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Serben zwingen KFOR-Truppe zur Umkehr

30. Juli 2011

Im Kosovo hat sich die Situation der serbischen Minderheit mit den NATO-Soldaten zugespitzt. Erzürnte Serben stoppten einen Militärkonvoi. In einer Sondersitzung debattiert das serbische Parlament zum Handelskonflikt.

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Serbische Demonstranten blockieren sitzend eine Straße (Foto: dapd)
Bild: dapd

Es war eine Machtprobe und die KFOR-Truppen mussten nachgeben: Die serbische Minderheit hat sich mit einer Sitzblockade am Freitag gegen die internationale Schutztruppe KFOR durchgesetzt. Die Soldaten aus den USA und aus Slowenien konnten eine wichtige Transitroute im Grenzbereich zwischen dem Kosovo und Serbien nicht passieren.

Serbische Demonstranten sitzen auf der Straße, im Hintergrund Armeefahrzeuge der KFOR (Foto: dapd)
Kein Durchkommen für die KFOR-TruppenBild: dapd

Unter dem Applaus der Demonstranten drehte der Konvoi aus 30 Militärfahrzeugen nach mehreren Stunden in Blockadestellung um und fuhr in den Süden des Kosovo zurück. Auch noch am Samstag (30.07.2011) hielten hunderte Serben die Transitroute von ihrer Hochburg Mitrovica in Richtung Norden gesperrt.

Mögliches Blutbad verhindert

Serbenvertreter Borislav Stefanovic und Erhard Bühler (v.l.) (Foto: dpa)
KFOR-Kommandeur Bühler diskutierte mit den SerbenBild: picture alliance/dpa

KFOR-Kommandeur Generalmajor Erhard Bühler habe den Rückzug der Truppen angeordnet, um ein "Blutbad zu verhindern", sagte NATO-Sprecher Hauptmann Hans Wichter. "Es gibt dort viele radikale Elemente und Leute, die bereit sind, Gewalt gegen Soldaten anzuwenden", sagte Wichter.

"Ich hatte die Möglichkeit, das Recht durchzusetzen und die Straßenblockade aufzulösen", sagte Bühler. "Ich habe mich dagegen entschieden, denn mittlerweile gibt es hier so viele Kriminelle, Extremisten und Bewaffnete. Es wäre ein Albtraum gewesen."

Der KFOR-Oberbefehlshaber kündigte im Kosovo-Fernsehen an, dass er sich mit Blick auf die Bürger "zum letzten Mal" entschieden habe, seine Soldaten zurückzuziehen. Das nächste Mal, so Bühler, werde er Gewalt zur Beseitigung der Straßensperren anwenden.

Parlament in Belgrad berät

Kosovarische Soldaten, im Hintergrund brennt ein Gebäude (Foto: dpa)
Mit Brandbomben haben serbische Extremisten den Grenzübergang attackiertBild: picture alliance/dpa

Die Serben wollen so lange an dem Grenzposten ausharren, bis zwei umstrittene Grenzübergänge wieder von ihnen kontrolliert werden. Die Kosovo-Regierung hatte die beiden Grenzpunkte in den vergangenen Tagen unter ihre Kontrolle gebracht.

Auch das serbische Parlament wird sich in einer Sondersitzung am Samstag intensiv mit dem Konflikt beschäftigen. Hauptstreitpunkt sind die bisherigen Zollvereinbarungen. Da Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt, gibt es schon seit 2008 ein Importverbot kosovarischer Waren. Die Regierung in Pristina hatte Mitte Juli ihrerseits ein Importverbot serbischer Waren angeordnet.

Kosovos Ministerpräsident Hashim Thaci erklärte bei einer Kabinettsitzung, dass er in dem Handelsstreit nicht nachgeben wolle. Das Embargo für serbische Waren sei nun vollständig durchgesetzt worden und bleibe so lange bestehen, wie Serbien seine Haltung gegenüber Kosovo aufrecht erhalte, sagte Thaci am Freitag.

Handelsstreit eskalierte zu Wochenbeginn

Die Lage an der Grenze zwischen Serbien und Kosovo war Anfang der Woche eskaliert. Am Mittwoch hatten rund 200 aufgebrachte Serben Benzinbomben geschleudert und einen Grenzposten in Brand gesetzt. Am Dienstag war ein kosovarischer Polizist bei gewalttätigen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.

Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Michael Borgers