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Schriftstellerin Sarah Kirsch ist tot

22. Mai 2013

Sie zählte zu den bekanntesten Lyrikerinnen deutscher Sprache. Ihre Motive kreisten oft um Liebe, Trennung und Einsamkeit. Jetzt ist Sarah Kirsch im Alter von 78 Jahren gestorben.

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Sarah Kirsch (Foto: picture-alliance/akg-images)
Bild: picture-alliance/akg-images

Nach Angaben ihres Verlags, der Deutschen Verlags-Anstalt, starb die Lyrikerin bereits am 5. Mai nach kurzer schwerer Krankheit im schleswig-holsteinischen Heide. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt, hieß es weiter. "Mit dem Tod Sarah Kirschs verlieren wir, verliert die deutschsprachige Literatur eine ihrer wichtigsten, eigenwilligsten und poetisch kraftvollsten Stimmen", würdigte Verlagsleiter Thomas Rathnow die Verstorbene.

1977 ausgebürgert

Sarah Kirsch wurde 1935 in Limlingerode/Harz geboren, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung aus der DDR in Ost-Berlin. Im November 1976 zählte Kirsch zu den Mitunterzeichnern des Protestbriefes gegen die Ausbürgerung des Schriftstellers und Liedermachers Wolf Biermann, was 1977 ihren Ausschluss aus der SED und aus dem Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes zur Folge hatte. Kirschs eigener Ausreiseantrag wurde von den DDR-Behörden prompt genehmigt. Im August 1977 siedelte sie in den Westen Berlins über. Später lebte sie bis zu ihrem Tode als freie Schriftstellerin und Malerin in Schleswig-Holstein.

Ihre ersten Gedichte veröffentlichte Sarah Kirsch mit dem Schriftsteller Rainer Kirsch, mit dem sie von 1960-1968 verheiratet war. Für den Band "Gespräch mit dem Saurier" (1965) erhielten sie gemeinsam die Erich-Weinert-Medaille.

Durchbruch in den 1960er Jahren

Einen Namen machte sich Kirsch in den 1960er Jahren auch als Kinderbuch- und Hörspielautorin sowie als Nachdichterin sowjetischer Lyrik (u. a. von Anna Achmatowa) und als Journalistin. "Landaufenthalt" aus dem Jahre 1967 hieß die erste allein von Sarah Kirsch veröffentlichte Sammlung, die schon hier nach Kritikermeinung zu ihrem ureigenen Thema gefunden hatte, dem ebenso gefährdeten wie ersehnten Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.

Die Dichterin nach ihrer Auszeichnung mit dem "Johann-Heinrich-Voß-Preis" 2006 (Foto: dpa)
Die Dichterin nach ihrer Auszeichnung mit dem "Johann-Heinrich-Voß-Preis" 2006Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Auch in der Bundesrepublik fand Kirsch schnell Anerkennung. Hohe Auflagen erreichten ihre "Wintergedichte" und der Auswahlband "Katzenkopfpflaster" (beide 1978) oder die Prosagedichte "La Pagerie" (1980). Als typisch für den herben, mitunter sperrigen Schreibstil von Kirsch galt die Kopplung eines saloppen (z. T. mundartlich eingefärbten) Tons mit "Stolpersteinen" aus absichtsvoll antiquierten Wörtern und Schreibweisen.

Die politisch engagierte Schriftstellerin machte von sich reden, als sie im April 1980 mit Günter Grass, Thomas Brasch und Peter Schneider einen offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Schmidt mit verfasste, in dem dieser zur kritischen Distanz gegenüber der US-Außenpolitik aufgefordert wurde. Reise-Eindrücke aus den Vereinigten Staaten nahm sie in einige Texte ihres nächsten Gedichtbandes "Erdreich" (1982) auf.

Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen geehrt. So erhielt Kirsch unter anderem den Georg-Büchner-Preis, die bedeutendste literarische Auszeichnung in Deutschland, sowie den Jean-Paul-Preis, den Peter-Huchel-Preis und den Johann-Heinrich-Voß-Preis. Marcel Reich-Ranicki nannte sie 1980 "der Droste jüngere Schwester" und festigte damit ihren Status als Klassikerin zu Lebzeiten.

se/sti (dpa, Munzinger)