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Schulterschluss gegen den Frieden

Udo Bauer19. Mai 2003

Radikale amerikanische Juden und Christen sind sich einig: Der Nahost-Friedensplan muss in Gottes Namen bekämpft werden. Die Meinung einer Minderheit zwar, aber einer für Präsident Bush wichtigen Minderheit.

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Gary Bauer sieht ein bisschen aus wie Mister Bean. Klein von Gestalt, ein verschmitztes Lächeln ist nicht herauszubekommen aus seinen weichen, jungenhaften Gesichtszügen. Er spricht mit sanfter Stimme, die er nie erhebt. Kaum zu glauben, aber Gary Bauer ist einer der radikalsten Republikaner, er ist das Aushängeschild der religiösen Rechten. Er steht für traditionelle amerikanische Werte, für Patriotismus, Familie und fundamentalistisches Christentum. Neuerdings steht er auch für die amerikanische Form von Zionismus, was in den USA durchaus kein Widerspruch sein muss, wenn man sich nur gut genug im alten Testament auskennt. "Gott war ursprünglich der Eigentümer des Landes Israel," so hatte Bauer am Wochenende gesagt, "also kann auch nur er bestimmen, wem er das Land gibt. Er hat es dem jüdischen Volk gegeben."

"Werk des Satans"

Bauer war der prominenteste (und längst nicht radikalste) Teilnehmer eines sogenannten "Christlich-Jüdischen Zionisten-Gipfels" in Washington, D.C., dessen Abschlusserklärung von einem 4000-jährigen Bund zwischen Gott und Israel spricht, den die sogenannte 'Roadmap’ jetzt zu brechen drohe. Ein 'Werk des Satans’ nannte ein anderer Teilnehmer der Konferenz den internationalen Friedensplan und stellte die Frage: "Glaubt irgendjemand, dass Jassir Arafat sich für traditionelle Familienwerte einsetzt? Er wird Moscheen bauen lassen an allen uns heiligen Stätten!"

Wenn es um die bedingungslose Unterstützung israelischer Interessen geht, vergessen diese radikalen Christen und diese radikalen Juden ihre theologischen Differenzen zum Beispiel über die Frage, wer denn der Messias ist. "Eins ist sicher," so der Chef einer Organisation mit dem Namen 'Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem’, "der Messias wird nicht in eine Moschee zurückkehren, sondern in einen dritten Tempel." Schade nur, dass diesem 'dritten Tempel’ ein moslemisches Bauwerk im Wege steht, nämlich der Felsendom in Jerusalem, eine der heiligsten Stätten des Islam.

Erwartungen an Präsident Bush

Eins scheint also klar zu sein: Gemeinsamkeiten mit der islamischen Religion werden erst gar nicht gesucht, obwohl es sie zuhauf gibt. Stattdessen wird in der neuen jüdisch-christlichen Koalition die Religion Mohammeds klar als Feind definiert. Mehrere US-Fernsehprediger aus derselben Ecke hatten schon vor Monaten keine Gelegenheit ausgelassen, um den Islam als Religion des Hasses und den Propheten Mohammed als Beutelschneider und Kinderschänder zu verunglimpfen. Nun hat Präsident Bush mit dieser Gruppe von Fundamentalisten ideologisch nicht allzu viel gemein, er braucht sie aber, um wieder gewählt zu werden.

Immerhin sind 45 Millionen Amerikaner Mitglieder dieser fundamentalistischen Kirchen. Auch die US-Bürger jüdischen Glaubens, traditionell Wähler der Demokraten, will Präsident Bush in sein Lager hinüberziehen. Mit dem Krieg gegen Israels Todfeind Saddam Hussein hat er für einen solchen Wechsel schon ein solides Fundament gelegt. Es gibt also nicht viel, das daraufhin deutet, dass George Bush auch die israelische Regierung – nicht nur die palästinensische - unter Druck setzen könnte, den Weg in Richtung Frieden einzuschlagen. Trotzdem hielten es einige Teilnehmer der Konferenz in Washington für nötig, Autoaufkleber zu verteilen mit dem Text: "Betet, dass Präsident Bush den Bund Gottes mit Israel respektiert!"