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Sexistischer Nobelpreisträger tritt ab

Hanna Pütz11. Juni 2015

Spitzenforscher Tim Hunt legt sein Amt als Professor nieder. Zuvor wurde ihm Diskriminierung vorgeworfen - auf einer Konferenz hatte er sich frauenfeindlich geäußert. Wie reagiert die Netzgemeinde?

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Da war seine Welt noch in Ordnung. Medizin-Nobelpreisträger Tim Hunt, während der Nobelpreis-Zeremonie in Stockholm 2001
Bild: picture-alliance/epa/G. Penny

Der britische Medizin-Nobelpreisträger Tim Hunt muss gehen: Am Donnerstag (11.06.2015) legte der Biochemiker sein Amt als Honorarprofessor am University College London nieder. Der Grund: Auf einer Fachkonferenz in Südkorea hatte Hunt erklärt, es sei für ihn schwierig, mit Frauen zusammen im Labor zu arbeiten. "Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich und wenn du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen", soll er während einer Konferenz mit Wissenschaftsjournalisten gesagt haben.

Der 72-jährige Hunt hatte sich zwar für seine Aussage entschuldigt, er habe nur ehrlich sein wollen, erklärte er. Gleichzeitig bezeichnete er sich selbst als "chauvinistisches Schwein". Die Netzgemeinschaft reagiert unterschiedlich auf die Hunt'sche Entgleisung.

Einige ziehen daraus allgemeine Schlüsse über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt, so wie diese Twitter-Nutzerin:

Hunt hatte 2001 gemeinsam mit seinen Kollegen Leland H. Hartwell (USA) und Paul M. Nurse (Großbritannien) den Nobelpreis für Forschungen zur Steuerung des Zellzyklus bekommen, und damit wichtige Erkenntnisse zur Krebsforschung geliefert. Das Netzwerk Women in Research wirft passend dazu die Frage auf, wie Hunts Vorurteile denn wissenschaftlich begründet seien.

Auch viele männliche Twitter-Nutzer greifen das Thema in dem sozialen Netzwerk ironisch auf.

Zusätzlich hat Hunt sich wohl auch bei Homo- oder Bisexuellen unbeliebt gemacht. Auch sie fühlen sich diskriminiert.

Doch Vorrang im Netz haben die bissig-witzigen Reaktionen unter dem Hashtag #distractinglysexy, zu Deutsch: verstörend sexy.

Ob Lebensretter...

...im Feld...

...oder im Labor:

Damit führen Wissenschaftlerinnen Tim Hunts Aussage schlussendlich ad absurdum. Der Ursprung des viralen Hashtags liegt beim feministischen Vagenda-Magazin, das am Mittwoch zu der Aktion aufgerufen hatte.

Die britische Forschungsgesellschaft Royal Society distanzierte sich von Hunt, der 2006 von der Queen zum Ritter geschlagen worden war. "Die Wissenschaft muss die forscherischen Fähigkeiten der gesamten Bevölkerung nutzen", hieß es auf ihrer Website. Und: "Die Wissenschaft braucht Frauen."