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Sehen, was los ist

Marcus Bösch17. Oktober 2002

Das Leipziger Dokumentarfilmfestival präsentiert neue internationale Filmbeiträge aus 44 Ländern. Das Genre zeigt seine Stärken.

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Im Zentrum des Festivals: Kurdistan
Herbst in der Leipziger Tieflandsbucht: Ein kalter Wind weht, Temperaturen um die zehn Grad und um halb sieben wird es dunkel. Im Fernsehen kommt eigentlich auch nur Schrott. Also ab in den Dschungel der Großstadtkinos.

"Sehr guter Jahrgang"

Rund 350 filmische Beiträge präsentiert das 45. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm vom 15. bis 20. Oktober 2002. "Es ist ein sehr guter Jahrgang mit besonders vielen deutschen Filmen", sagt Festivaldirektor Fred Gehler. Und freut sich gleichzeitig auf eine ganze Reihe internationaler Premieren von Filmen, die bisher noch nie außerhalb ihrer Entstehungsländer gezeigt worden sind.

"Filme der Welt für die Würde des Menschen" lautet das diesjährige Motto des Festivals, das sich als eines der "traditionsreichsten deutschen und internationalen Filmfestivals" versteht. Erneut soll es in Leipzig um die "Suche nach wahren und authentischen Bildern" gehen: vom osteuropäischen Dokumentarfilm über jüdische Identitätssuche bis zum animierten 3D-Kurzfilm.

Waffenwahn und Hysterie

Gutes Gespür bewiesen haben die Veranstalter mit dem Eröffnungsfilm "Bowling for Columbine" von Michael Moores. Gilt der Dokumentarfilm über US-Waffenwahn und Angst-Hysterie doch bereits als eine der wichtigsten Dokus des Jahres. Das dürfte nicht nur an dem brisanten Thema, sondern vor allem auch an der Darstellerliste liegen. Neben US-Präsident George W. Bush treten Skandalikone Marilyn Manson und Waffenlobbyist Charlton Heston auf. Der Streifen wird nach den Ereignissen von Erfurt und den Attentaten des Washingtoner Heckenschützen Anlass zu erneuten Diskussionen führen, meint Festivaldirektor Gehler.

Katastrophenmüde?

Kurdistan bildet einen Schwerpunkt des Festivals. Ganz ohne katastrophenmüden Blick wagen Hans Stürm und Beatrice Michel einen Blick auf das kurdische Leben im Dreiländereck Iran-Irak-Türkei. Ihre dokumentarische Filmerzählung "Sertschwan - Bei meinen Augen" verbindet ein altes kurdisches Nationalepos mit dem irakischen Giftgasmassaker von Halabja 1988. In ruhigen Bildern zeichnet der Film die kurdische Tragödie auf - ganz ohne simple Chiffren für Elend und Tod.

Noch mehr (Regen)

Natürlich gibt es noch wesentlich mehr zu entdecken. Und eigentlich besteht das Leipziger Festival ja aus mindestens zwei Festivals. Denn neben Dokumentarfilmern zeigen auch eine ganze Reihe von Animations- und Trickfilmmachern ihr Können. Empfohlen sei der belgische Kurzfilm "Moving Target", der im Internet bestaunt werden kann. Und dann steht ja auch die Verleihung der Goldenen und Silbernen Taube und mehrerer Sonderpreise im Gesamtwert von 30.000 Euro an: 16 Dokumentar- und 49 Animationsfilme sind nominiert.

19.000 Besucher bescherten dem Leipziger Dokumentarfilmfestival letztes Jahr einen Besucherrekord. Noch weiß niemand, wie viele es dieses Jahr werden. Doch eines ist so gut wie sicher: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit in Leipzig und Umgebung beträgt in den nächsten Tagen übrigens 90 Prozent. Also dann - ab in die Kinos!