Serie Geschichten von Europas Plätzen
22. September 2015Frankreich: Place Gabriel Peri in Beziers
In der südfranzösischen Kleinstadt Beziers herrschen neuerdings strenge Sitten. Der Bürgermeister hat radikale Verbote rund um sein Rathaus verhängt und damit auch das Stadtbild um den Platz Gabriel Peri verändert. Keine Parabolantennen sind mehr auf den Balkonen zu sehen und auch keine Wäscheleinen. Der Stadtobere will es sauber haben auf den öffentlichen Plätzen, der im Süden Frankreichs gepflegte ‚Laissez Faire’- Lebensstil passt nicht in sein Bild von Beziers. Viele Einwohner der Stadt unterstützen diese Entwicklung, andere befürchten ein Klima der Intoleranz.
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Spanien: Sagrada Familia in Barcelona
Barcelona ist einer der Touristenmagnete Spaniens, die Basilika Sagrada Familia eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt. Die Kirche lockt Jahr für Jahr mehr als drei Millionen Menschen an. Das architektonische Meisterwerk versetzt die meisten Besucher nicht nur in Staunen, sondern lässt auch die Kassen der Souvenirhändler klingeln. Des einen Freud ist aber des anderen Leid: Die Anwohner der Sagrada Familia stöhnen über den unablässigen Touristenstrom. Denn immer mehr verliert die Nachbarschaft ihr ursprüngliches Gesicht, immer hektischer und lauter wird es auf den kleinen Plätzen rund um die Kirche.
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Türkei: Tierkampf-Arenen an der Ägäisküste
Als Plätze im herkömmlichen Sinn mit Springbrunnen und Café lassen sich Tierkampf-Arenen in der Türkei nicht bezeichnen. Dennoch sind solche Arenen zentrale Versammlungsorte, an denen gesellschaftliches Leben stattfindet. Hier gehen die Menschen seit Jahrhunderten der Tradition des sogenannten Kamelringkampfs nach. An der gesamten türkischen Ägäisküste finden im Winter solche Kämpfe statt, es herrschen dann Volksfeststimmung auf den Rängen und hohe Konzentration auf dem Kampffeld. Denn den Besitzern der Dromedare, die da gegeneinander antreten, winkt bei einem Sieg ein beachtliches Preisgeld.
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Deutschland: Borsigplatz in Dortmund
Wer sich im deutschen Fußball etwas auskennt, wird sicherlich schon vom Borsigplatz in Dortmund gehört haben. Hier feiert der Fußballclub Borussia Dortmund Meisterschaften. Zuletzt war das 2012 nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft und des DFB-Pokals der Fall: Der der ganze Platz verwandelte sich damals in ein Meer von schwarz-gelb, den Vereinsfarben von Borussia Dortmund. Die ganze Stadt feierte mit dem Traditionsklub. Ansonsten ist es eher ruhig um den Borsigplatz. Manchmal pilgern fußballbegeisterte Touristen zu jenem geschichtsträchtigen Rund, manchmal ist er einfach nur stummer Zeuge sozialer Konflikte.
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Großbritannien: Trafalgar Square in London
Er ist der bekannteste Platz Londons: der Trafalgar Square. Kein Besuch der englischen Hauptstadt ohne eine Besichtigung der Nelson Säule oder der National Gallery. Die Wahrscheinlichkeit dabei ist hoch, dass jede Ihrer Bewegungen vor Ort aufgezeichnet wird. Denn auf Londons größtem öffentlichem Platz wird Überwachung groß geschrieben – natürlich aus Sicherheitsgründen. „Big Brother is watching you“ – diese Devise hat sich seit George Orwells Zeiten hier kaum verändert.
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Ukraine: Maidan in Kiew
Auf vielen Plätzen in Europa spürt man den Hauch derGeschichte. Manche führen zurück bis in die Antike, andere ins Mittelalter, wieder andere haben noch eine recht junge historische Vergangenheit. Der Maidan in Kiew ist mit der Orangen-Revolution 2004 sowie den Euromaidan-Protesten in 2013/14 weltbekannt geworden. Hier gingen die Menschen für demokratische Reformen auf die Straße, der Platz wurde zum Synonym für eine Revolution und steht heute für die ukrainische Unabhängigkeit. Ein Ort, der an Blut und Tränen, abe auch an Freude und Hoffnung erinnert.
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