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Schwarze Scharfe - Viele Polizisten in Polen verdienen sich durch Verbrechen ein Zubrot

12. Februar 2003
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Warschau, 8.2.2003, NEWSWEEK POLSKA, poln.

(...) Ein normaler Polizist in Polen verdient samt Zulagen etwa 1280 Zloty (etwa 320 Euro) netto im Monat. Für höhere Vergütungen gibt es kein Geld im Staatsbudget. Das Innenministerium bereitet immer neue Projekte zur Bekämpfung der Korruption vor. In der im vergangenen Herbst vorbereiteten "Strategie für die Bekämpfung der Korruption" ist festgelegt, dass Polizisten im Dienst seit Mitte d. J. höchstens 20 Zloty (etwa fünf Euro) bei sich haben dürfen. All das unter dem Motto" Was du nicht haben darfst, wirst du auch nicht nehmen können".

Es ist jedoch interessant nachzufragen, ob diese Verordnung den Polizisten aus Debica hätte beeinflussen können, der von Autofahrern, die gegen die Verkehrsordnung verstoßen hatten, Schmiergelder in Höhe von 20 Zloty kassierte? Oder ob der Leiter der Polizeiwache im Warschauer Stadtteil Bemowo, der im Gefängnis sitzt und dem die Freilassung eines Autodiebes gegen Schmiergeld in Höhe von 40 000 Zloty (etwa 10 000 Euro) zur Last gelegt wird, anders gehandelt hätte? Könnte Bargeld den stellvertretenden Leiter des Zentralen Ermittlungsbüros in Lublin verraten, der Beweise fälschte, um einen Verbrecher zu entlasten?

Nach der offiziellen Statistik wurden im letzten Jahr in Polen Strafverfahren gegen 844 Polizisten eingeleitet. Diese wurden nicht nur der Annahme von Schmiergeldern beschuldigt, sondern wegen Diebstahls, Fälschung und wegen Verrats von Dienstgeheimnissen an Verbrecher angeklagt.

Diese 844 Verfahren beruhen auf den bereits entdeckten Verbrechen. Wie hoch jedoch die tatsächliche Zahl der Verbrechen ist, die von Polizisten begangen wurden, und wie viele Verbrecher sich dank ihrer Hilfe ihrer Verantwortung entziehen konnten, weiß nicht einmal die Polizei selbst. Die Teillösungen, die vom Innenministerium eingeführt werden, können daran auch nichts ändern. (Sta)