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Schwierige Aussöhnung in der Ukraine

12. Mai 2005

Der 9. Mai wurde in der Ukraine feierlich begangen. Erstmals seit der Unabhängigkeit des Landes rief die Staatsführung zur Aussöhnung zwischen den Veteranen der Roten Armee und der Ukrainischen Aufständischen Armee auf.

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Präsident Juschtschenko rief zur Versöhnung aufBild: AP

Einer Umfrage zufolge betrachten fast 54 Prozent der ukrainischen Bürger den 9. Mai als Staats-Feiertag. 42 Prozent der Ukrainer betrachten diesen Tag als einen Volks-Feiertag. Am 9. Mai fand in Kiew erstmals keine Militärparade statt, sondern ein Marsch von Veteranen über den Hauptboulevard Chreschtschatyk, an dem Präsident Wiktor Juschtschenko, Premierministerin Julija Tymoschenko und der Parlamentsvorsitzende Wolodymyr Lytwyn teilnahmen.

Europäische Nationen als Vorbild

Vor den Veteranen und den versammelten Menschen bezeichnete Juschtschenko den 9. Mai als "großen Tag des Sieges". Gleichzeitig rief er die ehemaligen Rotarmisten zur Aussöhnung mit den Veteranen der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) auf, die sowohl gegen die deutschen als auch die sowjetischen Truppen gekämpft hatten. "Verehrte Veteranen, gerade heute hoffen wir, dass Sie dies für Ihre Kinder und Enkel sowie die Zukunft der Ukraine machen. Unter dem Zeichen der Vergebung und nationalen Aussöhnung haben dies viele weise europäische Nationen getan", sagte Juschtschenko.

Die UPA und die Rote Armee

Der ehemalige General der UPA, Wasyl Kuk, nahm wie auch die meisten Kämpfer der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der UPA an den Feierlichkeiten nicht teil. Der Deutschen Welle sagte Kuk, er betrachte den 9. Mai nicht als Siegestag, weil seine Armee nicht bis 1945, sondern bis 1956 gekämpft habe. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, dass es zu einer Aussöhnung zwischen den Veteranen des Zweiten Weltkriegs kommt. "Eine Aussöhnung ist nur möglich, wenn sie die staatliche Souveränität des ukrainischen Volkes anerkennen. Wir haben uns immer, auch in den Kriegsjahren, an die Ukrainer in der Roten Armee mit den Worten gewandt: Brüder Rotarmisten! Wir hatten sie damals zum gemeinsamen Kampf gegen die deutschen und sowjetischen Besatzer aufgerufen", sagte Kuk.

"Hass ist nicht geblieben"

"Tag der Versöhnung" – so nennen den 9. Mai die Mitglieder der Gesamtukrainischen Veteranen-Vereinigung. Der Vorsitzende dieser Organisation, der ehemalige Offizier der Roten Armee, Ihor Juchnowskyj, nahm an der Kranzniederlegung am Denkmal für den unbekannten sowjetischen Soldaten und an der Kranzniederlegung an Gräbern deutscher Soldaten, die in der Ukraine gefallen waren, teil. "Soldaten führen immer Befehle aus, wenn sie von der Staatsmacht mobilisiert werden. Mobilisiert wurden sie von verschiedenen Regimes. 60 Jahre sind vergangen. Hass ist nicht geblieben. Deswegen muss man der Gefallenen ewig gedenken", sagte Juchnowskyj.

Aleksandr Sawizkij, Kiew
DW-RADIO/Russisch, 9.5.2005, Fokus Ost-Südost