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Hatschepsut identifiziert

27. Juni 2007

Eines der großen Rätsel der Alt-Ägypten-Forschung scheint gelöst: Ägyptische Archäologen haben die Mumie der legendären Königin Hatschepsut identifiziert. Sie war die einzige weibliche Herrscherin im alten Ägypten.

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Mumie der Pharaonin Hatschepsut, Quelle: AP
Eine Frau, die auch mit 3500 Jahren die Gemüter erregtBild: AP

Die Identität des lange Zeit unbeachtet gebliebenen, mumifizierten Frauenleichnams aus dem Tal der Könige sei durch DNA-Analysen und computertomographische Tests zweifelsfrei erwiesen, sagte Ägyptens Kulturminister Faruk Hosni am Mittwoch (27.6.07) auf einer Pressekonferenz im Ägyptischen Museum in Kairo.

Hatschepsut, die einzige weibliche Herrscherin im alten Ägypten, hat nach dem Tod ihres Gatten und Halbbruders, des Pharaos Tutmosis II., von 1502 bis 1482 v. Chr. regiert. Sie soll den Thron ihrem jüngeren Stiefsohn Thutmosis III. entrissen haben. Die ungewöhnliche Frau trug während ihrer Herrschaft einen künstlichen Bart, kleidete sich wie ein Mann und bezeichnete sich als Pharao. Trotz ihres eigenwilligen Auftretens besaß zufolge mehr Macht als Kleopatra und Nofretete.

Zunächst übersehen

Die Mumie der Hatschepsut war bereits 1903 bei Grabungen im Tal der Könige gefunden, aber nicht erkannt worden. Der britische Archäologe Howard Carter war in einer weniger bedeutend erscheinenden Grabkammer auf zwei Mumien gestoßen. Eine davon, die der Krankenpflegerin von Hatschepsut, Sitre-In, ließ er ins Ägyptische Museum bringen, die zweite ließ er zurück.

Neu aufgerollt wurde der Fall der Pharaonin, als ein Team von Archäologen unter Leitung des Chefs der ägyptischen Altertümer-Verwaltung, Zahi Hawas, im Vorjahr damit begann, die Bestände des Museums zu durchforsten und erstmals mit modernen Labormethoden zu untersuchen. Hawas hoffte zunächst, dass sich unter den drei bislang unidentifizierten Frauen-Mumien im Museumslager die der legendären Hatschepsut befinden würde. Doch das Ergebnis fiel negativ aus.

Am Zahn erkannt

Röntgenaufnahme des Gebisses mit fehlendem Zahn, Quelle: AP
Röntgenaufnahme des Gebisses mit fehlendem ZahnBild: AP

Dann erinnerte sich der Wissenschaftler an die von Carter zurückgelassene Frauenmumie aus der Kammer der Sitre-In und ließ diese nach Kairo bringen. Von Hatschepsut selbst hatte man bis dahin einen Zahn, der in einer Holzkiste aus ihrem prächtigen Totentempel lag, und Organe, die in Krügen waren und als Grabbeigaben gedient hatten. Nun ging es nur mehr noch darum, das Puzzle zusammenzusetzen. Und es fügte sich zusammen.

Die DNA-Analysen des Gewebes der Mumie aus dem Krankenpflegerinnen-Grab ergaben, dass die Tote mit Hatschepsuts Vater Tutmosis I., ihrem Halbbruder Tutmosis II. und ihrem Halb-Neffen Tutmosis III. verwandt gewesen sein musste. Die Computer-Tomographie ergab zweifelsfrei, dass der Zahn aus Hatschepsuts Holzkiste genau in die Zahnlücke der Mumie passte.

Skepsis angemahnt

In Kairo wurden die Ergebnisse als "archäologische Sensation" gefeiert. "Wir sind hundert Prozent sicher", sagte der Leiter der
ägyptischen Behörde für Altertümer, Sahi Hauass, zur Identität der
Mumie.

Der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung, äußerte allerdings Zweifel, ob der Nachweis der Identität Hatschepsuts wissenschaftlich wirklich gelungen sei. "Wir haben erst vor wenigen Tagen in Fachkreisen über diese Fragen gesprochen und festgestellt, dass die DNA-Proben, die älter als 50 Jahre sind, mit allergrößter Skepsis betrachtet werden müssen und die Ergebnisse nicht als gesicherte Unterlagen für historische Schlüsse gelten", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er kenne die jetzigen Nachrichten noch nicht im Detail. Wissenschaftler seien aber verpflichtet, "solche Dinge mit äußerster Zurückhaltung zu prüfen und an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn alle Proben positiv verlaufen sind". (kas)