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Schwere Kämpfe im Swat-Tal

6. Mai 2009

US-Präsident Obama trifft sich mit seinen Kollegen aus Pakistan und Afghanistan, Zardari und Karsai. Im Norden Pakistans verschärfen sich die Kämpfe zwischen Armee und Taliban. Tausende Menschen sind auf der Flucht.

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Menschen sitzen auf einem Lkw, im Vordergrund laufen andere mit Taschen (Foto: AP)
Menschen fliehen aus dem Swat-TalBild: AP

Die Kämpfe im Norden Pakistans sind eskaliert: Armeesprecher Nashir Khan sagte am Mittwoch (06.05.2009) das Militär beschieße Stellungen der Aufständischen im Swat-Tal an der Grenze zu Afghanistan mit Artillerie. Die Bodentruppen würden bei den Gefechten von Kampfhubschraubern unterstützt.

Die Taliban besetzten nahe der Distrikt-Hauptstadt Mingora mehrere Regierungsgebäude und bezogen Stellung auf den Dächern. In Mingora plünderten sie Medienberichten zufolge drei Banken. Ein Sprecher der Taliban erklärte, die islamistischen Kämpfer hätten 90 Prozent des Swat-Tals unter ihrer Kontrolle.

Mehr als 100 Menschen sollen bei den Gefechten getötet worden sein. Mittwoch war nach Medienberichten der blutigste Tag seit Beginn der Militäroperationen im Norden Pakistans vor eineinhalb Wochen. Insgesamt starben seitdem mehr als 350 Menschen. In Swats Bezirkshauptstadt Mingora drohten bei den Kämpfen sogar Waisenkinder ins Kreuzfeuer zu geraten. Soldaten hätten auf dem Gebäude Stellung bezogen, sagte der Chef des Waisenhauses.

Karte Pakistan, im Norden ist das Swat-Tal orangefarben gekennzeichnet (Karte: DA-Grafik)

Tausende Menschen auf der Flucht

Ein Sprecher der Tabilban warf der Zentralregierung vor, ein im Februar geschlossenes Friedensabkommen gebrochen zu haben. Das Abkommen sieht vor, dass in der Region Malakand, zu der sowohl das Swat-Tal als auch die umliegenden Distrikte gehören, das islamische Rechtssystem der Scharia eingeführt wird. Im Gegenzug sollten die Taliban die Gewalt in der Region einstellen. Die Aufständischen hatten jedoch immer wieder versucht, ihren Einfluss auszuweiten. Nach ihrem Einmarsch in den Bezirk Buner startete die pakistanische Amee auch unter dem Druck aus den USA eine neue Offensive gegen die Taliban.

Mehr als 40.000 Menschen sollen seit Dienstag aus dem umkämpften Gebiet fliehen. Die Provinzbehörden fürchten, dass die Zahl der Flüchtlinge auf über eine halbe Million steigen könnte. Behörden sprachen von bis 800.000 Menschen. Im Swat-Tal, einst ein fruchtbares Obstanbau- und beliebtes Ski-Gebiet, leben rund zwei Millionen Menschen.

Zardari: Pakistan ist nicht in Gefahr

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari, Porträt (Foto: dpa)
Pakistans Präsident Asif Ali ZardariBild: picture-alliance/ dpa

Obama führt am Mittwoch mit Asif Ali Zardari und Hamid Karsai im Weißen Haus Gespräche. Im Mittelpunkt der Beratungen soll nach US-Angaben die Strategie im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban und El-Kaida-Terroristen stehen. Obama hat sich wegen der militärischen Erfolge der Taliban wiederholt sehr besorgt über die Lage in dem Land geäußert, das über Atomwaffen verfügt.


Der pakistanische Präsident Zardari sieht keine Gefahr, dass die Atomwaffen seines Landes in die Hände von Extremisten fallen könnten. "Sie befinden sich in sicheren Händen", sagte er in einem Interview des TV-Senders CNN mit Blick auf die jüngste Offensive der Taliban in Pakistan. Zardari widersprach auch Berichten, innerhalb der pakistanischen Streitkräfte gebe es Sympathisanten der Taliban. Auch sei seine Regierung nicht bedroht. Allerdings wünsche sie sich stärkere Unterstützung der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen die Aufständischen. Mit Blick auf die USA forderte Zardari auch die Lieferung unbemannter Drohnen, die die US-Armee bereits im Kampf gegen die Aufständischen einsetze.

Forderung nach schärferem Vorgehen

Der afghanische Staatspräsident Hamid Karsai forderte im Vorfeld des Treffens mit Obama erneut ein schärferes Vorgehen gegen die Taliban in Pakistan. Die Aufständischen dürften nicht länger Rückzugsgebiete im pakistanischen Grenzgebiet haben. Ansonsten werde es keine stabilen politischen Verhältnisse in Afghanistan geben, sagte Karsai bei einem Vortrag im Brookings-Institut in Washington. Zugleich bekannte er sich eindeutig zur Entwicklung der Demokratie in Kabul. "Die Zukunft Afghanistans liegt in der Tat in freien und fairen Wahlen."

Afghanistans Präsident Hamid Karsai (Foto: AP)
Afghanistans Präsident Hamid Karsai fordert Härte gegenüber den TalibanBild: AP

Überschattet werden könnte das Treffen auch von einem neuen Zwischenfall in Afghanistan. Bei einem Luftangriff der US-geführten Truppen auf Stellungen der Taliban in der Provinz West-Farah sollen nach Berichten des Roten Kreuzes mehrere Zivilisten getötet worden sein. Der Gouverneur der Provinz sprach von mehr als 100 Todesopfern, der Polizeichef erklärte, die Zahl könne auch höher liegen. "Wir bedauern zutiefst die Verluste", sagte die US-Außenministerin Hillary Clinton.

Präsident Karsai entsandte eine Kommission, der neben afghanischen Sicherheitskräften auch US-Soldaten angehören, um den Vorwürfen nachzugehen. Sollten sich diese bestätigen, wäre es der blutigste Zwischenfall seit Beginn der Kämpfe zum Sturz des Taliban-Regimes im Jahre 2001. (gmf/gri/heb/ako/wa/dpa/afp/rtr)

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