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Schwanken zwischen Optimismus und Angst

Rolf Wenkel 19. Januar 2002

Die Hightech-Titel hatten zum Wochenbeginn die Aktienmärkte in ganz Europa nach unten gezogen, und die Frankfurter Börse hat da keine Ausnahme gemacht. Doch gegen Ende der Woche war das alles Schnee von gestern.

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Bild: APTN

Am Freitagabend (11.01.) hatte US-Notenbankpräsident Alan Greenspan eine nicht sehr optimistische Rede gehalten, die für die deutschen Börsen zu spät kam und erst am Montag zu entsprechenden Verkäufen führte, der DAX verlor über 140 Punkte auf 5.065 Zähler. Am Dienstag legten die Aktien dann erst einmal eine Verschnaufpause ein - die Anleger wollten die ersten Quartalszahlen großer amerikanischen Unternehmen abwarten, der DAX verharrte bei schwachen Umsätzen auf Vortagesniveau.

Miesmacher Intel und Opel

Aber es sollte noch schlimmer kommen: Am Dienstagabend meldete der Chiphersteller Intel einen Gewinneinbruch und kündigte Investitionskürzungen an, was am Mittwoch die gesamte High-Tech-Branche in Europa nach unten zog. Hinzu kam ein Rekordverlust beim Betriebsergebnis der General-Motors-Tochter Opel, was die Automobiltitel unter Druck setzte - der DAX verlor am Mittwoch fast 80 Punkte und sackte erstmals im neuen Jahr unter die Marke von 5.000 Punkten.

Doch am Donnerstag war das alles Schnee von gestern: die Zahlen und die Prognosen von Intel-Konkurrent AMD, den Computerbauern Compaq und Apple sowie des Internet-Portals Yahoo! lagen über den Analystenerwartungen, was zu einer Renaissance von High-Tech-Titeln führte, hinzu kamen beim Frankfurter Aktienmarkt noch einige positive Unternehmensmeldungen, der DAX erholte sich um fast 150 Punkte. Das rauf und runter kommentieren die Analysten der Commerzbank so: "In der aktuell unsicheren Marktsituation schwanken zwar noch viele Investoren zwischen Optimismus und Angst vor schlechten Unternehmensergebnissen. Die Commerzbank hält aber bei vielen Aktienwerten den Zeitpunkt zum Einstige für günstig: niedrige Zinsen, die sehr moderaten Schätzungen von Analysten und die sich verlangsamende Abwärtsdynamik der Weltkonjunktur sind eine gute Basis für steigende Aktienkurse."

Verhaltener Optimismus

Auch an den europäischen Rentenmärkten standen die neuen Meldungen zur wirtschaftlichen Lage in den USA im Mittelpunkt des Interesses. Das "Beige Book" der amerikanischen Notenbank zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage gab einen verhalten optimistischen Ausblick. In Erwartung einer konjunkturellen Erholung ab Mitte 2002 sorgten Gewinnmitnahmen insbesondere im kurzen Laufzeitenbereich für etwas niedrigere Kurse, nachdem die schwächeren Aktienmärkte zunächst für bessere Stimmung gesorgt hatten. Die Frage lautet nun weniger, ob ein Aufschwung einsetzt, sondern wie stark er ausfallen wird. Eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank bleibt nach Auffassung der Commerzbank-Analysten trotzdem im Rahmen des Möglichen. Im langfristigen Bereich erwartet die Commerzbank im Jahresverlauf steigende Renditen und bevorzugt kürzere Laufzeiten bis vier Jahre.