Servus, Philipp!
Philipp Lahm beendet seine lange und erfolgreiche Karriere. Was macht den Kleinen eigentlich so groß? Eine Spurensuche in Bildern.
So kennen wir Dich...
Du warst immer der Flinke und Fleißige auf dem Feld, ob bei Deinen 385 Bundesligaspielen oder den 128 Einsätzen im Europacup. Jubeln durftest Du häufig: achtmal Deutscher Meister, sechsmal Sieger im DFB-Pokal, dazu der Champions League-Erfolg 2013. Gekrönt wird Deine Karriere vom WM-Titel 2014. Denn auch in der Nationalelf warst Du unverzichtbar: 113 Einsätze. Alle in der Startelf.
Ambitioniert warst Du von klein auf...
Deine phänomenale Ballannahme hast Du als Kind mit Deiner Mutter in der Toreinfahrt zu Hause in München-Gern geübt. Die FT Gern, der Club in dem auch Dein Vater spielte, war als Fünfjähriger Dein erster Verein, bevor Dich der FC Bayern 1995 in seine Jugend holte. Dort erkannte später Hermann Gerland Dein Talent und sorgte dafür, dass Du beim VfB Stuttgart Deine Chance bekommst.
Kämpferisch und bissig
Gerland sagt schwärmerisch über Dich: "Er hat so ein sensationelles Gespür für das Spiel." Das hat Dir auch geholfen, oft nur die Zweikämpfe führen zu müssen, die Du gewinnen kannst. So wurdest Du mit nur 1,70 Meter Körpergröße zu einem Zweikampfriesen auf dem Feld. Dazu gehört natürlich auch enormer Biss. Den musstest Du mit einem frühen Kreuzbandriss (2005) bezahlen.
Sehr, sehr bissig sogar
Auch abseits des Platzes hattest Du das Gespür für die effektive Aktion im richtigen Moment. Als Du im Herbst 2009 per Zeitungsinterview unautorisiert Fundamendalkritik an Deinem FC Bayern übst, setzt es sogar eine saftige Geldstrafe. Es folgen goldene Jahre für den Club. Genauso kaltschnäuzig holst Du Dir kurz darauf die Kapitänsbinde in der Nationalelf.
Ein Kopfballungeheuer...
...warst Du nie. Dennoch sagte Hermann Gerland kürzlich im Interview mit dem FCBayern-TV: "obwohl er nicht so groß ist, besitzt er enorme Sprungkraft und ist sehr kopfballstark.“ Beispiel gefällig? Im WM-Finale 2014 gegen Argentinien hast Du alle (!) Deine Zweikämpfe gewonnen und alle Kopfballduelle.
Aber trotzdem ein ganz Großer
Größe, das wissen Sportler, zeigt sich eher in der Niederlage als im Erfolg. Deine Größe war war deutlich zu sehen bei all den schmerzlichen Niederlagen Deiner Karriere: ob im EM-Finale 2008, im dramatischen CL-Finale 2012 oder nach der EM-Pleite gegen Italien 2012. Als Kapitän hast Du auch eigene Fehler schonungslos analysiert, Mitspielern Mut gemacht und die Fans getröstet.
Und ganz stark
Auch wenn du keine Muskelpakete an Brust und Schultern mit Dir herum trägst. Deine größte Stärke ist die Konstanz auf höchstem Niveau. Fehler, ja, die gab es auch von Dir, aber sie waren deshalb so einprägsam, weil es so wenige waren. TV-Experte Mehmet Scholl bringt es auf den Punkt: "In 75 Prozent Deiner Spiele warst Du überragend. Und in den anderen 25 Prozent warst Du Weltklasse.“
Du weißt, was Du willst...
Wenn es sein muss, dann holst Du es Dir auch. So wie das Kapitänsamt in der Nationalelf. Als "Capitano" Michael Ballack nach überstandener Verletzung im Sommer 2010 wieder Ansprüche anmeldet, konterst Du kühl: "Die Rolle des Kapitäns macht mir sehr viel Spaß. Wieso sollte ich das Amt dann freiwillig abgeben?" Touché!
...und was du nicht willst
Zum Beispiel, direkt nach der Karriere Sportdirektor bei den Bayern zu werden. Zu gering Deine Einflussmöglichkeiten, zu groß die Macht von Uli Hoeneß - Deine Absage hat den Verein ganz schön durchgerüttelt. Zu gerne hätten die Bayern-Bosse Deinen Sachverstand direkt behalten.
Aufhören, wenn es am schönsten ist...
...war immer dein Motto. Bei der Nationalmannschaft bist Du in der Stunde des größten Erfolges gegangen. Als Weltmeister. In der Bundesliga gehst Du nach fünf Meisterschaften in Serie. Und nicht weil Du musst oder keine Rolle mehr spielen würdest, sondern als geachteter Kapitän und Stammspieler. Das zeigt Mut zur Konsequenz, wo andere sich der Gewohnheit hingeben.
Ein weinendes Auge...
...ist dabei. Die Gemeinschaft der Teamkollegen, das gemeinsame Vorbereiten auf die Spiele, die Ansprache in der Kabine und das Kribbeln auf dem Weg durch den Stadiontunnel hinaus auf den Rasen wird Dir fehlen. "Es wird ein sehr, sehr schöner, aber auch schwieriger und aufregender Abschied", sagst Du über Dein letztes Spiel, und freust Dich auf ein ausgiebiges Frühstück Samstag morgens.
Rauf auf den Sockel!
Das Ende Deiner aktiven Karriere bringt Dich unweigerlich dahin, wo Du hin gehörst: auf den Sockel einer deutschen Fußball-Legende. Auf Deine Weise hast Du Dich eingereiht in den Kreis von Walter, Beckenbauer, Netzer und Matthäus. Deine Leidenschaft für das Spiel auf dem Feld zu sehen war ein Genuss. Danke dafür und alles Gute - für was auch immer jetzt kommt!