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Dreiergipfel weckt Hoffnungen

Frank Sieren2. November 2015

Auf dem Gipfeltreffen zwischen China, Japan und Südkorea zeigte sich deutlich, wer mit wem kann und warum. Die Treffen sollen künftig wieder jährlich stattfinden. Ein wichtiger Schritt, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Südkorea Seoul: Trilateraler Gipfel zwischen Japan, China und Südkorea (Foto: Reuters)
Bild: Getty Images

Mehr als drei Jahre hat es gedauert, bis sich China, Japan und Südkorea wieder an einen Tisch setzten. Beim Gipfeltreffen zwischen Chinas Premier Li Keqiang, Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye und Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Seoul wurden eher Positionen austariert, als hart verhandelt. Vor allem Abe hat dabei versucht, sich aus der Defensive herauszuarbeiten. Seit seinem Amtsantritt Ende 2012 haben sich nicht nur die Beziehungen zur Volksrepublik China deutlich abgekühlt. Auch mit Südkorea war die Stimmung unterkühlt. Es schien, als hätte man nur das Bündnis mit den USA gemeinsam.

So trafen sich Japans Abe und Südkoreas Park zum ersten Mal überhaupt zu Gesprächen unter vier Augen. Während Park sich seit Anfang 2013 mit Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping schon sechs Mal getroffen hatte. Erst im Juni wurde ein Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern unterzeichnet. Immerhin ist das Gipfeltreffen der drei ein Signal dafür, dass die Beziehungen sich nun weiter bessern sollen - auch zu Japan. "Der trilaterale Kooperationsmechanismus ist wieder auf Kurs", sagte daher auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am Sonntag in Seoul und will gleich im kommenden Jahr die Gastgeberrolle beim nächsten Gipfel übernehmen.

Frank Sieren (Foto: privat)
DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in PekingBild: Frank Sieren

Künftig jährliche Treffen

So einigte man sich darauf, die Treffen wieder jährlich abzuhalten. Und das ist ein wichtiger Schritt. Zudem soll ein gemeinsames Freihandelsabkommen ausgearbeitet werden. Und gemeinsam möchte man sich auch dafür einsetzen, dass das Atomwaffenprogramm in Nordkorea abgebaut wird. Vor dem Hintergrund, dass China mit Japan in Territorialstreitigkeiten im Ostchinesischen Meer steckt, und Korea mit Japan um Inselgruppen im Meer zwischen beiden Ländern streitet, ordnet Südkoreas Park die Bedeutung des Treffens ein: „Dieser Gipfel trägt eine historische Bedeutung, da er ein System der Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern wieder herstellt, das ein wichtiger Rahmen für Frieden und Reichtum in Nordostasien ist".

Li und Abe widersprachen ihr nicht. Doch dass es überhaupt so weit kam, ist vor allem Pekings und Seouls diplomatischer Weitsicht zu verdanken. So vermieden sie, bei Problemthemen Öl ins Feuer zu gießen. China und Südkorea werfen der japanischen Regierung vor, Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkrieges noch immer zu verharmlosen. Dennoch wolle man "der Geschichte direkt ins Auge blicken und in die Zukunft schreiten", hieß es in der gemeinsamen Erklärung der drei asiatischen Wirtschaftsmächte.

Gutes Verhältnis zwischen Südkorea und China

Doch auch wenn sich nun die Spannungen etwas zu legen scheinen, zeigt Südkoreas Park sehr deutlich, wem sie sich verbundener fühlt. So wurde für Chinas Premier Li Keqiang ein Staatsbankett am Samstagabend ausgerichtet. Für Abe gab es kein Abendessen. Und auch das Treffen unter vier Augen ist deutlich frostiger verlaufen. Die wirtschaftlichen und politischen Gespräche mit China dagegen laufen seit zwei Jahren rund. So rund, dass die Amerikaner sicherstellen wollen, dass sie nicht vergessen werden.

Ausgerechnet während des Gipfeltreffens reiste der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter an die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Er wolle Nordkorea aufrufen, die Sechs-Parteien-Gespräche wieder aufzunehmen, verkündete er der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Die Sechs-Parteien-Gespräche zwischen Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Japan und Russland finden schon seit 2009 nicht mehr statt.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.