1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schneechaos nach Wintereinbruch

Wim Abbink27. November 2005

Kniehoher Schnee auf Autobahnen, Kerzenschein statt Strom: Für viele in Nordwest-Europa versank das erste Adventswochenende in ein beispielloses Winterchaos.

https://p.dw.com/p/7Ws8
Deutschland - (k)ein WintermärchenBild: dpa

Ein Wintereinbruch mit zum Teil katastrophalen Folgen hat am Wochenende in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hunderttausende Bürger in Mitleidenschaft gezogen. Rund 250.000 Menschen waren ohne Strom, weil 50 Hochspannungsmasten umstürzten. Am ersten Adventssonntag blieben noch immer 120.000 Einwohner im Münsterland ohne Elektrizität. Auch weite Teile Westeuropas wurden in ein Chaos mit Rekordstaus, Unfällen, Flugabsagen und Stromausfällen gestürzt.

Schneechaos, Starkstromleitungen unter Schneelast abgeknickt
Viele Strommasten stürzten umBild: AP

Im deutschen Nordwesten zählte die Polizei fast 2000 Unfälle auf spiegelglatten Straßen. Ein Toter, 140 Verletzte und mehr als sechs Millionen Euro Sachschaden sind die Bilanz des chaotischen Wochenendes. Nach endlosen Staus auf Autobahnen, stundenlang still stehenden Zügen und einem vorübergehend geschlossenen Flughafen Düsseldorf entspannte sich bis Sonntag aber die Verkehrslage wieder. Katastrophenalarm herrschte allerdings weiter in den Kreisen Borken, Steinfurt und Coesfeld mit insgesamt über einer Million Einwohnern.

Schneechaos Düsseldorf Flughafen
Auch der Düsseldorfer Flughafen musste zeitweise den Betrieb einstellenBild: dpa

Problematische Stromversorgung

Der katastrophale Zusammenbruch der Stromversorgung entstand aus dem Zusammenwirken von Schneefällen, Frost und Sturm: Armdicke Eispanzer legten sich um die Leitungen. Diese gerieten in Schwingungen, stießen zusammen und lösten den gefährlichen Kurzschluss aus. Der bisher folgenschwerste Stromausfall in Deutschland wird Konsequenzen haben. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers von Nordrhein-Westfalen kündigte "intensive" Gespräche mit den Energiekonzernen an.

In Münster ging der Krisenstab am Sonntag davon aus, dass immer noch rund 200.000 Menschen ohne Strom waren. Feuerwehren und Technisches Hilfswerk auch aus anderen Bundesländern sowie der Stromversorger RWE versorgten die Bevölkerung mit insgesamt rund 600 mobilen Stromaggregaten. Auch beheizte Sammelunterkunft wurden eingerichtet. Tausende aber mussten das Wochenende in der ungeheizten Wohnung bei Kerzenschein verbringen. Sämtliche Schulen in den Kreisen Borken, Coesfeld und Steinfurt bleiben am Montag geschlossen.

Notstrom
Zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge transportieren Notstromaggregate ins Münsterland.Bild: dpa

Rekordstaus

Auch im Straßen- und Bahnverkehr stellte das Winterchaos die Menschen auf eine harte Geduldsprobe. Tausende standen im Stau, weil ein zusammengebrochener Hochspannungsmast die A31 (Ruhrgebiet-Emden) blockierte. Umgefallene Bäume behinderten die Züge.

Schwer mitgenommen wurden auch die Niederlande, wo es zu Rekordstaus mit einer Gesamtlänge von mehr als 800 Kilometer kam, der südenglische Landesteil Cornwall, Belgien und Westfrankreich. Während sich die Lage dort bis zum Sonntag jedoch normalisierte, versank das österreichische Bundesland Kärnten buchstäblich im Schnee. "Nichts geht mehr", zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA einen Polizeisprecher zur Lage auf den Autobahnen. In Villach fiel rund ein Meter Schnee.

Stauhelfer
Helfer versorgen gestrandete AutofahrerBild: dpa

Immerhin sorgten die ergiebigen Schneefälle vielerorts schon jetzt für gute Wintersportbedingungen. Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der 2962 Meter hohen Zugspitze, begann am Samstag offiziell die Skisaison - bei Bilderbuchwetter.