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Schwere Sturmflut

Wim Abbink9. November 2007

Die erste schwere Sturmflut der Nordsee in diesem Herbst hat die Menschen an der Küste in Atem gehalten. Insgesamt waren die Schäden durch Orkan "Tilo" jedoch geringer als befürchtet.

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Bauernhof unter Wasser
Land unter auch auf der niederländischen Watteninsel TerschellingBild: AP

Auf der einzigen deutschen Hochseeinsel Helgoland gab es eine Spur der Verwüstung. Bürgermeister Frank Botter ging von einem Millionenschaden aus. "So wie es aussieht, sind am Nordstrand der Düne Hunderttausende Kubikmeter Sand vom Wasser weggerissen worden." Auch von den niedersächsischen Inseln wurden Dünenabbrüche gemeldet. Auch bei anderen Nordseeanrainern sorgte die Sturmflut für massive Sicherheitsvorkehrungen. Der größte Hafen Europas in Rotterdam war nahezu dicht, vor Norwegen wurde die Ölförderung gestoppt, und in England saßen tausende Menschen eine Nacht lang in Notunterkünften.

Bei dem heftigen Sturm peitschten die Winde über der Nordsee mit Geschwindigkeiten teils weit über 100 Stundenkilometern. Bei starken Regen wurden auf den Halligen Geschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometer registriert. An den Inseln und an der Küste wurden Wasserstände bis weit über zwei Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen, in Emden, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg sogar über drei Meter. Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht.

Auto in den Elb-Fluten
Hamburg: '... mehr als drei Meter höher als das mittlere Hochwasser'Bild: picture alliance/dpa

Deutsche Bucht stark bedroht

Die Fährverbindungen zwischen der Küste und den Inseln mussten am Freitag (09.11.2007) wegen des Unwetters vorübergehend eingestellt werden. Bei schwerer See verlor eine Containerschiff auf dem Weg von Hamburg nach Le Havre (Frankreich) in der Nordsee 45 leere Container. Auf den niedersächsischen Nordseeinseln Juist, Langeoog, Spiekeroog und auf Wangerooge kam es teilweise zu erheblichen Dünenabbrüchen. 2007 waren zum Schutz der Küsten auf den Inseln acht Millionen Euro investiert worden.

Die Deutsche Bucht ist nach Ansicht des Leiters des Sturmflutwarndienstes beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Sylvin Müller-Navarra, das am stärksten von Sturmfluten bedrohte Gebiet weltweit. "Durch die Geografie der Nordseeküste und den Trichtereffekt der Elbmündung tritt dieses Phänomen hier häufiger auf", sagte er. Zudem biete das Wattenmeer mit sehr geringen Wassertiefen dem Wind viel Angriffsfläche. Es könne sich keine so starke Ausweichströmung am Meeresboden bilden.

Sturmflutwehre geschlossen

Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch andernorts drohte Gefahr durch Sturm und Flut. Tausende Menschen im Osten Englands wurden nur knapp von schweren Überschwemmungen verschont. Am Morgen stiegen die Pegelstände der Nordsee durch den Sturm zwar gefährlich an, doch blieben sie unter dem Niveau der Schutzwälle.

Maeslant-Wehr bei Rotterdam
Erstmals wurde das riesige Maeslant-Wehr bei Rotterdam geschlossenBild: picture-alliance/ dpa

Die Niederlande hatten erstmals überhaupt das 1997 fertiggestellte Sturmflutwehr vor dem Rotterdamer Hafen wegen des hohen Wasserstandes geschlossen. Die beiden je 210 Meter langen Flügel des riesigen Bauwerks wurden um Mitternacht in den Schifffahrtsweg geschwenkt. Auch in London schlossen die Behörden ein Schutzwehr an der Themse, doch fiel das Hochwasser nicht so hoch aus wie befürchtet.Der Orkan hatte auch Teile der norwegischen Öl- und Gasförderung lahmgelegt. Der Rundfunk in Oslo berichtete, die Produktion sei eingestellt worden, um die Plattformen auf See bei Gefahr zu evakuieren.