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Silvana, die Praline

Bernd Riegert20. Oktober 2004

Die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin erklärt in der Sex-Postille "praline", wie das geht mit Europa. Ansonsten hat das Blatt nur "harte, unszensierte, total versaute Fakten" (Zitat) zu bieten.

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"Wie treiben es unsere Euro-Nachbarn?" Diese Frage, in der jüngsten Ausgabe der "praline" mit viel Frischfleisch-Abbildungen aufgeworfen, beantwortet Silvana Koch-Mehrin leider nicht. In ihrer eher züchtigen Kolumne räsoniert sie über die Übersetzungskosten in der Europäischen Union, die jeden Bürger im Durchschnitt nur einen Cappuccino pro Jahr kosten sollen. Ob die lüsternen Leser der prallen Praline diesen Argumenten folgen können und nicht lieber Bier statt Cappuccino trinken, weiß auch Silvana Koch-Mehrin nicht so genau. Doch auch die Praline-Konsumenten, die sich auch mit "total verrückten Stellungen" und "extra-großen Möpsen" herumschlagen müssen, seien schließlich Wähler.

Bernd Riegert

"Es ist für die Poltik deshalb wichtig, alle Schichten anzusprechen," säuselt die liberale Euro-Aufklärerin. Immerhin verkauft sich die Praline 86.000 mal. Hunderte E-Mails mit begeisterter Zustimmung hätten sie erreicht, prahlen die Pralineschreiber. Die anderen Medien würden sich nicht genug um das Thema Europa kümmern, das einfach erklärt werden müsse. Also: rauf, rein, raus, runter. Warum nicht?

Immerhin waren schon ehemalige Pornosternchen Abgeordnete im Europaparlament. Da können doch Politikerinnen auch mal im Soft-Pornorevier wildern? Und wenn die Kundschaft der "Praline" nicht so auf Texte steht, sollten sich gut gebaute Abgeordnete vielleicht anderer Kommunikationstechniken bedienen. Wie wär's mit genre-gerechten Bildern? Silvana als liberales Luder, das sich lasziv auf den blauen Sesseln im Plenum räkelt und erklärt, warum das Parlament drei Sitze hat. Man könnte sich auch den ein oder anderen Fraktionsvorsitzenden als peitschende Ledertranse vorstellen, die den Lesern von praline, st. pauli nachrichten, neue revue usw. die Aufnahme der Türkei in die EU schmackhaft macht.

Spitzenkandidatin der FDP: Silvana Koch-Mehrin für die Europawahl 2004
Silvana Koch-Mehrin posiert für die Europawahl 2004Bild: presse

Als Vertreterin der Besserverdienenden in der einstigen Spaßpartei FDP sollte sich Frau Koch-Mehrin auch Blättern als Kolumnistin andienen, die von ihrer Klientel vielleicht eher gelesen werden als die praline: FDPlaymate in der abwischbaren Hochglanzzeitschrift "Playboy", dessen Auflage weiter über der der "praline" liegt. Übrigens bekommt Silvana Koch-Mehrin für ihre Kolumne im Koitus-Zentralorgan kein Honorar, versichert ihr Pressesprecher. Schließlich hatte sich die ungehemmt Liberale in einer anderen Aufsehen erregenden Aktion für eine leistungsgerechte Bezahlung von Politikern ausgesprochen.