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Scientology Verbot

Marcus Bösch8. August 2007

Ein alarmierendes Buch, neue Verbotsforderungen und deren Ablehnung: Die umstrittene Organisation Scientology ist medial omnipräsent. Und arbeitet weiter an der Missionierung Europas.

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Die Scientology-Niederlassung in Berlin (Foto: dpa)
"Unterdrückerländer müssen erobert werden"Bild: picture-alliance/ dpa

Für Ursula Caberta ist die Sache klar: "Scientology ist eine gefährliche extremistische Organisation, die Europa den Krieg erklärt hat", erklärt die Hamburger Scientology-Beauftragte im Gespräch mit DW-WORLD. Caberta gilt als ausgewiesene Expertin. Seit 1992 beobachtet sie die Bewegung, die eine mitunter abstruse religiöse Heilslehre vertritt. Am Dienstag (7.8.07) hat sie ihr "Schwarzbuch Scientology" vorgestellt. Und zusammen mit dem parteilosen Hamburger Innensenator Udo Nagel ein Verbot der Organisation gefordert.

Kämpferisch-aggressiv


Vertreter von Union und SPD wandten sich direkt gegen ein rasches Verbot der vom Science-Fiction-Autoren Ron L. Hubbard Anfang der 1950er-Jahre gegründeten Bewegung. "Keine realistische Chancen" oder "Das Beweismaterial reicht nicht aus" heißt es in Berlin. Ein Verbot hätte nach Ansicht des Grünen-Politiker Volker Beck nur Aussicht auf Erfolg, wenn nachgewiesen werden könne, dass die Organisation ihre verfassungsfeindlichen Ziele auch kämpferisch-aggressiv verwirkliche.

Drei Unterdrückerländer

Scientology-Expertin Ursula Caberta (Foto: dpa)
Kämpft seit 1992 für ein Verbot von ScientologyBild: picture-alliance/ dpa

Da bestehe kein Zweifel, sagt Caberta und verweist auf die martialischen Begrifflichkeiten von Scientology. "Deutschland, Frankreich und Belgien gelten als Unterdrückerländer, die erobert werden müssen", sagt die Expertin. Hollywood-Star Tom Cruise, bekennender Scientologe, habe zum Beispiel "eine Tapferkeitsmedaille von Scientology erhalten. Die verleiht man nur im Krieg."

Psychische Abhängigkeit

"Scientology ist gefährlich, weil die unter dem Markenzeichen 'Scientology' verkauften Methoden eine Gefahr für die Gesundheit der Kunden sind", sagt der Sprecher des Bundesverbandes Sektenberatung Ingo Heinemann. Folgen seien etwa psychische Abhängigkeit und die Zerstörung persönlicher und familiärer Bindungen. Nicht-Scientologen würden Menschenrechte abgesprochen. Ob diese Argumente für ein Verbot reichen, ist strittig. Derzeit wird Scientology in fünf Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet.

Anerkennung als Religion

Tom Cruise bei Dreharbeiten als Graf Stauffenberg in Berlin Babelsberg (Foto: AP Photo/Studio Babelsberg AG, Frank Connor)
Gilt intern als "tapferer Kämpfer" für die Organisation: Tom CruiseBild: AP Photo/Studio Babelsberg AG, Frank Connor

In Frankreich läuft seit über einem Jahr ein Verbotsverfahren gegen Scientology. Davon unbehelligt, arbeitet die Organisation nach Angaben Cabertas an der Missionierung Europas. Seit 2003 widmet sich das Europa-Büro der Organisation in bester Brüssler Lage zwischen EU-Kommission und EU-Parlament um das Hauptziel in Europa: Die flächendeckende Anerkennung als Religion. "2006 wurden Aktivisten bei einer internen Veranstaltung darauf eingeschworen, im Sinne des Ziels, für eine positive mediale Stimmung in Europa zu sorgen", berichtet Cabertas. In Deutschland kann davon nach den neusten Verbotsforderungen und einer neu entbrannten Debatte keine Rede mehr sein.