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Serbisches Innenministerium: Sohn und Ehefrau von Slobodan Milosevic per Haftbefehl gesucht

22. Mai 2003
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Belgrad, den 8.4.2003, POLITIKA, serb., Dusan Teleskovic

Das serbische Innenministerium hat vor einigen Tagen gegen Mirjana Markovic, die Ehegattin des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, einen Haftbefehl ausgestellt. Die Vorsitzende der Direktion der Jugoslawischen Linken wird gesucht, weil sie unter Verdacht steht, an der Entführung und dem Mord am ehemaligen serbischen Präsidenten, Ivan Stambolic, beteiligt gewesen zu sein.

Zur Erinnerung: die Polizei fand vor ungefähr zehn Tagen im Zuge der Operation "Sablja" (dt.: Säbel) den Leichnam von Ivan Stambolic, begraben in einer Höhle unter ungelöschtem Kalk auf Fruska Gora (Gebirge bei Novi Sad – MD). Unter dem Verdacht dieses Verbrechen begangen zu haben, wurden fünf Angehörige der berüchtigten Einheit für Sondereinsätze, JSO, verhaftet. Darunter befand sich auch Dejan Maricic, genannt Gumar, ehemaliger Kommandeur der nun aufgelösten Einheit, auch bekannt als "Rote Barette". Die Polizei setzte die Ermittlungen fort, um an die Organisatoren und Auftraggeber der Entführung und des Mordes zu gelangen. Bislang wurde nachgewiesen, dass Milorad Lukovic-Legija, Hauptverdächtiger für das Attentat an Zoran Djindjic, den "Roten Baretten" 100 000 D-Mark zahlte, damit sie dieses Verbrechen begehen. Wer nun Legija das Geld gab, um den Mord an Ivan Stambolic zu organisieren, werden vermutlich die weiteren Ermittlungen ergeben.

Der serbische Innenminister Dusan Mihajlovic erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Polizei, nachdem die mutmaßlichen Mörder von Ivan Stambolic verhaftet und seine sterblichen Überreste gefunden seien, Mira Markovic und ihr Ehegatte, der sich in Gewahrsam des Haager Kriegsverbrechertribunals befindet, vernommen würden. Er sagte ferner, der Mord an Stambolic sei den Indizien zufolge politisch motiviert, um ihn als möglichen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen in Serbien im September 2000 aus dem Weg zu räumen. Dies weise aus politischer Sicht darauf hin, wer der Anstifter und Auftraggeber dieses Verbrechens sein könne.

Die Angehörigen des serbischen Innenministeriums haben die Fahndung nach Mira Markovic in dem Augenblick aufgenommen, als sämtliche Details des Mordes am ehemaligen serbischen Präsidenten Ivan Stambolic bekannt waren. Zunächst wurde Mira Markovic an ihren Meldeadressen in Pozarevac und in der Tolstoistraße in Belgrad gesucht, allerdings ohne Erfolg. Daraufhin schrieb sie die Polizei zur Fahndung aus.

Gegen Mirjana Markovic gibt es bislang lediglich einen Haftbefehl des serbischen Innenministeriums. In Kürze ist jedoch damit zu rechnen, dass auch ein internationaler Haftbefehl von Interpol ausgestellt wird. Denn Indizien weisen darauf hin, dass sie sich in der Russischen Föderation aufhält. Bisher ist nachgewiesen, dass Mirjana Markovic das Land am 23. Februar verließ. Die Vorsitzende der Direktion der Jugoslawischen Linken verließ das Land am gleichen Tag, als ihre Immunität als Abgeordnete ablief. Ob es sich dabei um einen Zufall oder um ein geplantes Vorhaben handelt, sei dahingestellt.

Als es an die Öffentlichkeit drang, dass gegen Mirjana Markovic ein Haftbefehl ausgestellt wurde, stellte die Polizei praktisch gleichzeitig einen internationalen Haftbefehl über Interpol nach ihrem Sohn, Marko Milosevic, aus. Wie bereits bekannt ist, verließ Marko Milosevic das Land unmittelbar nach dem demokratischen Wandel am 5. Oktober 2000.

In der Öffentlichkeit gibt es Spekulationen, dass sich Marko Milosevic in Russland versteckt und Mira Markovic sich bei ihm befindet. Eben dies veröffentlichten auch russische Medien in den vergangenen Tagen. Dies bestätigte auch Marija Milosevic, die vergangene Woche erklärte, ihre Mutter, Mira Markovic, befinde sich in der Russischen Föderation zu Besuch bei Marko Milosevic. (md)