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Kaeser kündigt Stellenstreichungen an

9. November 2017

Rauer Wind bei Siemens: Konzernchef Kaeser bereitet die Mitarbeiter auf das nächste drastische Sparprogramm vor. Im Kraftwerksgeschäft führt für ihn kein Weg an einem Jobabbau vorbei.

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Deutschland Siemens Joe Kaeser ARCHIV
Bild: picture alliance/dpa/R. Jensen

Die Siemens-Beschäftigten müssen sich trotz der Milliardengewinne des Unternehmens auf massive Stellenstreichungen vor allem im Kraftwerksgeschäft gefasst machen. "Unsere Division Power and Gas kämpft seit längerem mit sehr schwierigen Marktverhältnissen und strukturellen Herausforderungen", sagte Konzernchef Joe Kaeser am Donnerstag in München. "Wenn dieses Geschäft eine Zukunft haben soll, dann müssen wir reagieren. Wir müssen die Kapazitäten anpassen, auch wenn das schmerzhafte Einschnitte bedeutet."

Personalchefin Janina Kugel deutete an, dass Siemens dabei auch Entlassungen und die Schließung ganzer Werke in Betracht zieht. "Defizitäre Geschäfte dauerhaft zu subventionieren, wäre verantwortungslos."

Rund 4000 gefährdete Jobs

Siemens wird wohl in der Kraftwerkssparte sowie im Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mehrere tausend Stellen streichen, über rund 4000 gefährdete Jobs wird spekuliert. Details sollen Arbeitnehmervertreter am 16. November im Wirtschaftsausschuss erfahren. Zusätzlich hat der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa angekündigt, bis zu 6000 Jobs zu kappen.

Deutschland Siemens Gasturbine
Der Markt für Gasturbinen schrumpft - Siemens Mitarbeiter leidenBild: picture alliance/dpa/W. Kumm

Siemens leidet im Kraftwerksgeschäft unter einer Nachfrageflaute vor allem bei großen Gasturbinen, die Preisdruck und Überkapazitäten nach sich zieht.  "Wir sind davon überzeugt, dass es weiterhin einen Weltmarkt für große Gasturbinen geben wird", sagte Kaeser. Dieser werde aber deutlich kleiner sein und die Nachfrage werde sich Richtung Asien, Lateinamerika und Afrika verschieben. "Daher müssen wir jetzt handeln, unsere Kapazitäten anpassen und zugleich in innovative Zukunftstechnologien investieren." Auch in der Antriebssparte müssten "strukturelle Anpassungen" konsequent fortgesetzt werden, sagte Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas.

Medizintechnik am profitabelsten

Die Struktur des Konzerns dürfte sich 2018 auch durch die geplante Fusion des Zuggeschäfts mit dem französischen Rivalen Alstom und den Börsengang der Medizintechnik-Sparte Healthineers ändern. Vorstand Michael Sen bekräftigte, dass die profitabelste Sparte des Konzerns wie geplant im ersten Halbjahr 2018 an die Börse gebracht werden solle, wenn das Marktumfeld passe: "Der Fahrplan steht und wir machen gute Fortschritte." Ende März will Siemens startklar sein, wie Kaeser sagte. Mit bis zu 40 Milliarden Euro Firmenwert könnte Healthineers einer der größten Börsenneulinge in Deutschland überhaupt werden.

Geschäftlich will Kaeser das Tempo derweil in diesem Jahr in etwa halten - auch wenn hohe Kosten durch den bevorstehenden Personalabbau auf Siemens zukommen dürften. Den Umsatz will das Unternehmen im Geschäftsjahr 2017/18 (endet am 30. September 2018) aus eigener Kraft leicht steigern. Beim Ergebnis wird wieder eine Spanne zwischen 7,20 und 7,70 Euro je Aktie angepeilt. Unter dem Strich könnte damit ein Gewinn von bis zu 6,55 Milliarden Euro stehen. In der Prognose sind allerdings Aufwendungen, etwa für den Stellenabbau, nicht enthalten. Im vergangenen Geschäftsjahr verdiente Siemens unter dem Strich knapp 6,1 Milliarden Euro, nach 5,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Umsatz legte von 79,6 Milliarden auf 83 Milliarden Euro zu. 

Probleme im Kraftwerksgeschäft

Die Probleme im Kraftwerksgeschäft bekam Siemens im Schlussquartal wieder deutlich zu spüren. Die Umsätze in der Sparte schrumpften um 20 Prozent, das Ergebnis brach sogar um 40 Prozent ein. Beim Auftragseingang konnten Rückgänge im Neuanlagengeschäft mit Großaufträgen im Servicegeschäft aufgefangen werden. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz des Konzerns in dem Dreimonatszeitraum um zwei Prozent auf 22,3 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern kletterte um zehn Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

ul/zdh (dpa, rtr)