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Schwieriger Rollenwechsel

22. März 2011

Seit Beginn der Angriffe auf die Truppen des libyschen Diktators Gaddafi bemühen sich die USA, ihre Rolle herunterzuspielen und die Führung abzugeben. So will es vor allem der Präsident, meint Christina Bergmann.

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Themenbild Kommentar (Grafik: DW)
Bild: DW

US-Präsident Barack Obama steht zu seinen Worten. In seiner Rede in Kairo im Juni 2009 erklärte er, dass er Demokratie, Meinungsfreiheit, Recht und Gesetz für Grundpfeiler der Zivilisation hält. Gleichzeitig stellte er aber fest, dass jede Gesellschaft selbst zu dieser Erkenntnis kommen muss. "Kein Staat darf einem anderen ein Regierungssystem aufzwingen", sagte Obama.

Mit diesen Worten stieß er damals auf breite Zustimmung. Die Welt hatte genug von den Alleingängen des Obama-Vorgängers George W. Bush, der glaubte, den Irakern das westliche Demokratieverständnis aufbomben zu können. In der Zurückhaltung, die die USA jetzt in dem Einsatz in Libyen an den Tag legen, zeigt sich Obama konsequent. Es geht um den Schutz von Zivilisten, nicht den Sturz der Regierung.

Kein zweiter Alleingang wie im Irak-Krieg

Christina Bergmann, Korrespondentin im DW-Studio Washington (Foto: DW)
Obama bleibt seinen Worten treu, sagt Christina Bergmann

Die US-Regierung gab ihre Zustimmung zu der UN-Resolution erst, als auch die Arabische Liga ihr Einverständnis signalisierte. Es war der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der die Umsetzung der UN-Resolution verkündete, in seiner Hauptstadt Paris fand die Krisensitzung zu Libyen statt und es waren französische Flugzeuge, die die ersten Einsätze flogen. Vertreter der US-Regierung betonten derweil den multilateralen Charakter des Einsatzes, dass sie nicht die Führungsrolle innehaben, und dass die USA nicht beabsichtigen, Bodentruppen zu schicken. Jeder Anschein, die Amerikaner würden wieder einmal den Weltpolizisten spielen, sollte vermieden werden.

Dennoch schulterten die USA die Hauptangriffslast vor allem durch ihre Raketenangriffe. Und es waren auch die Amerikaner, die den Gesamteinsatz zu Beginn koordinierten. Das steht allerdings nicht im Widerspruch zur zurückhaltenden Rhetorik des Präsidenten. Er zeigt nur eines: Kein anderer Staat ist in der Lage, die Rolle der Amerikaner zu übernehmen. Und ohne die USA geht es auch nicht in der NATO, was der derzeitige Streit um die Übernahme des Kommandos zeigt. Norwegen stoppte deswegen sogar den Einsatz seiner Flugzeuge erst einmal wieder.

Die US-Regierung unter Präsident Obama ist nicht mehr bereit, für andere ganz allein die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen. Sie tut ihren Teil - nicht mehr und nicht weniger. Die Welt sollte sich daran gewöhnen.

Autor: Christina Bergmann
Redaktion: Nicole Scherschun