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Sind die Nobelpreis-Juroren zu alt?

29. Mai 2006
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Im Mai sind zwei der 18 Juroren für den Literatur-Nobelpreis gestorben. Wie die Schwedische Akademie am Montag (29.5.06) in Stockholm bestätigte, erlag der Schriftsteller Lars Gyllensten im Alter von 84 Jahren einer schweren Krankheit. Kurz zuvor war der frühere Kulturjournalist und Autor Östen Sjöstrand im Alter von 80 Jahren und nach 30 Jahren Mitgliedschaft in der Akademie gestorben.

Während Sjöstrand zu den eher unbekannten Mitgliedern der
Nobeljury gehörte, profilierte sich der schon 1966 hineingewählte Gyllensten zunächst von 1977 bis 1986 als "Ständiger Sekretär" in der Rolle des Sprechers nach außen. 1989 verließ er das Gremium zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Ekman (72) aus Protest gegen das Schweigen der Akademie zur Verfolgung des britisch-indischen Schriftstellers Salman Rushdie durch islamische Fundamentalisten.

Gyllensten hat seitdem an der Arbeit des Gremiums einschließlich der jährlichen Entscheidung über den Nobelpreis nicht teilgenommen. Seinen "Stuhl", so die offizielle Bezeichnung für die Mitgliedschaft, mit der Nummer 14 musste er gezwungenermaßen als Folge der seit 1786
geltenden Statuten behalten. Sie lassen als einzigen Grund für den Austritt den Tod zu. Die Akademie wählt selbst neue Mitglieder hinzu.

Wie der Ständige Sekretär der Akademie, Horace Engdahl (57) am Montag mitteilte, soll erstmals am 21. September über die zwei Neubesetzungen gesprochen werden. Es sei aber völlig ungewiss, wann es eine Entscheidung der Akademie geben werde. Es gilt in Stockholm als nahezu sicher, dass sie nicht vor der Vergabe des diesjährigen Literatur-Nobelpreises Anfang im Oktober fällt.

Die Zusammensetzung der Akademie ist immer wieder wegen ihrer starken Überalterung und der wenigen Frauen kritisiert worden. Das Durchschnittsalter der 16 lebenden Mitglieder beträgt derzeit 72 Jahre.