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Portrait Simone Laudehr

16. Juni 2011

Ihre Mitspielerin nennen sie auch "Kilometerfresserin", weil Simone Laudehr während des Spiels unermüdlich läuft und läuft. Die Mittelfeldspielerin schoss Deutschland 2007 zum WM-Titel und will diesen nun verteidigen.

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Simone Laudehr (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture alliance / dpa

"Kilometerfresserin" klingt nicht gerade charmant. Doch bei einer Leistungssportlerin kann es auch ein Kompliment sein, findet zumindest Fußball-Nationalspielerin Simone Laudehr vom FCR Duisburg. "Ich habe einen sehr guten Laktat-Wert und ich liebe es einfach, lange mit dem Ball zu laufen." Dann gehe es vor und zurück, nach hinten und nach vorne über 90 Minuten. Normalerweise hört sie jedoch auf den Spitznamen "Simon" (englisch ausgesprochen), diesen bekam sie vor über zehn Jahren von einer Mitspielerin in der Bayernauswahl verpasst. "Der Name war ihr irgendwie zu lang", erzählt Laudehr. "Es war ihr einfach zu blöd: Simone, spiel mir mal den Pass. Und dann sagte sie auf einmal Simon."

Zwischen Generation Prinz und Popp

Auf dem Balkon des Frankfurter Römer feiern die Spielerinnen der Deutschen Fussball-Nationalmannschaft, hier Birgit Prinz mit dem Pokal, links, und Simone Laudehr, rechts, die Weltmeisterschaft. (Foto: AP/Boris Roessler, Pool)
"Alter Hase" Birgit Prinz (l) mit Simone LaudehrBild: AP

Und so verfolgte sie der Name von der Bayern-Auswahl zum SC Regensburg, vom FC Bayern München zum FCR Duisburg und von der U15- bis zur A-Nationalmannschaft. Nur ihre Eltern nennen sie nicht so. Im Nationalteam steht sie zwischen der Generation Birgit Prinz und Alexandra Popp – mit 24 ist sie bereits eine Führungsspielerin, die sich trotzdem noch einiges abguckt bei den "alten Hasen".

Robust, zweikampfstark, antrittsschnell und mit guter Übersicht im Spielaufbau – dazu noch ausgestattet mit einer sehr guten Technik und taktischem Verständnis ist Laudehr eine sehr vielseitige Spielerin. Von klein auf begeisterte sie sich für die unterschiedlichsten Ballsportarten. Sie habe sich sofort für alles Runde begeistert, verrät sie – ob es eine Kirsche war oder ein Apfel. "Dann wurde aus einer Kirsche ein Tennisball, aus dem Tennisball ein Fußball und so ging es dann weiter."

Tränen bei Olympia

Bundestrainerin Silvia Neid, Birgit Prinz, Annike Krahn, Babett Peter, Simone Laudehr, Kertsin Stegemann, Melanie Behringer, Ariane Hingst, Kerstin Garefrekes, Nadine Angerer (hinten v.li.) Ursula Holl, Sakia Bartusiak, Celia Okoyino Da Mbabi, Anja Mittag, Renate Lingor, Sandra Smisek, Linda Bresonik, Conny Pohlers und Fatmire Bajramaj (vorn v.li.) (Foto: Pressefoto ULMER/Markus Ulmer)
Deutschlands Fußballerinnen gewinnen 2008 Bronze bei den Olympischen SpielenBild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

Laudehr sammelte Titel um Titel, gewann zweimal den DFB-Pokal, wurde Europa- und 2007 auch Weltmeisterin: Ihr bisher größter Triumph. Doch auch der Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 zählt für sie besonders. Als sie die Medaille in den Händen hielt, gab es kein Halten mehr: "Ich habe voll losgeheult – denn wer gewinnt schon einmal eine Olympische Medaille? Das war ein toller Moment für mich." Der größte Erfolg jedoch war der WM-Titelgewinn 2007: Im Finale gegen Brasilien erzielte Laudehr das 2:0 und das wohl wichtigste Tor ihrer Karriere. "Da wusste ich: Wir haben jetzt gewonnen! Locker, flockig weiterspielen, Abpfiff und dann sind wir Weltmeister", sagt sie mit einem Strahlen in den Augen. "Ich kriege jetzt schon wieder Gänsehaut und deswegen möchte ich dieses Jahr noch einen Titel mehr haben, um noch mal so einen schönen Moment zu erleben."

Ihr Treffer im Finale zum 2:0 wurde zum Tor des Monats in der Sportschau gewählt und selbst DFB-Präsident Theo Zwanziger geriet nach dem Finale ins Schwärmen: "Unglaublich, die kleine Laudehr. Dieses Mädel, dünn wie ein Handtuch, läuft ununterbrochen von vorne nach hinten und hat den Mut, als 21-Jährige mit den technisch so glänzenden Brasilianerinnen mitzuspielen und sich durchzusetzen."

WM-Prämie als Bausparbeitrag

Die Schuhe, die sie bei der WM trug, versteigerte sie und spendete das Geld an ein Projekt für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Brasilien. Ihr gefalle es gut, diese Rolle einzunehmen, weil sie oft an Menschen denke, die gern in ihrer Situation wären. "Was sie dafür geben würden, Fußball zu spielen, Fußballschuhe zu haben, auf einem schönen Rasen zu spielen. So etwas bewegt mich dann doch immer wieder."

Nachdenklich und zukunftsorientiert war Simone Laudehr schon immer: Die WM-Prämie von über 50.000 Euro steckte sie in einen Bausparvertrag. Vorher hatte sie einige Nationalmannschafts-Lehrgänge abgesagt und sich zunächst auf ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau konzentriert. Ab sofort gibt es für sie aber nur noch ein einziges Ziel: "Die Weltmeisterschaft zu gewinnen im eigenen Land."

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann