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Schäuble: "Fußball kann die Welt verbessern"

Roman Garthoff19. Mai 2006

Kann Deutschland die Herausforderungen der WM stemmen? Das wollten Parlamentarier aus allen WM-Teilnehmerländern auf einer Fachtagung der Friedrich Ebert-Stiftung in Berlin wissen.

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Wie steht's mit den Vorbereitungen? Parlamentarier aus aller Welt auf der WM-KonferenzBild: DW

Antworten darauf gaben bei der zweitägigen Veranstaltung (18./ 19.5.) Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), SPD-Fraktionschef Peter Struck und der Vizepräsident des FIFA-WM Organisationskomitees, Theo Zwanziger.

Wolfgang Schäuble beispielsweise guckt Fußballfilme, um sich auf die WM einzustimmen. "Vor kurzem habe ich ´Das Wunder von Bern´ gesehen, das war schon toll damals", sagte Schäuble. "Wenn mich jemand nachts aus dem Schlaf reißt, kann ich immer noch die Aufstellung der Mannschaft von 1954 auswendig aufsagen." Der Minister hat es also schon, das Fußballfeeling. Doch eigentlich ging es bei der internationalen Fußballkonferenz im Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin nicht darum, wie sich Schäuble auf die WM vorbereitet - sondern, wie er Deutschland auf das Großereignis vorbereitet.

Fußball regiert die Welt?
Schäuble: "Die Sicherheit ist gewährleistet!"Bild: DW

Risiko Hooligans

Thema Sicherheit: Schäuble setzt auf effektive und möglichst "unsichtbare" Sicherheitsmaßnahmen. Das Ziel sei, Gefahren bereits im Vorfeld zu erkennen und auszuräumen. Je weniger die Zuschauer von den Sicherheitsvorkehrungen bemerkten, desto besser seien sie, sagte Schäuble.

Zu den größten Sicherheitsrisiken bei der WM gehören, neben Terroristen, die gewaltbereiten Hooligans. Diesem Problem sei nur durch internationale Zusammenarbeit zu begegnen, sagte Schäuble. "Großbritannien hat zugesagt, 3500 gewaltbereite Hooligans nicht ausreisen zu lassen." Außerdem werde es "anlassbezogene" Grenzkontrollen geben. Dazu habe die Bundesregierung bereits Ausnahmemöglichkeiten vom Schengener Abkommen beantragt. "Wir arbeiten mit den Polizei- und Sicherheitsbehörden aller Teilnehmer- und Nachbarstaaten intensiv zusammen", so der Minister "Die Sicherheit ist gewährleistet".

Auch die Bundeswehr wird während der WM eingesetzt. Sie wird den Sanitätsdienst unterstützen und bei der ABC-Aufklärung helfen. Außerdem, so Schäuble, werden AWACS-Flugzeuge der NATO den Luftraum überwachen.

Große Chancen für die Gesellschaft

Fußball regiert die Welt?
WM-Organisator Theo Zwanziger im Gespräch mit Anke FuchsBild: DW

Schäuble verwies auch auf die politische Dimension der Weltmeisterschaft. Fußball sei in seiner Wirkung mehr als nur ein Spiel, sagte er. "Die Welt kann eine bessere werden, wenn die sozialen und integrativen Tugenden des Fußballs noch mehr in Politik und Gesellschaft zur Geltung kämen". Fußball vermittle Regeln und die Notwendigkeit von Fairness, Disziplin und Teamgeist.

Das sieht auch der Vizechef des WM-Organisationskomitees, Theo Zwanziger, so: Mit Fußball lasse sich das tun, wozu wir eigentlich da sind: Gemeinsamkeit erzeugen statt uns gegenseitig auszugrenzen oder uns über den anderen zu erheben, sagte Zwanziger ."Fußball ist keine heile Welt, aber er bietet große Chancen für unsere Gesellschaft."

Der SPD Fraktionsvorsitzende Peter Struck appellierte an die Deutschen, Gastfreundschaft zu zeigen. "Wir erwarten eine Million Besucher aus dem Ausland. Außerdem werden drei bis vier Milliarden Menschen die WM an den TV-Bildschirmen verfolgen", sagte Struck. Er betonte die starke wirtschaftliche Komponente der WM. "Wir nehmen vor allem auch die touristische Relevanz sehr ernst, denn immerhin hat der Tourismus in Deutschland einen Anteil von acht Prozent am Bruttoinlandsprodukt."

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Im Fußballfieber: Wolfgang Schäuble, Anke Fuchs, Peter Struck und Theo ZwanzigerBild: DW

Männer, macht´s den Frauen nach

Struck ist selbst begeisterter Fußballer. Jahrelang war er Spieler in der Fußballmannschaft des Bundestages. Er gab Klinsmanns Elf den Rat, sich ein Beispiel an der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu nehmen. "Die sind 2003 auch Weltmeister geworden. Jetzt stehen die Männer in der Pflicht. Sie müssen zeigen, dass sie genau so gut sind wie die Frauen."

Die Konferenz war gleichzeitig der Abschluss des Projekts "Fans for Football" - ein Ideenwettbewerb der Friedrich-Ebert-Stiftung. Deutsche Fußballfans sollten für die ausländischen Gäste weltmeisterschaftsbegleitende Projekte entwickeln. So wird es in allen Austragungsorten Fancamps, Fanfußballturniere und spezielle Kulturprogramme für die WM-Fans geben. Anke Fuchs, die Vorsitzende der Stiftung sagte dazu: "Es ist uns gelungen, viele deutsche und ausländische Jugendliche zusammenzubringen.

In den Auslandsbüros der Stiftung wurden Treffen zwischen ausländischen und deutschen Fans organisiert. Dabei wurden die Fanvertreter unter anderem in Konfliktbeilegung geschult. "Es gibt sehr viel Bereitschaft der Fans, konstruktiv zum Gelingen der WM beizutragen, sagte Fuchs. Und an Wolfgang Schäuble gerichtet fügte sie hinzu: "Wenn alle Fans so wären wie die, mit denen wir zu tun hatten, brauchten Sie sich um die innere Sicherheit keine Gedanken zu machen."