch ein kleines, aber bedeutendes Jubiläum in den Terminkalender 2015: Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Frauenkirche konnte nach ihrem Wiederaufbau am 31.10.2005 im Beisein hochrangiger Gäste und unter dem Jubel zehntausender Dresdner geweiht werden. Ihr erstes Jahrzehnt feiert das barocke Wahrzeichen der Stadt mit einer Festwoche, bei der zahlreiche Konzerte im mächtigen Innenraum erklingen werden (22. bis 31.10.).

Das Cranach-Jahr

Themenjahre bilden seit Jahren einen Trend in der Touristik, denn so lassen sich mehrere Orte unter einem Motto verbinden. "Die Länder und Regionen profitieren davon, wenn sie unsere überregionalen Themen aufgreifen", bekräftigt Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Auf die Zugkraft solcher Vermarktungen setzt 2015 auch das Cranach-Jahr. Anlass ist der 500. Geburtstag des Renaissance-Malers Lucas Cranach der Jüngere.

Porträt des Reformators Martin Luther, Ölgemälde auf Holz von Lukas Cranach d.Ae.
Weltbekannt: Porträt des Reformators Martin Luther von Lukas Cranach d. Ä.Bild: picture alliance/dpa/N.Neetz

Für die Koordinatorin des touristischen Projekts "Wege zu Cranach", Kerstin Löw, ist die Konzentration auf den jüngeren Cranach ein echtes Wagnis: "Seine Position wird erst allmählich kunstwissenschaftlich entdeckt und im Zuge dessen neu interpretiert." Berühmt sind bisher eher die Lutherportraits seines Vaters, Lucas Cranach der Ältere. Besonders in der Lutherstadt Wittenberg, wo einst die Cranach-Werkstatt florierte, hofft man nun auf das Geschäft mit den Kunstbegeisterten und zeigt die Ausstellung "Lucas Cranach der Jüngere - Die Entdeckung eines Meisters" (26.6. bis 1.11.).

Insgesamt präsentieren zwölf Lebens- und Schaffensorte in ganz Mitteldeutschland und Bayern Sonderausstellungen zu der umtriebigen Malerfamilie Cranach. Dabei werden berühmte Bilder neben unbekannten hängen, was für Kunstreisende aus der ganzen Welt tatsächlich ein Gewinn sein könnte. Für Individualtouristen gibt es in den größeren Ausstellungen Informationen auf englisch, internationale Gruppen können ganze Reisepakete in der jeweiligen Sprache buchen.

Die Klassiker im Veranstaltungskalender

Doch nicht nur Sonderveranstaltungen locken Besucher nach Deutschland. Eine Nachfrage bei der spanischen Online-Reiseagentur Destinia ergab beispielsweise, dass Spanier besonders gern zum Münchner Oktoberfest (19.9. bis 4.10.) und zum Kölner Karneval (Januar bis 18.2.) reisen, wo auch 2015 wieder literweise Bier fließen und Millionen Menschen Kostüm oder Dirndl tragen werden. Der Rheinische Karneval hat es inzwischen sogar auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes geschafft. An Beliebtheit konnte es im vergangenen Jahr zulegen, während die Zahlen beim Oktoberfest auf dem hohem Niveau von sechs Millionen Besuchern stagnierten.

Biertrinkende beim Münchner Oktoberfest, Foto: REUTERS/Michael Dalder
Das Oktoberfest ist das größte Volksfest der WeltBild: Reuters

Auch das Interesse an maritimen Urlaubserlebnissen in Deutschland ist laut der DZT zuletzt angestiegen. Zwei Konstanten im touristischen Jahreslauf sind der Hamburger Hafengeburtstag (8. bis 10.5.) für diejenigen, die es bunt bis schrill mögen, und die Kieler Woche (20. bis 28.6.) mit ihren internationalen Segelregatten in der Kieler Bucht. Sie ziehen jährlich rund drei Millionen Besucher an.

Kunstschauen in den Metropolen

Für die meisten Urlauber aus dem Ausland stehen allerdings Kulturreisen wie etwa zu Kunstausstellungen oder Musikfestivals im Fokus ihrer Reise. Laut DZT haben sie 2014 für Zuwachsraten im zweistelligen Bereich gesorgt. Die drei beliebtesten Städteziele locken 2015 mit Blockbuster-Ausstellungen zur Kunst am Umbruch des 19. zum 20. Jahrhundert.

Außenaufnahme des Frankfurter Städelmuseums, Foto: Arch. Schneider + Schumacher
Neubau des Städelmuseums am Mainufer in FrankfurtBild: picture-alliance/akg

Berlin zelebriert sich ganz als "Stadt der Moderne" mit den beiden Hauptaustellungen "ImEx. Impressionismus - Expressionismus" (22.5. bis 20.9.) in der Alten Nationalgalerie und der Schau "Das Tel Aviv Museum of Art visits Berlin" (27.3. bis 21.6.), eine Kooperation des Martin-Gropuis-Baus mit dem Tel Aviv Museum, das seine Kunstschätze erstmals in Deutschland zeigt. Anlass ist das 50. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen, das mit vielfältigen Veranstaltungen unter anderem der deutsch-israelischen Kulturwoche in Mainz in ganz Deutschland gefeiert wird.

Die hessische Landeshauptstadt Frankfurt am Main trumpft mit Meisterwerken aus internationalen Sammlungen auf und zeigt "Monet und die Geburt des Impressionismus" (11.3. bis 21.6.), eine Jubiläumsschau anlässlich des 200. Geburtstags des Städel Museums.

Wer hingegen nach München reist, sollte sich für 2015 außer der Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums (ab 1.5.) auf dem Gelände des "Braunen Hauses", der einstigen Parteizentrale der NSDAP, die beiden Hauptausstellungen des Jahres vormerken: Das Lenbachhaus stellt die Künstlerfreundschaften zwischen "August Macke & Franz Marc" (28.1. bis 3.5.) und "Paul Klee & Wassily Kandinsky" (21.10.- 24.1.) mit Werken von Weltrang ins Zentrum des Ausstellungsjahres.

Klassische Musik vor märchenhafter Kulisse

Nicht nur Maler, auch deutsche Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Ludwig van Beethoven sind weltberühmt. Beim klassischen Schleswig-Holstein Musik Festival (11.7.bis 30.8.) wird 2015 allerdings der russische Komponist Peter Tschaikowsky im Mittelpunkt stehen. Über 110.000 Besucher werden an den ungewöhnlichen Spielstätten vom Konzertsaal über Kirchen bis zum Kuhstall erwartet.

Sehen und gesehen werden - das bestimmt hingegen die Atmosphäre der Schlossfestspiele auf Schloss St. Emmeram (17. bis 26.7.) in der bayerischen UNESCO-Welterbestadt Regensburg. Schirmherrin ist Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Die Musikmischung aus Oper, Rock, Klassik und Pop setzt auf leichte Unterhaltung. Hochkarätige Künstler haben sich auch für 2015 angesagt: Star-Tenor Piotr Beczala ebenso wie der deutsche Soul- und R&B-Sänger Xavier Naidoo.

Mit Stars schmücken können sich im Jahr ihres 25. Jubiläums auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern (20.6. bis 19.9.): Unter anderem treten Geigerin Anne-Sophie Mutter und Dirigent Kent Nagano auf. Das Konzept, auch hier die malerische Urlaubslandschaft von der Ostseeküste bis zur Mecklenburgischen Seenplatte als Kulisse für Konzerte in Kirchen, Scheunen oder Schlossparks zu nutzen, geht auf das ältere Vorbild in Schleswig-Holstein zurück, so Pressesprecherin Ilka von Bodungen. Verwirklicht werden konnten die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern aber erst nach der Wende, mit dem Gründungskonzert am 13. Mai 1990 im Staatstheater Schwerin. Heute zieht es jährlich etwa 70.000 Besucher an, darunter auch viele aus dem Ausland.

Deutschlands größte Gartenschau

Mit Musikfestspielen und Themenjahren lassen sich ländliche Regionen gut vermarkten. Das Land Brandenburg wirbt hingegen seit Jahren erfolgreich mit nachhaltigem grünen Tourismus - etwa im Spreewald oder in der Uckermark. Jetzt hat es die Bundesgartenschau, kurz BUGA (18.4. bis 11.10.), zu sich in die Havelregion geholt. "Wir erwarten, dass sie die Havelregion auf dem bundesdeutschen Touristikmarkt nach vorne bringt und erstmals wesentlich mehr Touristen und Gäste anzieht, als bisher hier waren", erläutert Pressespecherin Amanda Hasenfusz die Bemühungen. Statt der großen Hallenschauen mit Schnitt- und Balkonblumen gibt es erstmals Blumenschauen in alten Kirchengebäuden.

Flash-Galerie Bundesgartenschau September 2011
Die BUGA, hier 2011 in Koblenz, vereint Gartenbau und LandschaftsarchitekturBild: DW

Laut Visit Berlin haben sich zahlreiche Veranstalter auf Berlin-Reisen mit BUGA-Ausflug eingestellt, jedoch überwiegend für deutschsprachige Touristen. Denn weder den BUGA-Ausflugsführer, Führungen oder gar die passende App wird es in einer anderen Sprache geben als deutsch, teilte Hasenfusz auf Nachfrage mit. Frei nach dem Motto "Lasst Blumen sprechen". So könnte es schwierig werden, ausländische Gäste anzuziehen.

Insgesamt bleibt Petra Hedorfer von der DZT für 2015 optimistisch: "Das Jahr 2014 werden wir nach der Zwischenbilanz des dritten Quartals wieder mit einer hervorragenden Gesamtbilanz abschließen." Laut Statistischem Bundesamt wurden von Januar bis Oktober insgesamt 65 Millionen Übernachtungen aus dem Ausland gezählt. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein Trend, an den die Touristiker 2015 gern anknüpfen möchten.