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"Schmerzliches Jahr" für irische Katholiken

25. Dezember 2009

Die katholische Kirche in Irland steckt zu Weihnachten in einer ihrer tiefsten Krisen: Nach dem Skandal um den sexuellen Missbrauch tausender Kinder durch irische Geistliche sind zwei weitere Bischöfe zurückgetreten.

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Duncormick Church im irischen County Wexford (Foto: George Munday Photographic)
Verdunkelt sich der Himmel über der irischen Kirche?Bild: picture-alliance / George Munday Photographic

Eamonn Walsh und Ray Field aus der Erzdiözese Dublin gaben ihre Entscheidung am Heiligen Abend (24.12.2009) während der Christmette bekannt und entschuldigten sich bei den Opfern. Vor gut einer Woche hatten bereits der Bischof von Limerick, Donal Murray, und der Bischof von Kildare, Jim Moriarty, ihre Ämter aufgegeben.

Die Rücktritte folgten auf einen Untersuchungsbericht vom November über zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch. Diesem sogenannten Murphy-Bericht zufolge haben seit 1940 Dutzende Kirchenführer mitgeholfen, Fälle von Kindesmissbrauch durch mehr als 170 Priester in Dublin zu unterdrücken. Erst 1995 begann die Kirche auf wachsenden öffentlichen Druck hin, die Priester der Polizei zu melden. Das führte zu einer Flut von Missbrauchsvorwürfen, die inzwischen in die Tausende gehen. Walsh, Field, Murray und Moriarty haben nach dem Bericht drei Jahrzehnte lang Vergewaltigungen und Misshandlungen von Kindern durch Geistliche verschwiegen oder vertuscht. Auch mehrere Priester und Diakone baten nach der Veröffentlichung des Berichts um Entbindung von ihren Aufgaben.

Erzbischof spricht von "Enttäuschung"

Bereits im Mai hatte der sogenannte Ryan-Bericht über die Qualen von Mädchen und Jungen in Schulen, Kinderheimen und anderen Einrichtungen der katholischen Kirche das Land erschüttert. In den Häusern waren demnach seit den 30er Jahren Prügel und sexueller Missbrauch an der Tagesordnung.

Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, rief führende Geistliche dazu auf, ihr Handeln zu überdenken. "Die Diözese enttäuschte ihre verletzlichsten Mitglieder. Die Erzdiözese enttäuschte bei dem Eingeständnis, was zu tun gewesen wäre." 2009 sei für die irischen Katholiken ein "schmerzliches Jahr" gewesen.

Opfervertreterin fordert Buße vom Papst

Irische Missbrauchsopfer haben Papst Benedikt XVI. aufgefordert, nach Irland zu kommen, um für die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Buße zu tun. Die Direktorin des Aislinn Education and Support Centre für Opfer institutionellen Missbrauchs, Christine Buckley, warf dem Papst eine "teilnahmslose Haltung" gegenüber dem Skandal vor. Die Kirche müsse Verantwortung übernehmen, forderte sie in einem offenen Brief, der am Dienstag in den irischen Medien veröffentlicht wurde.

Papst Benedikt (Foto: AP)
Wie Papst Benedikt zu dem Skandal steht, ist unbekanntBild: AP

Der Papst hatte Anfang Dezember den Präsidenten der irischen Bischofskonferenz, Kardinal Sean Brady, und Dublins Erzbischof in Rom empfangen. Der Pontifex sprach mit ihnen und hohen Mitgliedern der vatikanischen Kurie über die Missbrauchsfälle.

Premierminister Brian Cowen forderte derweil erneut ein hartes Durchgreifen und eine Erneuerung der Kirche in Irland. Die Kirche müsse ihre "moralische Autorität" wiedergewinnen, sagte Cowen dem Radiosender RTE. Die Regierung müsse sicherstellen, dass jeder mit dem Gesetz kooperiere. Er sei aber sicher, dass der Glaube in Irland überleben werde, sagte Cowen weiter.

Autor: Martin Schrader (afp/dpa)

Redaktion: Sabine Faber