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Sioux kehrt DOSB den Rücken

Kai Bülter / Olivia Gerstenberger10. August 2016

Der deutsche Schuhhersteller Sioux beendet die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Das Thema Doping ist nur einer von mehreren Gründen, sagt Geschäftsführer Lewin Berner im DW-Interview.

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Sioux-Geschäftsführer Lewin Berner
Bild: picture-alliance/dpa/D. Maurer

DW: Herr Berner, nach 44 Jahren zieht sich Sioux aus dem Olympia-Sponsoring zurück - keine Entscheidung, die man über Nacht trifft - warum ausgerechnet jetzt, während der Olympischen Spiele?

Lewin Berner: Es ist uns nicht leichtgefallen, dies ist eine sehr schmerzliche Entscheidung. Der Sport war sicherlich Teil unserer DNA. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass eine derartige Entscheidung länger reift, das sind wohl überdachte Überlegungen. Für diese Entscheidung gab es nicht einen bestimmten Grund, es sind eine Vielzahl von Argumenten die sich verdichten und die man schließlich abwägt. Es handelt sich hierbei zudem um Vierjahres-Verträge, ähnlich wie bei einer Legislaturperiode. Etwaige Verlängerungen der Verträge finden jeweils rund um die Sommerspiele statt. Der Grund für den Zeitpunkt der Bekanntgabe ist also simpel: Der Turnus der Verlängerung wäre zur jetzigen Zeit, einige Sponsoren haben ja bereits ihre Verlängerung bekannt gegeben.

Vom olympischen Geist entfernt

Welches sind die Hauptgründe, die Zusammenarbeit mit dem DOSB zu beenden? Gab es ein bestimmtes Schlüsselerlebnis?

Einer der Gründe war sicherlich der schleichende Prozess der Kommerzialisierung von Olympischen Spielen, man könnte es auch als Professionalisierung bezeichnen. Dadurch entzieht es sich natürlich der Kritik. Aber ganz abstrakt: Wo stand Olympia in den 1970er Jahren? Wo steht der Sport heute? Das ist ein Unterschied. Bezogen auf unseren wichtigsten Markt, Deutschland, ist zudem festzustellen, dass die Verwurzelung der Bürger mit dem Sport und dem Thema Olympia etwas abnimmt. Das beste Beispiel hierfür sind die missglückten Abstimmungen zu Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen oder Hamburg. Weiterhin ein entscheidender Faktor ist die Gesamtabwägung: wie hat sich Olympia, insbesondere als Marke, verändert? Welche Werte strahlt diese Marke aus und passt diese Kultur zu unserer eigenen Unternehmenskultur? Es ist am Ende wie in einer Beziehung nach vielen Jahren gewesen, in der man zu dem Schluss kommt, freundschaftlich getrennte Wege zu gehen.

Werbebild Sioux DOSB
Lewin Berne im Frühjahr 2016 gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzendem des DOSB, Michael Vesper.Bild: Sioux

Olympia zwischen Licht und Schatten

Bezogen auf die aktuelle Doping-Debatte. Möchte Ihr Unternehmen schlichtweg auch einfach nicht mit diesem Thema in Verbindung stehen?

Olympia hat sehr viel Licht, strahlende Helligkeit, aber auch sehr viele Schattenseiten. Als Unternehmer kann man vor beiden Seiten nicht die Augen verschließen, sondern man muss sie sehen und beide abwägen. Das Thema Doping möchte ich aber gar nicht zu hoch hängen, denn ich glaube, dass diese Problematik in Deutschland noch nicht die größte Rolle spielt, verglichen mit anderen Nationen. Es ist lediglich einer von vielen Teilen in der Gesamtabwägung.

Lohnt sich ein Sponsoring finanziell eigentlich? Hat es für Sie auch finanzielle Vorteile die Zusammenarbeit zu beenden?

Das ist für uns nicht der Treiber. Dem finanziellen Engagement stand natürlich auch ein Nutzen gegenüber. Ich würde also auch per se nicht sagen: "Es hat keinen Nutzen". Hierbei ist vor allem der Sponsor mit seinem Produkt, seiner Marke selber gefragt. Als wir 1972 anfingen mit dem Sponsoring, war das auch noch ein idealistisches Thema. Damals wurde festgelegt, dass Sioux die besten Schuhe macht und deswegen ausstatten darf. Damals stand das Produkt im Vordergrund, während es heute in erster Linie um Sponsorenverträge und Lizenzvereinbarungen geht. Insofern hat sich der Geist natürlich schon verändert. Ein solches Engagement kann lohnenswert sein, das muss jedoch ein Unternehmer immer selbst entscheiden. In den letzten Jahren war unserer Meinung nach eine deutliche Veränderung, eine Art "Müdigkeit" im Bezug auf die Wahrnehmungen der Menschen zu sportlichen Großereignissen zu erkennen. Diese mussten wir natürlich bewerten und auf Basis dessen haben wir dann unsere Entscheidung getroffen, als Sponsor des DOSB zurückzutreten.

Lewin Berner ist seit 2010 geschäftsführernder Gesellschafter der Firma Sioux. Das in Walheim in Baden-Württemberg ansässige Unternehmen war seit den Spielen in München 1972 offizieller Schuhausstatter der deutschen Mannschaft.

Die Fragen stellte Kai Bülter.