1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Siesta im Kinosessel

Marco Stoffel27. Januar 2005

Ein Schläfchen im Kino - das war früher richtig peinlich. Früher. In Frankfurt bietet man seit kurzem dem gestressten Großstädter das "Energie-Nickerchen" als Mittagspause an.

https://p.dw.com/p/69EZ
Sitzreihen im Kino als Oase der RuheBild: illuscope


Eine neue Form der Mittagsruhe: 20 Minuten autogenes Training im abgedunkelten Kinosaal. Das Kino-Center "Cinestar Metropolis" in Frankfurt am Main bietet "Power-Napping" ("Energie-Nickerchen") an. Das Programm startet alle halbe Stunde, montags bis freitags von 12 bis 14 Uhr. Dabei können die Besucher ohne schlechtes Gewissen die Augen schließen, denn vom Film verpasst man nichts. Die Leinwand bleibt dunkel, stattdessen sollen die Akustik und der bequeme Kinosessel die erhoffte Entspannung bringen. So bietet die Kino-Siesta die Möglichkeit, sich in wenigen Augenblicken in eine Tiefenentspannung zu versetzen.

Das Konzept von "Power-Napping" stammt von dem Lübecker Neurologen Fritz König und dessen Kollegen Ulrich Feldtmann. Eine spezielle Antistresstherapie oder Heilmethode wird dabei nicht präsentiert.


Das "Metropolis" besitzt vergleichsweise große und bequeme Sitze, von denen beim "Power-Napping" nur jeder zweite besetzt wird. Schließlich sollen die Besucher sich beim Träumen nicht gegenseitig stören. Damit das Schläfchen bei leiser Musik und Wellenrauschen vom Band nicht zum "Stundenschlaf" wird, beendet eine sanfte Stimme die Erholungsphase und holt den Berufstätigen zurück in die Arbeitswelt.

Alt bewährte Methode

Mittagsschlaf im Kino
20 Minuten Ruhe während des Tages reichenBild: dpa

Laut Kinochef Stefan Burger ist die Resonanz mit durchschnittlich zehn Besuchern noch bescheiden, aber das Projekt stehe ja noch am Anfang. "Wir sind davon ausgegangen, dass im Weihnachtsstress der Wunsch nach Erholung groß ist. Die Weihnachtseinkäufe in der Mittagspause waren dann aber wohl doch dringender", erklärt Burger.

Gerade im Alltagsstress kann es helfen, neue Energie für den Tag zu sammeln. Auch Albert Einstein war ein Freund des kurzen Nickerchens. In England und Kanada ist es in manchen Unternehmen inzwischen üblich, dass den Mitarbeitern Entspannungsräume als "Energietankstelle" zur Verfügung stehen. Dort können sie bei farbigem Lichtspiel und Meditationsmusik neue Kraft für den Nachmittag sammeln. Auch in Japan gewinnt der Mittagsschlaf immer mehr an Bedeutung. In zahlreichen Firmen gibt es "Relax-Center", wo die Mitarbeiter dem Kurz-Schlaf nachgehen können. Die Firma Apple, bekannt für innovatives Computer-Design, stellt seit 1990 in ihrer französischen Niederlassung Ruheräume mit Liegen für die Mitarbeiter zur Verfügung.

Die Ruhephase kann durchaus im Interesse des Arbeitgebers sein, denn sie steigert die Konzentrationsfähigkeit und die Produktivität. Ohne Erholung sinkt der Körper zwischen 12 und 14 Uhr in ein Leistungstief - auch Kaffee ist da häufig machtlos.

Vitamine und Ruhe für 5,50 Euro

"Wir werden noch Werbeaktionen in der Stadt durchführen und dabei den medizinischen Effekt hervorheben", kündigt Burger an. Als "Schnupperaktion" werden bereits kostenlose Eintrittskarten verteilt, eine Präsentation des Projektes bei den Personalchefs der Firmen soll folgen.

Für Verpflegung ist gesorgt. Dem hungrigen Erholungssuchenden wird das "Bio-Lunch"-Paket angeboten. Vitaminreiche Erzeugnisse aus der Umgebung und Mittagsruhe für 5,50 Euro.

Burger ist voller Hoffnung: "Wenn das Projekt in Frankfurt gut läuft, ist es durchaus auch möglich, dass wir es in anderen Städten wie etwa in Berlin einführen."