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"Sie können keine Leiche wiederbeleben"

Das Interview führte Chris Lewis - © swissinfo.org14. März 2005

Die angeschlagene Airline Swiss hätte gar nicht erst gerettet werden sollen, sagt der Schweizer Luftfahrt-Experte Sepp Moser. Denn die Fluggesellschaft hätte nur viel Geld verschlungen - und sei heute trotzdem am Ende.

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Für Luftfahrt-Experte Sepp Moser war schon die Swissair zur Pleite verurteiltBild: AP

Herr Moser, was denken Sie, wie viel werden die Großaktionäre noch von Lufthansa erhalten?

Vermutlich nichts mehr. Der Preis ist nicht relevant, da ja nur ein kleiner Teil der Aktien gestreut ist. Grob geschätzt würde die Summe, die die Kleinaktionäre erhalten, etwa 5 Prozent des gesamten Aktienkapitals ausmachen. Es würde auch kein eigentliches Übernahmeangebot geben, sodass der Kursanstieg der Aktien nicht von Belang ist.

Regierung und Banken haben rund zwei Milliarden Franken in die Swiss gepumpt. Jetzt muss die Summe abgeschrieben werden. War das Investment lediglich eine Geldvernichtungs-Aktion?

Ganz klar! Es sind ja nicht "nur" zwei Milliarden Franken, es sind insgesamt eher vier Milliarden. Denn zuerst musste ja der Bankrott der Swissair vermieden werden. Schon das war falsch, diese alte Swissair so sanieren zu wollen. Sie können keine Leiche wiederbeleben und sie in einen gesunden Körper einpflanzen. Man hätte den Markt spielen lassen sollen.

Konkret hätte das geheißen: Die Swissair sterben lassen und mit der Crossair weitermachen. Was da gemacht wurde, war eine "Vergewaltigung" der Marktverhältnisse. Wie sich jetzt zeigt kann man die Realität nicht lange zum Narren halten.

Hätte man das damals gemacht, wo wären wir heute?

Die Crossair hätte vermutlich überlebt, denn sie war zu diesem Zeitpunkt gesund. Heute würden wir eine kleinere Crossair haben, die vermutlich etwas expandiert hätte. Wir hätten heute so etwas wie die Finnair oder die Air Lingus, Gesellschaften die klein sind, aber Geld verdienen. Die Ambitionen der Politik, mit der Swiss in der oberen Klasse mitzuspielen, waren schlicht zu überrissen.

Glauben Sie denn, dass heute eine Übernahme der Swiss durch die Lufthansa die beste Strategie ist, um der Airline eine Zukunft in der Schweiz zu erhalten?

Zum heutigen Zeitpunkt ist es die einzig mögliche Strategie. Die Swiss ist gescheitert. Zwar nicht technisch bankrott, aber doch fast mittellos. Sie verliert Marktanteile, Angestellte, überall etwas. Fast jedermann bei der Swiss sucht einen andern Job. Wenn jetzt nichts geschieht, müsste die Swiss immer weiter schrumpfen oder innerhalb kürzester Zeit bankrott gehen.