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Schweres Erdbeben in Indonesien

28. Mai 2006

Bei einem Erdbeben auf der indonesischen Insel Java sind am Samstag mehr als 3700 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden befürchten noch einen weiteren Anstieg der Opferzahl.

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Viele Opfer, viele TrümmerBild: picture-alliance/dpa

Die Erdstöße mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala legten ganze Städte und Dörfer auf der Hauptinsel Java in Trümmer, wie die Behörden mitteilten. Besonders betroffen
war demnach die zentraljavanische Universitätsstadt Yogyakarta und mehrere umliegende Bezirke. Regierungen
in aller Welt boten Jakarta Hilfe an; Hilfsorganisationen baten um Spenden.

Bach Meldungen der Bezirksbehörden stieg die Zahl der Toten auf mehr als 3700. Fast genauso viele Menschen wurden bei dem Beben verletzt. Das Rote Kreuz fürchtete mehr als 200.000 Menschen Obdachlose wegen des Bebens. Es handelt sich um die schwerste Naturkatastrophe in dem Inselstaat seit dem Tsunami an Weihnachten 2004.

Erhöhte Vulkanaktivität

Zerstörte Straßen und Brücken behinderten den Transport Verletzer in Krankenhäuser. "Bitte, sagt der Regierung in Jakarta, dass wir dringend Hilfe brauchen", lautete der Notruf aus dem Muhammadiyah-Krankenhaus in der schwer getroffenen Stadt Bantul. "Es gibt hier viele Tote, und die Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht. Viele Menschen müssen evakuiert werden." Präsident Susilo Bambang Yodhoyono sandte Soldaten ins Katastrophengebiet, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen.

BdT Indonesien Vulkan Merapi
Ständiger Unruheherd: der Vulkan MerapiBild: AP

In der Erdbebengegend liegt auch der Vulkan Merapi, der schon seit Wochen verstärkte Aktivität aufweist. Kurz nach dem Erdstoß schleuderte er eine Wolke aus heißen Gasen und Asche rund dreieinhalb Kilometer in die Luft. Wissenschaftler bestätigten einen Zusammenhang mit der Aktivität der Erde. Allerdings wurden infolge der Eruption keine Toten oder Verletzten gemeldet, da im unmittelbaren Umkreis des Vulkans schon nahezu alle Anwohner evakuiert wurden. Bei seinem letzten Ausbruch 1994 kamen 60 Menschen ums Leben.

Erdbeben und Vulkanausbrüche kommen in Indonesien häufig vor. Der Inselstaat Indonesien liegt in einem der vulkanisch und seismisch aktivsten Gebiete der Erde, dem pazifischen "Feuerring". Auf dem Archipel mit seinen rund 18.000 Inseln sind noch rund 130 Vulkane aktiv.

Chaos durch Tsunami-Gerüchte

Infolge des Erdbebens wurden in Yogyakarta (650.000 Einwohner) sowie in mindestens zwei Nachbarorten, Solo und Bantul, unzählige Häuser zerstört. Das indonesische Fernsehen zeigte Bilder von schwer beschädigten Hotels und Regierungsgebäuden. Menschen liefen durch die Trümmer; viele versuchten, kleine Kinder zu schützen. Ein Hotelangestellter aus Yogyakarta beschrieb, wie stark das Hochhaus, in dem er arbeitete, erschüttert wurde. Alle Gäste seien aus ihren Zimmern gerannt.

Das Chaos wurde noch verstärkt von Gerüchten, dass möglicherweise ein Tsunami bevorstehe. Obwohl keine Warnung erteilt wurde, flohen tausende Menschen in an höher gelegene Ortschaften. Die Erdstöße beschädigten nach Angaben der Regierung auch die Landebahn des Flughafens von Yogyakarta, der geschlossen wurde. Ferner brach in der Region die Stromversorgung zusammen, und die meisten Telefonnetze fielen aus.

Java: die am dichtesten besiedelte Insel der Welt

Indonesien: Tempelanlage Prambanan auf Java
Blick auf die hinduistische Tempelanlage Prambanan in der Nähe der Stadt YogyakartaBild: picture-alliance/dpa

Die Stadt Yogyakarta ist das kulturelle Zentrum des indonesischen Archipels. In der Umgebung befinden sich die hinduistischen und buddhistischen Tempelanlagen von Prambanan und Borobudur, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und dementsprechend viele Touristen anlocken.

Java ist die bedeutendste der Großen Sundainseln und bestimmt das wirtschaftliche und politische Leben Indonesiens. Sie ist die am dichtesten besiedelten Insel der Welt - rund 130 Millionen Menschen leben auf der doppelten Fläche Bayerns, ein Großteil Muslime. Auf der Insel zwischen Sumatra und Bali liegt auch die Hauptstadt Jakarta. (wga)