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Selbstbewusst beim G20-Gipfel

2. April 2009

In London saßen auch die Vertreter von fünf asiatischen Staaten mit am Tisch. Sie alle fordern für die Zukunft mehr Mitsprache. Doch wie schwer sind sie von der Krise betroffen, welche Ziele verfolgen sie? Ein Überblick.

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Asiatische Staaten beim G20-Gipfel (Foto:DW-Montage)
Fünf Länder, fünf Interessen: die Chefs der asiatischen G20-StaatenBild: DW-Montage/AP

China: Regierung mit breiter Brust

Chinas Präsident Hu Jintao (Foto:ap)
Chinas Präsident Hu Jintao sorgt sich um die Dollar-Reserven seines LandesBild: AP

Die chinesische Führung ist voller Selbstbewusstsein zum Finanzgipfel der G-20-Staaten nach London gereist. Denn China weist als einzige größere Wirtschaftsnation noch immer relativ hohe Wachstumsraten auf. Auch für dieses Jahr peilt China ein Wachstum von acht Prozent an - auch wenn Experten dieses Ziel für wenig realistisch halten. Dafür hat die Regierung ein Konjunkturprogramm in Höhe von umgerechnet etwa 430 Milliarden Euro aufgelegt, mit dem die Binnenkonjunktur angekurbelt und die Landbevölkerung unterstützt werden soll.

Zu den Themen auf dem G20-Gipfel hat China schon im Vorfeld klar Stellung bezogen: Aus Sorge um die Sicherheit seiner in US-Staatsanleihen angelegten Währungsreserven fordert Peking einen stabilen Dollar. Als Alternative brachte die chinesische Führung kurz vor dem Gipfel sogar die Idee einer neuen weltweiten Leitwährung ins Gespräch. Da das Reich der Mitte Waren noch immer vergleichsweise günstig produzieren kann, lehnt China neue Handelshemmnisse klar ab. Zumindest dabei weiß das Land US-Präsident Obama auf seiner Seite.

Japan: Kritische Töne aus Tokio

Japans Premierminister Taro Aso (Foto:ap)
Nach Japans Premier Taro Aso soll noch mehr Geld in die Weltwirtschaft gepumpt werdenBild: AP

Japans Regierung reichen die bisherigen weltweiten Konjunkturpakete nicht aus. Mehr als jeder andere asiatische Staat ist Japan vom Export abhängig. Doch den japanischen Autoriesen geht es schlecht, der Maschinenbau hat dramatische Auftragseinbrüche hinnehmen müssen, und auch der japanische Bankensektor ist stark ins Taumeln geraten.

Deshalb schlägt sich Regierungschef Taro Aso auf die Seite der USA und Chinas sowie der meisten Schwellenländer, die mehr Anstrengungen verlangen, um die Weltwirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Scharfe Kritik übte Aso vor kurzem an der Haltung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, die weitere Konjunkturpakete vorerst ablehnt. Aso selbst hatte Anfang des Jahres einen Rekordhaushalt aufgelegt: umgerechnet 665 Milliarden Euro pumpt Tokio mittlerweile in seine Wirtschaft.

Südkorea: Klares Bekenntnis zum Freihandel

US-Präsident Barack Obama und Südkoreas Staatschef Lee Myung-Bak (Foto:ap)
Handelsschranken wollen weder Barack Obama noch Südkoreas Staatschef Lee Myung-BakBild: AP

Nicht nur Japan, auch Südkorea trifft die Wirtschaftskrise besonders hart. Das Land befindet sich seit Ende 2008 in der Rezession. In diesem Jahr rechnen Experten damit, dass die Wirtschaft um vier Prozent schrumpfen wird. Vor allem so wichtige Exportgüter wie Stahl oder Autos werden die Südkoreaner auf dem Weltmarkt kaum noch los. Die Industrieproduktion des Landes sackte im Februar 2009 um mehr als 10 Prozent ab.

Auch Südkoreas Präsident Lee Myung-Bak fordert in London mehr Einfluss für sein Land. Er wirbt vor allen Dingen dafür, dass die G20-Staaten ihre Konjunkturpolitik stärker koordinieren. Außerdem erteilt Südkorea allen protektionistischen Überlegungen eine klare Absage. Die Südkoreaner arbeiten gerade ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union aus und setzen sich auch darüber hinaus für eine weitere Liberalisierung des Welthandels ein.

Indien: Der stabile Krisengewinner

Indiens Premierminister Manmohan Singh (Foto:dpa)
Indiens Premierminister Manmohan Singh konnte relativ entspannt nach London reisenBild: picture-alliance/ dpa

Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh hat auf die große Verantwortung der Gruppe der 20 führenden Wirtschaftsmächte hingewiesen. Es gehe um koordinierte und konkrete Maßnahmen gegen den globalen Abschwung, sagte Singh. Auch er spricht sich gegen Protektionismus im Handel aus.

Indiens Wirtschaft hat sich in der weltweiten Krise bisher erstaunlich gut behaupten können. Indische Unternehmen besitzen einen starken einheimischen Markt und sind meist nicht so sehr von Exporten abhängig. Die IT-Branche boomt auch weiterhin, außerdem hat sich der indische Bankensektor aus den internationalen Spekulationsgeschäften weitgehend herausgehalten. Das Land besitzt ausreichend große, breit gestreute ausländische Währungsreserven und ein kaum gebremstes Wirtschaftswachstum. Verglichen mit anderen Nationen steht Indien also noch immer hervorragend da.

Indonesien: Sprachrohr der Entwicklungsländer

Indonesiens Präsident Yudhoyono (Foto:ap)
Indonesiens Präsident Yudhoyono will auch schwächere Staaten im Blick behaltenBild: AP

Auch Indonesiens Ökonomie zeigt sich in der Krise relativ robust. Das indonesische Wirtschaftswachstum fiel nur leicht von 6,3 Prozent bis zum dritten Quartal 2008 auf aktuell rund 5 Prozent. Am problematischsten ist die Situation für die mehr als 4 Millionen indonesischer Arbeitsmigranten, die in Singapur, Taiwan, Japan oder Malaysia ihr Geld verdienen. Weil viele von ihnen ihre Jobs verloren haben, kehren im Moment rund 1000 Indonesier pro Tag in ihre Heimat zurück. Bis Ende des Jahres rechnet man mit bis zu 100.000 weiteren zurückkehrenden Arbeitern.

Indonesiens Präsident Yudhoyono mahnte daher auf dem G20-Gipfel in London vor allem die wirtschaftlichen Interessen der Entwicklungsländer an. Auch er spricht sich gegen Handelsbarrieren aus. Die Welt brauche funktionierende globale Handelsströme und eine florierende Weltwirtschaft, weil die Entwicklungsländer allein die Herausforderungen der Zukunft nicht lösen könnten.

tl/eb/ap/dpa/rtr