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Schröder vorn

Claus-Dieter Gersch8. September 2002

Spannender war es – und lebhafter auch: das zweite Fernseh-Duell, ausgerichtet von ARD und ZDF am Sonntagabend (08.09.2002). Ein Kommentar von Claus-Dieter Gersch.

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Die Kontrahenten redeten nicht aneinander vorbei; es gab diesmal auch eine direkte Konfrontation zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber, etwa bei den Themen Arbeitslosigkeit und Irak-Konflikt.

Weder unter Schröder noch unter Stoiber werde Deutschland an der Seite der USA in den Krieg gegen den Irak ziehen. Stoiber möchte aber gern eine Abstimmung auf europäischer Ebene erreichen und auf jeden Fall die "Drohkulisse" gegenüber dem irakischen Diktator Saddam Hussein aufrecht erhalten . Schröder dagegen sagte klipp und klar, mit ihm werde es keine militärische Intervention geben.

In der Frage der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit musste sich der Bundeskanzler vom Herausforderer zum wiederholten Male den Vorwurf gefallen lassen, er habe vor vier Jahren versprochen, die Arbeitslosenzahl auf unter dreieinhalb Millionen zu senken, sonst habe es seine Regierung nicht verdient, wiedergewählt zu werden. Dieses Versprechen habe er nicht gehalten. Schröder begründete dies mit veränderten Rahmenbedingungen, vor allem mit der veränderten Weltwirtschaftslage.

Viele Themen sprachen die Moderatorinnen Sabine Christiansen und Maybrit Illner an: von der Bildungspolitik über die Rente und die Krankenversicherung bis zu Personalfragen: Wird der ehemalige Ministerpräsident und Wirtschaftsmanager Lothar Späth tatsächlich der Regierung Stoiber angehören oder nicht? Oder warum haben so viele Minister die Regierung Schröder verlassen?

Angesichts der großen Aufgaben, die auf die neue Bundesregierung zukommen, sind dies eher marginale Fragen. Was also wollen die großen Parteien? Die CDU/CSU will nach einem Sieg bei der Bundestagswahl einen "Pakt für Aufschwung und moderne Reformen" schließen, kündigte Stoiber an. Schröder setzt auf die Balance zwischen Kapitalinteressen und Arbeitnehmerrechten, Wirtschaft und Umwelt sowie auf gleiche Bildungschancen für junge Menschen.

Am Ende dieses Duells stellten die Demoskopen fest, dass der Sozialdemokrat Schröder in allen Aspekten vorn liegt, dass er mehr Punkte gemacht hat als Stoiber. Von den Sympathiewerten über die Kompetenz, das Selbstbewusstsein bis zur Fairness: überall unterlag der Kandidat der Unionsparteien.

Und nun? Nach den beiden Fernseh-Duellen stellt sich die Frage: Was soll das Ganze? Da hakten die Moderatorinnen und Moderatoren einen politischen Themenbereich nach dem anderen ab, was die beiden Protagonisten fleißig dazu benutzten, sich gegenseitig Versagen und Unfähigkeit vorzuwerfen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer indes, je Live-Sendung zwischen zehn und 15 Millionen, warteten auf das Unvorhersehbare, auf den großen Knall oder dass im Studio das Licht ausging.

Nichts von all dem geschah. Und mehr, als er vorher wusste, hat auch niemand erfahren. Ein Medienereignis, sicher. Mehr nicht. Und gewählt wird am 22. September.