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Separatisten führen gefangene OSZE-Beobachter vor

27. April 2014

Die prorussischen Separatisten haben einige der festgesetzten OSZE-Beobachter der Presse präsentiert. Sie sind alle gesund. Derweilen haben OSZE-Vertreter Verhandlungen aufgenommen.

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Pressekonferenz zu Festnahme in Slawjansk (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Die Separatisten unter der Leitung des selbsternannten Bürgermeisters von Slowjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, führten einige der Gefangenen in einen Saal des besetzten Rathauses, in dem sich rund 60 Journalisten befanden. Die Männer waren in zivil und schienen unverletzt zu sein. Der deutsche Leiter der Inspektorengruppe, Oberst Axel Schneider, sprach für die Gruppe: "Alle europäischen Offiziere der Gruppe sind in guter Verfassung und niemand ist krank." Er selbst sei nicht angerührt worden. "Wir sind Gäste von Ponomarjow. Wir sind keine Kriegsgefangenen." Separatistenführer Ponomarjow selbst hatte die 13 Gefangenen zuvor als "Kriegsgefangene" bezeichnet.

Zeit und Bedingungen der Freilassung unbekannt

Das festgesetzte Team der Organisation für Sicherhheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sei am Freitag zunächst in Slowjansk in einem Keller untergebracht gewesen, so Oberst Schneider weiter. "Dort mussten wir uns zunächst selbst einrichten. Seit gestern sind wir in einen komfortableren Aufenthaltsraum, der beheizt ist, untergebracht."

Die Bedingungen ihrer Freilassung seien ihnen nicht bekannt. "Wir hängen von unseren Diplomaten ab, die mit dem Bürgermeister verhandeln müssen", sagte Schneider "Wir haben keinen Hinweis darauf, wann wir in unsere Heimatländer zurückgeschickt werden."

Schwedischer OSZE-Beobachter freigelassen

Vertreter der OSZE haben inzwischen Verhandlungen mit den Separatisten aufgenommen. Am Sonntagabend wurde dann einer der festgesetzten OSZE-Militärbeobachter aus gesundheitlichen Gründen freigelassen. Der Schwede (im Artikelbild 2.von rechts) leide unter Diabetes, sagte eine Sprecherin der Aktivisten in Slawjansk, ohne Einzelheiten zu nennen.

Separatistenführer Ponomarjow hatte sich unmittelbar vor Beginn der Gepräche optimistisch geäußert. Bedingung für die Freilassung des OSZE-Teams, zu dem auch vier Deutsche zählen, sei weiter die Entlassung prorussische Aktivisten aus ukrainischer Haft. Er gehe davon aus, dass eine Vereinbarung zustande komme. "Die Soldaten sind Geiseln der Situation, aber ich denke, dass alles in Ordnung gehen wird", erklärte er. "Wir werden uns irgendwie verständigen".

Gleichzeitig brachten moskautreue Milizionäre in der Ostukraine nach eigenen Angaben mehrere "Agenten" der Regierung in Kiew in ihre Gewalt. Die Aktivisten präsentierten im russischen Staatsfernsehen drei geknebelte Männer, die angeblich einen moskautreuen Funktionär entführen wollten. Die vermeintlichen Offiziere der Antiterroreinheit "Alfa" seien bei ihrer Kommandoaktion aufgeflogen, sagte einer der Protestführer in Slowjansk. Auch diese drei Männer wollen die Separatisten gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen austauschen.

Gauck appelliert an Verantwortlichen

Die prorussischen Aufständischen hatten die 13 Männer des OSZE-Teams am Freitag gefangengenommen. Der Gruppe gehören neben drei Bundeswehr-Soldaten und einem deutschen Dolmetscher jeweils ein Militärbeobachter aus Tschechien, Polen, Schweden und Dänemark sowie fünf ukrainische Soldaten an. Deutschland führt den Militärbeobachtereinsatz. Er ist nicht identisch mit dem parallel stattfindenden Einsatz ziviler OSZE-Beobachter.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat inzwischen die Verantwortlichen in Russland und in der Ukraine aufgefordert, die festgesetzten Militärbeobachter freizulassen. "Ich appelliere an alle Verantwortlichen dort, Vernunft walten zu lassen", sagte Gauck am Sonntag beim Besuch deutscher Soldaten im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Vor allem Russland sei aufgerufen, den unhaltbaren Zustand zu beenden.

Die Bundesregierung hatte unmittelbar nach der Geiselnahme die sofortige Freilassung der Männer gefordert. Außenminister Frank-Walter Steinmeier teilte mit, sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow habe ihm in einem Telefongespräch Hilfe zugesagt, ebenso der ukrainische Interimsregierungschef Arseni Jazenjuk. "Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die festgehaltenen Personen wieder in Freiheit zu bringen", betonte Steinmeier in Berlin.

chr/wl / re (dpa, afp,rtr, reuters)