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Schutzengel für Menschenrechtler ()

Britta Margraf19. Juni 2003

Die Freiwilligen von Peace Brigades International (PBI) trifft man dort, wo sich sonst niemand hintraut. Etwa in Gebieten, die kolumbianische Paramilitärs kontrollieren. PBI begleitet bedrohte Menschenrechtler.

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Mit gelben Hemden gegen ParamilitärsBild: AP

Das Prinzip der Nichtregierungsorganisation mit Hauptsitz in London klingt simpel: in Staaten, in denen Menschenrechtler aufgrund ihrer politischen Arbeit bedroht werden, stellt Peace Brigades International (PBI) diesen europäische oder nordamerikanische Freiwillige an die Seite, die sie im Alltag oder bei ihrer politischen Arbeit begleiten. Die Begleiter sollen verhindern, dass die Menschenrechtler angegriffen werden.

PBI Enedina
Enedina Cervantes Salgado (dritte von rechts), esposa del desaparecido Fausino Jiménez mit Familie und PBI Freiwilligem - Richard Bennett aus GB

"Die Strategie von PBI funktioniert nur in solchen Fällen, in denen der Staat Einfluß auf die Gruppen hat, von denen die Menschenrechtsverletzungen ausgehen", erklärt Astrid Hake, Koordinatorin des Deutschen Zweiges von PBI in Hamburg. Oftmals seien es sogar die staatlichen Autoritäten selbst, die versuchten, die politischen Aktivitäten der Menschenrechtler durch Gewalt zu unterbinden. Die Angriffe reichen von psychologischer Einschüchterung - z.B. durch Telefonterror oder Morddrohungen - bis hin zu handfesten Übergriffen: Verhaftungen, Entführungen oder gar Mord.

Auffallen!

Mit unterschiedlichen Mitteln und Methoden wollen die Freiwilligen von PBI solche Übergriffe verhindern. "Zum einen begleiten wir die bedrohten Personen. Zum anderen informieren wir die staatlichen Stellen im betroffenen Land über unsere Mission. Sie sollen wissen, dass wir uns für das Schicksal der Menschenrechtler interessieren, und falls sie angegriffen werden die internationale Öffentlichkeit alarmieren", so Astrid Hake. Deswegen sei es für ein Gelingen der Schutz-Missionen unerläßlich, dass den staatlichen Autoritäten etwas am internationalen Ansehen ihres Landes liege.

Einer der wichtigsten Grundsätze von PBI lautet daher: Auffallen! Gesehen werden! Die Arbeitskleidung der derzeit knapp 40 Freiwilligen in den Projekten in Mexiko, Kolumbien, Guatemala und Indonesien ist ein knallbuntes T-Shirt mit der Aufschrift 'P.B.I.‘ "In Mexiko sind wir die 'Gelbhemden‘, und sozusagen auf Blauhelmmission. Zur Sicherung des Friedens", erzählt Gregor Maaß. Der 26jährige Berliner ist vor zwei Monaten von einem PBI-Einsatz in Mexiko Stadt zurück gekehrt.

Raushalten!

PBI hat sich dem Prinzip der Nichteinmischung verpflichtet. "Es geht uns nicht darum, Menschen in anderen Ländern Ratschläge für die Lösung ihrer Probleme zu geben. Was wir tun, ist ihnen einen Handlungsspielraum zu schaffen, damit sie ihre Konflikte selbst lösen können", erklärt Gregor. In der Praxis heißt das zum Beispiel, dass die Begleiter auf keinen Fall an den politischen Treffen der Menschenrechtler teilnehmen dürfen und sich von Demonstrationen fernhalten müssen.

"Das Prinzip der Nichteinmischung dient letztendlich auch der Sicherheit unserer eigenen Mitarbeiter", erläutert Astrid Hake. Tatsächlich ist seit der Gründung der Organisation im Jahr 1983 weder einem Freiwilligen noch einem Begleiteten je etwas passiert. Für Notfälle gibt es ein weltweit verflochtenes "Alarmnetz". "Dazu gehören sowohl schwedische Studenten und britische Hausfrauen als auch Abgeordnete des deutschen Bundestages", berichtet Gregor Maaß. Diese schlagen, falls es für einen PBIler brenzlig wird, bei offiziellen Stellen wie Botschaften und Regierungen Alarm.

Geduld haben!

Edgar Cortéz und Sergi Bach
Edgar Cortéz, Direktor des Menschenrechtszentrums "Miguel Agustín Pro Júarez" und der Freiwillige Sergi Bach aus Spanien

Die Gefährlichkeit der Einsätze ist dennoch unbestritten. Daher werden die Freiwilligen vor ihrem Auslandeinsatz gründlich geschult, vor allem im Umgang mit Angstsituationen und im Konfliktmanagement.

Bereut hat Gregor aus Berlin seine Entscheidung für PBI zu arbeiten dennoch nie. Zumindest nicht der Gefahr wegen. "Die Frage 'was mache ich hier eigentlich?‘ kam mir eher, wenn mir langweilig war. Wenn ich etwa bei einer politischen Versammlung vor der Tür warten mußte, während die Menschenrechtler drinnen spannende Fragen diskutierten."