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Spreewerk macht Streumunition unschädlich

25. Juni 2009

In Berlin hat eine Internationale Konferenz über die Vernichtung von Streumunition beraten. In Brandenburg machen Mitarbeiter des Unternehmens „Spreewerk“ Waffen aus Beständen der NATO-Armeen unschädlich.

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Ein Soldat mit Spezialhelm tastet sich vorsichtig an eine Clusterbombe heran, die viele kleine Bomblets enthält. Aufgenommen am 9.11. 2006 in der Nähe der libanesischen Stadt Ouazaiyeh. (Foto: AP)
Geächtet, aber nicht leicht unschädlich zu machen

Fingerspitzengefühl und Spezialwerkzeug brauchen die Arbeiter im Spreewerk Lübben. Vorsicht ist oberste Priorität beim Zerlegen von Streubomben. Aus einer großen Bombe holen sie viele kleine Bomben heraus.

Geschäftsführer Gert von Wickede gesteht, auch er staune manchmal darüber, wieviel tödlicher Erfindungsreichtum in Streumunition stecke. Beim Einsatz einer Streubombe können mit einem Schuss Hunderte kleine Bomben freigesetzt werden. Das Spreewerk im brandenburgischen Lübben ist spezialisiert auf die Vernichtung dieser komplexen Munition. "Die Streumunition ist einfach nicht dafür entwickelt worden, dass sie vernichtet wird. Sie hat einen hohen Sicherheitsstandard beim Zündmechanismus, und deswegen ist es kompliziert, und es ist sehr viel", erklärt Gert von Wickede.


Hochkonjunktur nach Verzicht auf Streumunition

Besonders viel zu tun hat das Spreewerk, seit die Bundesregierung im Dezember das Streumunitions-Abkommen unterzeichnet hat. Darin verpflichtet sich Deutschland, alle Bestände der Bundeswehr zu vernichten. Die Bundeswehr will bis 2015 ihre gesamten Streubomben-Arsenale vernichten lassen. Auch andere NATO-Länder lassen ihre Munition in Brandenburg entsorgen. Fast jede Armee hat Streumunition in ihrem Bestand, und sie wurde schon häufig eingesetzt, sei es von Israel im Libanonkrieg 2006 oder von den USA im Irak.

Ein Arbeiter hält eine 155 mm Granate, aus der im Spreewerk Lübben Submunitionstochtergeschosse entfernt werden. (Foto: dpa)
Hier wird Streumunition der Bundeswehr entschärftBild: dpa

Das Ziel sei ein flächendeckendes Bombardement, erklärt Jan Schulz vom Aktionsbündnis Landmine. "Ziel ist, feindliche Truppen und militärische Installationen zu treffen. Aber da es mehrere Fußballfelder große Gebiete sein können, kann natürlich nicht unterschieden werden zwischen Soldat und Zivilist am Boden."

Perfide und nachhaltige Wirkung der Waffen

Und wenn die Kämpfe vorüber sind, tötet die Streumunition weiter. Immer wieder werden Kinder verstümmelt, die mit nicht explodierten „Bomblets“ spielen. Seit Dezember ächtet erstmals ein internationales Abkommen den Einsatz von Streumunition, 98 Staaten haben es bisher unterzeichnet. Thomas Nash hat jahrlang für das Abkommen gekämpft – der Brite ist Vorsitzender der "Internationalen Kampagne zum Verbot von Streumunition". Als er im Spreewerk dabei zuschaut, wie Streumunition zu Schrott gemacht wird, freut er sich, denn "jede Streubombe, die zerstört wird, kann keinen Menschen mehr töten".

Die USA und China setzen weiter auf Streubomben


In den nächsten Monaten wollen die Aktivisten gegen Streubomben möglichst viele Länder dazu bewegen, das Abkommen zu ratifizieren. Und sie wollen wie Jan Schulz darauf achten, dass die Bundeswehr keine der Streumunition ähnliche Waffen als Ersatz bekommt. "Deshalb fordern wir von der Bundesregierung, genau offenzulegen, was jetzt produziert und angeschafft wird und was die Waffen der Zukunft sein werden", ergänzt der Streumunitionsgegner.

Ein Arbeiter im Spreewerk Lübben bereitet Splitterminen vom Typ MUSa zur Vernichtung vor. (Foto: dpa)
(K)ein bombensicherer Job im Spreewerk LübbenBild: dpa

Auftragsbücher gut gefüllt

Im Spreewerk Lübben ist Geschäftsführer Gert von Wickede zufrieden, denn zum einen sind seine 103 Mitarbeiter mit Arbeit die nächsten Jahre ausgelastet und zum anderen üben sie dabei eine sinnvolle Tätigkeit aus: "Ich will ja nicht sagen, dass ich mich jeden Tag als Retter der Menschheit fühle. Aber von Zeit zu Zeit, wenn man mal nachdenken kann, ist das schon ganz angenehm."

Autorin: Nina Werkhäuser Redaktion: Karin Jäger