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Shoppen und Kicken - längere Öffnungszeiten während der WM

Regina von Ameln12. April 2006

Wenn bei der WM die Bälle ins Tor gehen, sollen in Deutschland auch die Ladenkassen klingeln. Zwischen dem 9. Juni und 9. Juli dürfen zahlreiche Geschäfte länger öffnen.

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In Nordrhein-Westfalen dürfen Geschäfte während der WM rund um die Uhr öffnenBild: PA/dpa

Fußball macht's möglich: Zehn Bundesländer werden während der Weltmeisterschaft die strengen Ladenschlussregelungen lockern. Während einige die Öffnungszeiten den Kommunen überlassen wollen, planen andere landesweite Regelungen. Für Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des deutschen Einzelhandels, sind die ausgedehnten Einkaufsmöglichkeiten eine wichtige Geste für die ausländischen Besucher. "Das Motto der WM ist: Die Welt zu Gast bei Freunden. Einen Gast muss man auch gastfreundliche Öffnungszeiten bieten", meint Pellengahr. "Deshalb ist der Einzelhandel dafür, dass die Öffnungszeiten während der WM weitgehend freigegeben werden. Wir wollen werben für das Einkaufen in Deutschland - wir möchten, dass die über eine Million Menschen, die während der WM kommen, wiederkommen und in Deutschland kräftig einkaufen."

Rund um die Uhr

In Nordrhein-Westfalen (NRW) beispielsweise dürfen die Geschäfte während der WM rund um die Uhr öffnen - sonst ist die laut deutschem Ladenschlussgesetz werktags nur die Öffnung von 6 bis 20 Uhr erlaubt. An Sonn- und Feiertagen gestattet NRW in der Ausnahmephase Öffnungszeiten zwischen 14 und 20 Uhr - ausgenommen am spielfreien zweiten Juli. Karstadt- Filialleiter Michael Breigraf freut sich, dass die zusätzlichen Öffnungszeiten nicht nur für die Spielorte Dortmund, Gelsenkirchen und Köln gelten, sondern in ganz NRW. Breitgraf wird sein Bonner Kaufhaus zwar nicht länger öffnen, wohl aber an den Sonntagen - und dabei geht es ihm nicht um den Umsatz. "Wir sehen das als eine Geste für die ausländischen Touristen", sagt Breigraf. Dies würden vor allem Japaner sein, da die japanische Nationalmannschaft in Bonn untergrebracht werde. "Wir rechnen damit, dass zwischen 8000 und 10.000 japanische Schlachtenbummler die Stadt bevölkern werden."

Aber nicht nur die Touristen - auch die Einheimischen freuen sich auf die Shopping-Freiheit während der WM. "Find ich genial. Die Menschen sind während der Zeit sehr stark abgelenkt, die verfolgen die Spiele und sind dann froh, wenn sie sich abends für den nächsten Tag wieder eindecken können", sagt eine Frau.

Beschäftigte unter Druck

Anders sieht die Stimmung bei den Beschäftigten aus - die nicht so begeistert sind von den zusätzlichen Arbeitszeiten. "Die sind natürlich nicht glücklich darüber, das muss man ganz klar sagen", sagt der , sagt Karstadt-Filialleiter Breitgraf. " Doch wenn wir die Umsatzsituation im gesamten Einzelhandel betrachten ist es so, dass in letzter Zeit kein zusätzliches Personal mehr eingestellt wurde - im Gegenteil. Und so können - oder müssen - die Mitarbeiter auch darüber nachdenken, dass wir mehr Umsätze machen. Damit wird dann auch ihr Arbeitsplatz sicherer."

Was jedoch die Sicherheit der Mitarbeiter angeht, haben die Gewerkschaften allerdings Bedenken. "Wir erwarten erhebliche Sicherheitsprobleme für die Beschäftigten, die häufig alleine oder mit ganz geringer Besatzung im Laden sind", sagt der Ver.di-Einzelhandelsexperte Folkert Küpers. "Das halten wir für unverantwortlich - zumal wir nicht ausschließen können, dass wir Probleme mit gewalttätigen Fußballfans bekommen."

WM als Probelauf?

Zukünftig wird voraussichtlich jedes Bundesland selbst über die Ladenöffnungszeiten an Werktagen bestimmen dürfen. Für Folkert Küpers dient die WM nur als Probelauf für die ausgedehnten Öffnungszeiten. Höhere Umsätze erwartet er nicht. Denn bei Großveranstaltungen wie der Expo in Hannover oder dem Papstbesuch zum Weltjugendtag seine die erwarteten Käuferströme ausgeblieben. "Das zeigt schon allein, dass die WM nur als Vorwand dient, das mal auszutesten." Ob sich die zusätzlichen Öffnungszeiten während der WM rentieren, lässt sich ebenso schwer voraussagen wie die Anzahl der Tore. Halten wir es wie Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer, gemäß dem Motto: Schaun´ mer mal.