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Schuster: Flüchtlinge stärken Antisemitismus

29. Juni 2016

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Schuster, fürchtet, dass durch Flüchtlinge hierzulande ein neuer Antisemitismus entsteht. In den Gemeinden diskutiere man, ob Juden auf Dauer sicher in Deutschland leben könnten.

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Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hibbeler

"Die Flüchtlinge, die in so großer Zahl seit dem vergangenen Jahr bei uns Zuflucht suchen, kommen ganz überwiegend aus Staaten, die mit Israel tief verfeindet sind", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in München laut vorab verbreitetem Redemanuskript. "Wer mit einem solchen Feindbild groß geworden ist, legt es nicht einfach beim Grenzübertritt ab."

Schon jetzt gebe es unter jungen Muslimen in Deutschland einen recht ausgeprägten Antisemitismus, betonte Schuster nach einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Zuwanderung befürchteten Juden in Deutschland zum Beispiel mehr antisemitische Kundgebungen. Flüchtlinge, die Religionsfreiheit aus ihren Herkunftsländern nicht kannten, müssten "verinnerlichen, dass die Menschenwürde universell gilt, auch für Juden". Der größte Teil der in Deutschland lebenden Juden denke zwar nicht an Auswanderung, sagte Schuster, "das Sicherheitsgefühl war aber schon größer".

Die Katholische Akademie Bayern hatte Schuster nach München eingeladen, um zum Thema "Jüdisches Leben in Deutschland heute" zu sprechen.

Kritik am Rechtspopulismus

Auch den Zulauf zur Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) und zu Pegida kritisierte Schuster. Solche rechtspopulistischen Bewegungen schadeten "massiv der politischen Kultur in diesem Land". Antisemitismus, "gekleidet in eine Kritik an Israel", finde sich inzwischen "bis in die Mitte der Gesellschaft". Die AfD kritisiere zwar vorrangig den Islam, aber: "Ich gehe fest davon aus, dass sich ihre Ablehnung auch gegen eine andere Minderheit richten kann, wenn es der Partei opportun erscheint." Schuster plädierte zur Lösung der Probleme für mehr interreligiöse Bildung und verpflichtende Schulbesuche in den Gedenkstätten für die Opfer des NS-Regimes in den sogenannten Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Zentralrat der Juden auf die Seite des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gestellt und sich für eine Obergrenze für Flüchtlinge in Deutschland ausgesprochen. Auch damals nannte Schuster als Begründung die Bedenken, dass viele Geflüchtete aus Kulturen kämen, in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil seien.

kle/qu (dpa, spiegel online, welt.de)

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