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Schriftsteller mit Hang zum Skandal: Bret Easton Ellis

Karolina Burbach13. Januar 2006

Sind die Dinge, die man liebt, auch die Dinge, die einen verletzen? Muss man als Schriftsteller Masochist sein? Kann es einen zerstören, zu schreiben? Um diese Fragen geht es in Ellis’ neuem Roman.

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Bret Easton EllisBild: dpa

Mit "Lunar Park" rechnet der Autor mit dem Leben in amerikanischen Vorstädten ab. Dabei basiert die Handlung zu einem Großteil auf seinen eigenen Erfahrungen. Protagonist der Geschichte ist die halbreale Figur "Bret Easton Ellis", genau wie im wirklichen Leben ein berühmter Schriftsteller. Im Roman ist dieser mit der erfundenen Hollywood-Schauspielerin Jayne Dennis verheiratet. Ellis, der sowohl in der Realität als auch in seinem Buch eine unglückliche Neigung zu Drogen hat, bricht nach einer Lesetour zusammen und zieht zu Frau, Sohn und Stieftochter aufs Land. Bei seiner Ankunft beginnen sich in dem Haus der Familie merkwürdige Dinge zu ereignen: kleine Jungen verschwinden, vereinzelt gibt es Mordfälle, Gegenstände entwickeln ein unerklärliches Eigenleben.

"Es ist ein Spiel: Ich habe mein Leben und meine Karriere benutzt, um in dieses Geisterhaus zu kommen. Mein Leben ist die Folie, um über ein paar Fragen nachzudenken. Was bedeuten Ruhm und Familie, wie kann ein Mensch akzeptieren, dass er Hilfe braucht, dass sein Sohn ihm fremd geworden ist, dass er es nicht schafft, eine Ehe zu führen und in den amerikanischen Vororten glücklich zu werden?", erklärt Ellis in einem Interview mit der "Zeit".

Dekadenz und Drogenexzesse

Schon in seinen früheren Romanen finden sich autobiografische Elemente. 1985 verfasste Ellis, selber noch am College, sein Erstlingswerk "Unter Null". Thema ist das Beverly Hills der reichen Jugendlichen, die ihre Langeweile durch Parties, Drogen und Sex zerstreuen. "Damals war nur ein kleiner, ein besonders dekadenter Teil der Welt so. Heute laufen alle dieser Traumkultur nach. Heute ist Los Angeles überall."

DIE REGEL DES SPIELS Die Regeln des Spielsnach Bret Easton Ellis
Filmszene aus "Einfach unwiderstehlich"Bild: presse

Auch die anderen Romane von Ellis handeln von der inneren Leere und Orientierungslosigkeit einer amerikanischen Wohlstandsjugend. 1987 erschien sein zweiter Roman "Einfach unwiderstehlich", in dem drei College-Studenten mit reichen Eltern über ihr konsumbestimmtes Leben erzählen.

"Ich hätte damals meinem Verlag irgendwas geben können – nach dem Erfolg von 'Unter Null' hätten die alles veröffentlicht. Ich wollte damals das Universitätsleben in diesem Land so zeigen, wie es wirklich ist. Es geht vor allem um Sex. Das war das Hauptziel auf dem College – jemanden ins Bett zu kriegen."

Die Regeln des Spiels

Sein nächster Roman brachte den Durchbruch. "American Psycho" sorgte, als er 1991 erschien, für heftige Kontroversen. Stein des Anstoßes waren die vielen detaillierten Beschreibungen sadistischer Folterungen und Morde, die Ellis' Protagonist Bateman begeht.

"Es geht um einen jungen Mann, der sieht, was die Gesellschaft von ihm erwartet. Wenn er Erfolg haben will oder Geld oder Frauen, dann muss er gewissen Regeln folgen. Es geht um diese Regeln, die die Gesellschaft dem Einzelnen auferlegt. Aber die Gesellschaft ist verlogen, ist verrottet, ist verloren – am Ende hält man sich an die Regeln und geht doch leer aus."

Bret Easton Ellis Lunar Park Buchcover

1994 erschien "The Informers" und 1998 "Glamorama". In beiden Büchern nimmt Ellis sein Lieblingsthema, die Ziel- und Beziehungslosigkeit der vorgestellten Charaktere, wieder auf. "Man kann eine Welt, über die man schreibt, nicht nur hassen. […] Man muss etwas lieben, um es hassen zu können."

Bret Easton Ellis' neuer Roman "Lunar Park" erscheint am 16. Januar bei Kiepenheuer & Witsch auf Deutsch.