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Schwere Manöverkritik aus Peking

24. Juli 2010

Auch in diesem Jahr halten die USA gemeinsam mit Südkorea ein Militärmanöver vor der koreanischen Küste ab - wie immer argwöhnisch beobachtet von China. Doch dieses Mal reagiert Peking mit ungewöhnlich scharfer Kritik.

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Der US-Flugzeugträger 'George Washington' (Foto: AP)
Der US-Flugzeugträger "George Washington" läuft zum Manöver ausBild: AP

Regelmäßig halten die USA mit ihren Verbündeten in Fernost, Südkorea und Japan, Militärmanöver ab, auch im so genannten "Gelben Meer" vor der chinesischen Küste. All die Jahre schwieg Peking weitgehend, so dass die eigene Bevölkerung fast nichts von den Manövern mitbekam.

Peking in Aufruhr

Chinesisches U-Boot im Hafen von Qingdao (Foto: AP)
Chinesisches U-Boot im Hafen von QingdaoBild: AP

In diesem Jahr ist das anders: Seit fast einem Monat herrscht Alarmstimmung im politischen Peking. Das Außenministerium meldete sich gleich mehrfach zu Wort: Man sei strikt und schon immer dagegen gewesen, dass ausländische Seestreitkräfte vor Pekings Haustür ihre Macht demonstrierten. Auch hohe Militärs wie der stellvertretende Generalstabschef Ma Xiaotian wandten sich mit klaren Worten gegen die gemeinsame "Routine-Übung" von US-Amerikanern und Südkoreanern.

Die Armeezeitung "Jiefangjun Bao" gab sich drei Tage vor Beginn des diesjährigen Militärmanövers strategischer: "Wir sind gegen jeden idealistischen Pazifismus" titelte die Zeitung und forderte, Chinas Volksmarine müsse zeigen, dass sie jederzeit in der Lage sei, jegliche Bedrohung der chinesischen Ballungszentren entlang der Küste zu vereiteln.

Mehr als nur Säbelrasseln?

Flugzeugträger 'Kitty Hawk' (Foto: AP)
Auch die "Kitty Hawk" nimmt am diesjährigen Manöver teilBild: AP

Neu ist zudem: Peking lässt den Worten Taten folgen. Ursprünglich war das Gemeinschaftsmanöver zwischen Washington und Seoul für Ende Juni anberaumt, um Nordkorea vor weiteren Eskalationen zu warnen, hieß es. Für genau diesen Zeitraum hielt die chinesische Volksmarine ein Manöver mit scharfer Munition im Ostchinesischen Meer ab, wofür sie genau jene Seezone fünf Tage lang sperren ließ, die zwischen Japan und dem Zugang zum Gelben Meer liegt.

Amtliche Medien wie Xinhua sparten nicht mit gestochen scharfen Bildern von abgefeuerten Raketen mit ihren grellweißen Kondensstreifen. Wochenlang brachten die staatlich kontrollierten Print- und Onlinemedien ausführliche Berichte über die geballte Schlagkraft der Volksmarine: Diese sei durchaus in der Lage, auch den US-Flugzeugträgern "George Washington" und "Kitty Hawk" den Garaus zu machen. Genau diese beiden Stahlkolosse nämlich nehmen ab Sonntag (25.07.2010) an dem angekündigten Manöver vor der chinesischen Küste teil. Als Beleg für die Stärke der chinesischen Marine lieferte Xinhua Bilder von chinesischen U-Booten, die im Ostchinesischen Meer patrouillieren.

Überzeugt von der eigenen Stärke

Mitte Juli meldeten internationale Medien, dass das Manöver von Ende Juni auf nun Ende Juli verschoben werden sollte. Sofort triumphierten Chinas Medien: China sei auch zur See so stark geworden, dass selbst die Supermacht USA und Südkorea es nicht länger wagten, die Warnungen aus Peking zu überhören. Lange wurde gemunkelt, aus Rücksicht auf Chinas steigenden Einfluss in Ostasien würden die USA noch einmal überlegen, überhaupt Flugzeugträger von ihren Basen in Japan aus in See stechen zu lassen.

Südkoreanische Marineeinheiten bei ihrer Suche nach dem Wrack der 'Cheonan' (Foto: AP)
Südkoreanische Marineeinheiten bei der Bergung der "Cheonan". Die Affäre um das vermutlich von einem nordkoreanischen Torpedo versenkte Kriegsschiff hatte die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten zuletzt erheblich belastet.Bild: AP

Doch das Manöver findet statt, allen Warnungen aus Peking zum Trotz. Und die US-Flugzeugträger sind dabei. Trost für Pekings alarmierte Seelen: Austragungsort ist nicht mehr das Gelbe Meer, sondern das Japanische Meer nordöstlich der koreanischen Halbinsel. Rasch stufte Peking seine "Alarmstufe" herab: nun ist nicht mehr von einer "erpresserischen Drohung gegen China" die Rede, sondern nur noch von einer "militärischen Gefahr für alle Anrainerstaaten". Wer da in erster Linie gemeint ist, ist klar: Nordkorea, das schon im Vorfeld das Manöver wie üblich als "imperialistische Erpressung" beschimpfte, die Pjöngjang mit allen Kräften zu vereiteln wissen werde.

Autor: Shi Ming
Redaktion: Thomas Latschan