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Schwimmen

Lutz Kulling

Ohne Schwimmwettbewerbe scheint das moderne Olympia kaum vorstellbar - seit jeher hat der Kampf mit den Fluten und Gegnern die Menschen fasziniert. Lutz Kulling über „Goldfische“ und andere Spezies in ihrem Element.

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Piktogramm für Schwimmen bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Insgesamt 34 Entscheidungen bestreiten die Schwimmer in Peking - in den vier Techniken Freistil, Schmetterling, Rücken und Brust. Davon entfallen 32 auf die Beckenwettbewerbe und zwei auf die Marathon-Spezialisten im Freiwasser, wo Männer und Frauen über zehn Kilometer olympische Premiere feiern.

Britta Steffen nach dem Sieg im 100 Meter Freistil bei der EM 2006 in Budapest. (AP Photo/Michael Sohn)
Britta SteffenBild: AP

Doch was macht den Reiz der Sportart aus, die neben der Leichtathletik seit 1896 als Herzstück der Spiele gilt? Britta Steffen, mehrfache Freistil-Europameisterin, bekennt: „Schon im Sportunterricht habe ich gemerkt, dass ich in anderen Bereichen eher wenig Talent habe – aber im Wasser habe ich mich immer wohl gefühlt.“


Wassergefühl und idealer Körperbau

Zustimmung kommt auch von Roland Matthes, dem erfolgreichsten Rückenschwimmer aller Zeiten: Sieben Jahre lang verlor der Star von Turbine Erfurt kein Rennen in seiner Parade-Disziplin. 1968 und 1972 holte er vier Goldmedaillen über die Rücken-Strecken, dazu noch viermal olympisches Edelmetall in Staffel und Einzel bis 1976. Legendär auch sein Stil mit extrem hoher Wasserlage. „Ich war offenbar ein Naturtalent, ähnlich wie eine leichtfüßige Läuferin“, zeigt sich Matthes bescheiden. „Andere haben da viel mehr trainiert.“

Der ehemalige Schwimmer Roland Matthes bei der Gründung der "Hall of Fame des deutschen Sports" im Mai 2008 Berlin. Foto: Peer Grimm +++(c) dpa - Report+++
Ex-Schwimmstar Roland Matthes (2008)Bild: picture-alliance/ dpa

Denn gerade die Schwimmer pflegen Talent mit reichlich Kilometern und Kraftübungen nachzuhelfen. Schließlich braucht es nicht nur das richtige Wassergefühl, um Weltrekorde wie Britta Steffen zu schwimmen: „Ein breites Kreuz, schmale Hüften, große Hände und vergleichsweise kurze Beine – so sieht in unserem Metier die Idealfigur aus.“

Der Schauspieler und Schwimmer Johnny Weissmuller (AP Photo)
Johnny WeissmullerBild: AP

Zum Schwimmen geboren war offenbar Johnny Weissmuller, der 1922 als erster Mensch über 100 Meter unter einer Minute blieb. Danach triumphierte der Amerikaner fünfmal bei Olympia und wurde auch als „Tarzan“-Darsteller nicht nur unter Sportfans weltbekannt.


Mark Spitz als Goldfisch

Aber keiner war so in seinem Element wie Mark Spitz: 1968 musste sich der US-Favorit noch mit zweimal Staffelgold begnügen. Doch 1972 in München gewann Spitz sieben Goldmedaillen auf Freistil- und Schmetterlingsstrecken sowie mit allen drei Staffeln - jeweils garniert mit Weltrekord.

Der US-Schwimmer Mark Spitz - 1991. (AP PHOTO/Bob Galbraith)
US-"Goldfisch" Mark Spitz (1991)Bild: AP

„Er war ohne Zweifel eine große Sportlerpersönlichkeit, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort war“, kommentiert Roland Matthes. „Gleiches lässt sich etwa auch von Kristin Otto sagen.“ Die Leipzigerin hatte sich 1988 in Seoul sechsmal Gold gesichert. Doch Indizien für systematisches Doping, das der DDR vermutlich eine Titel- und Rekordflut ab Ende der 70er Jahre bescherte, rufen bei solchen Leistungen auch Zweifel hervor.

Fest steht zumindest, dass die vielgepriesene Talentsuche in Ostdeutschland keineswegs unfehlbar war. So musterten die Nachwuchsspäher im Kindergarten von Britta Steffen zunächst die Falsche aus: „Ich war denen zu klein und zu dünn - aber so kann man sich täuschen!“


Wenn der „Albatros“ flog

Kaum zu übersehen war dagegen Michael Groß, der sich mit über zwei Metern Körperlänge und riesiger Armspannweite zum westdeutschen Top-Schwimmer aufschwang. „Flieg, Albatros, flieg!“ rief ein Fernseh-Reporter – Groß folgte dem Rat und sammelte 1984 und 1988 dreimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze ein. Bei Olympia sieglos, aber äußerst populär bleibt Franziska van Almsick, die insgesamt zehn Medaillen gewann.

Ian Thorpe oder Michael Phelps – so heißen andere Schwimm-Heroen der letzten Dekade. Doch ein Idol braucht Britta Steffen, die auf einige Medaillen für das deutsche Team in Peking hofft, ohnehin nicht mehr zu suchen: „Ich hatte viele Vorbilder wie Sandra Völker oder Alexander Popow, aber irgendwann muss man den Absprung schaffen und sich selbst verwirklichen.“