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Schwieriger Neuanfang an Euphrat und Tigris

Wim Abbink16. April 2003

Knapp vier Wochen nach Beginn ist der Irak-Krieg praktisch vorbei. Das US-Verteidigungsministerium rechnet nicht mehr mit größeren Kämpfen im Lande. Der Weg zum politischen Neuanfang gestaltet sich jedoch schwierig.

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Anfang der Zukunft?Bild: AP

Zur ersten Konferenz über die Zukunft des Landes trafen sich im südirakischen Nassirijah rund 60 irakische Exil-Politiker, Stammeschefs und Religionsführer mit dem künftigen US-Verwalter Jay Garner sowie dem US-Sonderbeauftragen Zalmay Khalilzad. Die größte schiitische Oppositionsgruppe SAIRI boykottierte das Treffen aus Protest gegen die Federführung der USA. Teilnehmer riefen anschließend zum Aufbau eines säkularen Iraks auf, in dem Staat und Religion getrennt sind. Die Gespräche sollen Ende April fortgesetzt werden.

In Nassirijah demonstrierten 20.000 Menschen mit Parolen wie "Ja zur Freiheit, Ja zum Islam, Nein zu Amerika, Nein zu Saddam" gegen einen US-Einfluss auf die politische Nachkriegsordnung. Auch in Bagdad demonstrierten erneut etwa 300 Menschen vor dem Hotel Palestine gegen die US-Präsenz im Land. Nach Agenturberichten versuchten Soldaten, Journalisten von der Berichterstattung über die Proteste fernzuhalten.

Prostest gegen die Nachkriegskonferenz in Nassirijah
Proteste gegen die Konferenz in NassirijahBild: AP

Verringerung der Militärpräsenz

Im nordirakischen Mossul wurden nach Krankenhausangaben durch Schüsse mindestens zehn Menschen getötet und Dutzende verletzt. Augenzeugen berichteten, US-Soldaten hätten auf Demonstranten geschossen, die gegen eine pro-amerikanische Rede des neuen Gouverneurs Maschaan el Dschuburi demonstrierten. Ein Armeesprecher wies die Vorwürfe zurück und betonte, die Soldaten seien vom Dach eines gegenüberliegenden Hauses aus beschossen worden und hätten das Feuer erwidert.

Die Alliierten begannen unterdessen, ihre Militärpräsenz in der Region schrittweise zu verringern. Wie die US-Marine bestätigte, werden zwei noch in dieser Woche mit ihren Begleitschiffen den Persischen Golf verlassen und ihre Heimathäfen ansteuern. Auch die in die Türkei geschickten knapp 1200 US-Soldaten verlassen das Land wieder. Die Briten hatten schon vor Tagen angekündigt, mehrere Tornado-Kampfjets würden zurückbeordert. Auch die Flotte solle verringert werden.

"Die Welt ist sicherer geworden"

US-Präsident George W. Bush betonte, der Sieg sei zwar "sicher, aber noch nicht vollständig". Er bezeichnete das Ende des irakischen Regimes als ein gutes Zeichen. "Heute ist die Welt sicherer, die Terroristen haben einen Verbündeten verloren", sagte Bush in einer Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington.

Bundeskanzler Gerhard Schröder und der britische Premierminister Tony Blair sind sich in den Grundzügen für eine Neuordnung des Iraks nach dem Krieg einig. Beide betonten am Dienstag (15.04.) nach einem Treffen in Hannover, dass die Vereinten Nationen eine wichtige Rolle spielen müssten. Wie diese genau definiert werde, müssten die Alliierten (USA und Großbritannien) mit der UN, dem Generalsekretär Kofi Annan und auch dem Sicherheitsrat klären, sagte Schröder.

Schröder und Blair treffen sich in Hannover
Blair und Schröder: UNO soll eine wichtige Rolle spielenBild: AP

"Keine Pläne für Angriff auf Syrien"

Vertreter der Vereinten Nationen, die das Land vor Kriegsbeginn verlassen hatten, bereiteten ihre Rückkehr in den Irak vor. Das UN- Büro für humanitäre Hilfe berichtete, auf Zypern stehe ein aus etwa 30 Mitgliedern bestehendes internationales UN-Team bereit, das die humanitäre Lage im Irak einschätzen und dann entsprechende Maßnahmen vorschlagen werde. Weitere 700 internationale Mitarbeiter warteten außerhalb des Landes auf ihren Einsatz. Im Irak selbst hielten sich rund 3400 einheimische UN-Mitarbeiter bereit.

Die USA sehen nach den Worten von Außenminister Colin Powell die Politik Irans und Syriens mit Sorge. Es lägen aber keine Pläne vor, die beiden Länder anzugreifen. Nach der Entmachtung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein hatten die USA Syrien vorgeworfen, über Chemiewaffen zu verfügen und regierungstreuen Irakern Unterschlupf zu gewähren.

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.